Philosophische Klanglandschaften.
Auffallend und auch spannend ist ein Trend, der in letzter Zeit Einzug in die Musik gehalten hat. Dass sich immer öfters Solokünstler zusammenschließen, um unter einer eigenen Flagge eine Kooperation anzustreben. Letztlich mit dem Projekt BLOMMA zu beobachten und auch Slow Reels fällt in diese Kategorie. Dahinter verbergen sich die zwei Ausnahmekünstler Ian Hawgood und James Murray, beide Musiker sind auf dieser Seite bekannte Gesichter. Diese Tage gab es das Debütalbum „Farewell Islands“, wo die Zwei ihr Musikverständnis im Bereich Ambient zu einem homogenen Klanggefüge vereinen.
Ian Hawgood ist Künstler, Pädagoge, Instrumentenbauer und Toningenieur. Er ist Kurator für diverse Labels und bekannt dafür, die frühe Netzlabel-Szene zu unterstützen. Sein letztes Album „Impermanence“ hat knapp vor einem Jahr in allen Punkten der Klangästhetik überzeugt. Der Labelinhaber von Slowcraft James Murray ist seit vielen Jahren als Solokünstler unterwegs, hat allerdings schon oft mit anderen Musikern zusammengearbeitet, wie zuletzt mit dem Italiener Francis M Gri. Hawgood und Murray haben sich nun vereint unter einer neuen Formation. Slow Reels kombiniert genaugenommen Ian Hawgoods Liebe zu Bandmaschinen und Vintage-Synthesizern mit James Murrays Melodik und seinem reich, strukturierten digitalen Sounddesign.
Fragile Klanglandschaften und nostalgischer Mimik
Herausgekommen ist Farewell Islands, in dem beide Komponisten eine Stimmung aufbauen, zwischen fragilen Klanglandschaften und nostalgischer Mimik. Viele Klangcollagen werden auf Ebenen gebündelt, um dies in der reinsten Form aufzusplitten. Die daraus entstehenden Klangfragmente verschachteln beide Musiker in eine ästhetische Form der Kunst, reichert diese mit Facetten des elektronischen Ambient an. Vielschichtige Texturen mit expressionistischen Anstrichen werden auf dem Album zu ätherischen Landschaften aus Klang und Gefühl extrapoliert. Wabernde Loops, die eine Stimmung aus Sehnsucht und Verlorenheit widerspiegeln. Töne und Melodien auf einer neuen Ebene der Interpretation, dazu stetig ein fragiler und betörender Unterstrich, der hin und wieder in die surreale Welten abdriftet. Der experimentelle Grad ist auf dem Album durchaus exorbitant angesiedelt, verfließt sich dank der klassischen Strukturen von James Murray zu einem wahren Klangerlebnis, wie in beispielsweise dem letzten Stück „Farewell“. Nun stellt Farewell Islands kein Unikat in diesem Musikbereich dar und will es auch nicht sein, doch ist man als Hörer bei dieser Klangästhetik immer gewillt, den philosophischen Aspekt zu beleuchten, im akustischen Sinne. Den gibt es hier natürlich, und zwar überdurchschnittlich breit aufgestellt. Insgesamt 4 Stücke mit Überlänge bieten genug Raum für Interpretationen. Gefühlswelten der Romantik, Melancholie werden erforscht, ebenso eine bedrückende und Schwere Ebene. Musikalisch aufbereitet auf einer fragilen und intimen Umgebung, dringen verträumte Klanglandschaften in die Seele, ummanteln den Hörer mit einer eigenen Magie, den die beiden Komponisten sehr gefühlsbetont in das Klangbild manifestiert haben. Hinzu kommt eine elektronische Sphäre, die dem Ganzen ein Gefühl von Einsamkeit und Verlust darüber stülpt, um dann der Nostalgie freien Lauf zu lassen. Slow Reels haben definitiv mit ihrem Debüt „Farewell Islands“ dem Genre eine kleine Perle geliefert. Freunde von ätherischen Landschaften aus Akustik werden mit einem emotionalen Bindeglied versehen, um den Hörer knapp 40 Minuten in andere Dimensionen eintauchen zu lassen. Immer mit der Facette des philosophischen Hintergrundes, den man auf dem Album mühelos entdecken kann und für sich selbst zu artikulieren. In Zeiten von Corona und Co. ein idealer Begleiter, um sich zu sammeln und die Welt für eine kurze Zeit an sich vorüberziehen zu lassen. Links zu Slow Reels:
Farewell Island Songliste / Dauer:
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Februar 2024
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