Der Klang der Vergangenheit.
Es gibt Musiker, die in einem verzerrten Klang oder Ton noch eine gewisse Ästhetik artikulieren können. Expressionismus, der in Kapitel immer weiter ausgebaut wird, findet ihren Höhepunkt nächste Woche mit dem neuen Album von Ian Hawgood mit dem Titel „Impermanence“. Ein Werk, welches komplett ohne Computer auskommt und aufgenommen wurde. Dieser Aspekt steht dem Album auch sehr zu Gesicht, denn die Klanglandschaften bieten eine Erfahrung in den Klanglandschaften, nicht nur als Zuhörer. Impermanence, die 'Unbeständigkeit‘ der Aufnahmen, ist auch als eigenes Gesamtkonzept vom neuen Werk zu sehen.
Ian Hawgood ist Künstler, Pädagoge, Instrumentenbauer und Toningenieur. Er ist Kurator für diverse Labels und bekannt dafür, die frühe Netzlabel-Szene zu unterstützen. Vor allem in seiner zweiten Heimat Japan ist der Künstler sehr beliebt. Seine Sounddesign-Arbeiten wurden in Galerien auf der ganzen Welt gezeigt. Seine Solowerke waren in den letzten zehn Jahren immer ein Garant für Interpretation von Klang und Musik. Vor allem das Thema von Vergänglichkeit, die Zerbrechlichkeit von analogen Maschinen, beschäftigt den Künstler, wie die brüchige Schönheit des Verfalls zu dokumentieren in seinen Stücken, wie aktuell auf Impermanence, dem neuen Album. Ein Porträt der technischen Expertise und der persönlichen Integrität, die eine exemplarische Praxis erfordert.
Vielschichtige Texturen, mit expressionistischen Anstrichen
Nun kann man Impermanence in akustischer Form schwer in Worte Fassen. Viele Klangcollagen werden auf Ebenen gebündelt, um dies in der reinsten Form aufzusplitten. Die daraus entstehenden Klangfragmente verschachtelt Ian Hawgood in eine ästhetische Form der Kunst, reichert diese mit Facetten des Musikbereichs aus dem Ambient oder durch-strukturierende Synth-Passagen an. Vielschichtige und durchaus lyrische Texturen, mit expressionistischen Anstrichen, werden Töne und Melodien auf einer neuen Ebene der Interpretation zusammengefasst. Dazu stetig ein fragiler und betörender Unterstrich, der hin und wieder in die surreale Welten abdriftet. Möglich durch analoge Synthesizer und beschädigte Kassettenaufnahmen, viele Werkzeuge des Klangdesigners vermischen sich mit Einer Gefühlswelt, die Melancholie, Nostalgie und auch eine fragile Hülle der menschlichen Seele widerspiegelt. Die Kunst, daraus eine Einheit von sphärischen Klanglandschaften zu erschaffen, die den Hörer gefangen hält, ist für Ian Hawgood auf einem sehr hohen Niveau auch gelungen. Die gefühlsbetonten Schichten mit Seelenstärke kommen auf alles Stücken sehr zu tragen, mit Einfügen von Naturgeräuschen oder Field Recordings erklimmen die Landschaften aus Akustik eine gewisse Faszination. Ein cineastisches Erlebnis, bei dem der Hörer viele Kaskaden an Gedanken im Kopf erlangt. Insgesamt 9 Songs von breiter Dynamik hat das Album zu bieten, technisch auf einem extrem hohen Niveau angesiedelt. Die Klangstrukturen sind über Ebenen hin texturiert, mit leicht lakonischen und melancholischen Zügen ausgestattet. Besonders in Stücken wie beispielsweise „Stories Fold“, „Ever Loved“ oder „Grace“ werden diese Punkte expliziert herauskristallisiert. Selbst das schwere und drückende Stück „Loneliness“ impliziert mit seinen verzerrten Klangmustern ein gewaltiges Gefühl von Vergänglichkeit und Verlorenheit. Emotionale Feinfühligkeit im Gewand des Ambient. Es fällt nicht leicht, auf Impermanence markante Highlights auszumachen, jeder der 9 Songs hat umwerfenden Charme und blickt man auf das gestellte Gesamtkonzept, dann hat man dieses Ziel mit dem Album voll und ganz eingefangen. Ian Hawgood bietet mit dem Album viele interessante Gesichtspunkte und Ansätze, seine Stücke zu deuten und für sich zu kommentieren. Eine typische Form der Musik, die kostbar und zeitlos scheint. Release ist am 18. April 2019 über das kleine und charmante Label Slowcraft Records. Links zu Ian Hawgood:
Impermanence Songliste / Dauer:
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Februar 2024
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