Die Story um 'K' geht weiter.
Zuerst muss man mal den Hut vor Tim Linghaus ziehen. Er hat es geschafft, über all die Jahre seinen eigenen musikalischen Weg zu finden und diesen auch konsequent zu beschreiten. Man kann sicher sich noch erinnern, damals an die EP Vhoir, die einen neoklassischen Einschlag aufwies. Nun, davon ist marginal auf den aktuellen Werken noch etwas zu finden, trotzdem hat Tim Linghaus einen atmosphärischen Stil in den Gewässern der alternativen Musik sein Zuhause gefunden. Mitte Dezember erscheint sein zweites Werk „Venus Years“, ein emotionales Geschichtsband über die schweren Jahre eines Kindes, das man schon mit dem Vorgänger „We Were Young When You Left Home“ eingeführt hat. „Venus Years“ setzt nicht nur die alternative Klangweise weiter fort, es hat weitaus mehr zu bieten.
Man kann jedem nur raten, das Interview mit Tim Linghaus hier auf dieser Seite sich einmal durchzulesen. Hier hat der Komponist sehr ausführlich über sich und seiner Musik erzählt. Unnötig auch zu erwähnen, das seine letzten beiden Alben auf Gezeitenstrom Musikmagazin in die Kategorie „musikalische Referenz“ gewählt wurden. War „Memory Sketches“ noch eine Klangblüte in der modernen Klassik, so überraschte der Komponist mit völlig neuen Einflüssen und Ansätzen mit dem letzten Werk „We Were Young When You Left Home“. So bietet das Album eine sehr expressionistische Herangehensweise, Gesang, jazzartige Elemente und alternative Gegebenheiten erhalten ihren Einzug.
Das wird auch auf „Venus Years“ weiter fortgesetzt und mit einem erweiterten Musikverständnis ausgefüllt. Thematisch dreht sich das Album über die Perspektive eines Kindes, welches eine Scheidung verarbeiten muss. Die Bewältigung der Einsamkeit, die Wiederentdeckung der Struktur, die Bedeutung des neuen Tagesablaufs und die Wiedererlangung des Selbstbewusstseins sind die Schlüsselthemen, auf denen die Musik aufbaut. Die Geschichte des Albums und der postapokalyptische Bezug wurde genau zu der Zeit erdacht, als die Sache mit Corona losging. Tim Linghaus findet, „es waren plötzliche, sehr intensive Parallelen.“ Die Seele und das pulsierende Herz vom Album
Was ein Tim Linghaus exorbitant beherrscht, ist das immersive Gefühl an Nostalgie und Retrospektive, die als akustischer Rahmen in den Klangstrukturen verarbeitet worden sind. „Venus Years“ hat viele diese Augenblicke, welche den Schleier lüften und kindliche Erinnerungen einem überfluten können. Elektronische Klangsphären, verstimmter, emotionaler Gesang und ein Füllhorn an Diversität der verschiedenen Musikbereiche formen ein homogenes Klanggefüge voller Authentizität und gefühlvoller Bildgewalt der Akustik. Dazwischen findet man einen leicht melancholischen Faden, getränkt mit der Empathie des Komponisten, der sich durch fast alle Stücke zieht. Klanglandschaften, gebunden als ein Ankerpunkt, in dem sich der Hörer mühelos fallen lassen kann. So werden auf „Venus Years“ Elemente aus dem Jazz, dem alternativen Rock mit neoklassischen Ambient verschmolzen, immer mit einem lakonischen Unterton an dystopischen Facetten untermalt, der das Albumkonzept von Kapitel zu Kapitel trägt. Der expressionistische Grad ist wie der Vorgänger eine tragende Säule, einige Stücke schimmern dank dieses Aspektes in einem fast zeitlosen Grad der Akustik. Auch auf dem neuen Album „Venus Years“ hat Tim Linghaus mit Saxofonist Tobias Leon Haecker zusammengearbeitet, der Song „Love and Dust“ entstand mit der Pianistin Muriёl Bostdorp. Die Länge der 16 Stücke ist sehr variabel, was man von den Kompositionen von Tim Linghaus gewohnt ist. Auf ein paar Titeln muss man näher eingehen, sind sie doch die Seele und das pulsierende Herz vom Album. Man muss sich nicht mal viel Zeit lassen, um „Venus Years“ auf einem wirken zu lassen. Denn das Album entfesselt schon ab den ersten Song „Biographical“ eine sehr berührende Ästhetik, bei der man gerne sich von der Musik an die Hand nehmen lässt. Nuancen des Surrealismus mit emotionalen Rockaspekten findet man im Titel „Rebuild“, ein Paradebeispiel für den kreativen Prozess, der auf dem Album recht oft zur Geltung kommt. Das eingängige Stück mit progressiven Zügen „You Called It Love“ kann sich als permanenter Ohrwurm manifestieren, bei dem der Zuhörer viele Nuancen der Eigeninterpretation vorfinden sollte. Saxofon und Klavierklänge malen eine nostalgische Aura im Titel „Home For The Kids“, ja auf dem neuen Werk gibt es einiges zu entdecken. Der Kontext vieler Stücke haben emotionale und atmosphärische Schwingungen, sehr ausgeprägt in Stücken wie „Warhorses“ oder das verträumte und anmutige „Ghost“. Und Mr. K hat seinen persönlichen Auftritt im sphärischen Stück „K In A Wafting Cape“. Auch wenn man sich noch ein wenig gedulden muss, denn „Venus Years“ wird erst am 11. Dezember 2020 über das japanische Label ScholeRecords veröffentlicht. Doch dann darf man abtauchen in einer Welt aus Nostalgie und Expressionismus. Aus melancholischen Venen und surrealen Arterien, die das Herz von „Venus Years“ akustisch Leben lassen. Wer das Vorgängeralbum „We Were Young When You Left Home“ schon überwältigend fand, wird mit „Venus Years“ ebenfalls sehr glücklich werden. Neben der digitalen Version wird es das Album auch auf einer limitierten Vinyl geben mit wunderschönen Artwork. Links zu Tim Linghaus:
Venus Years - Songliste /Dauer:
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Februar 2024
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