Ein weiteres, großes Kapitel.
Wie aus dem Nichts tauchte Ende 2018 ein Stern am Musikfirmament auf, der eine immense Strahlkraft besaß. Mit „Nummern“ hat der Berliner Jan Wagner ein Debütalbum abgeliefert, welches dem Musikbereich des Ambient neue Facetten und Impulse spendierte. Das Lob war groß, trotzdem ruhte sich der Berliner nicht auf den Lorbeeren aus, im Gegenteil- diese Woche erscheint der Nachfolger mit dem Titel „Kapitel“, das nahtlos anknüpft am Debüt. Ob überhaupt das neue Werk das auch kann, diese Frage stellt sich hier nicht. Eher ob „Kapitel“ dem eh schon perfektem Debüt übertreffen kann. Muss es das überhaupt? Das zweite Album wird eher dem Albumtitel gerecht – es ist das zweite Kapitel in einem Bestseller, welches beinahe zeitlos agiert.
Jan Wagner lebt in Berlin, er ist Pianist, Produzent und Tontechniker. Er spielt seit seinem 5. Lebensjahr Klavier. Er ist fasziniert von der Musik, die unter der Oberfläche verborgen ist. Ein wenig mehr erfährt man auch im Interview, welches damals fast zeitgleich mit dem Debütalbum auf dieser Seite geführt wurde. Im Herbst 2018 hat er mit dem Album „Nummern“ einen wahren Meilenstein gelegt. Es wurde auf diesem Magazin auch ausgezeichnet als musikalische Referenz im Bereich Ambient. Vor allem der emotionale Grad war auf dem Werk exorbitant ausgelegt, reine Essenzen der Melancholie flossen durch jede Oktave und jeder Melodie. Zitat: „Die Musikbereiche aus Ambient und Neoklassik bilden schon lange eine Symbiose, auf ‚Nummern‘ lernt man diese auch zu lieben und zu würdigen.“ Nun findet das ganze seine Fortsetzung mit dem neuen Album, bei dem der expressionistische Anstrich noch einmal explizit angesetzt wurde.
Es überkommt sofort diese Magie aus Klangästhetik und Melancholie
Wenn man ein großer Freund von Nummern war und versucht, das komplette neue Album objektiv einzuschätzen, so wird dieser Gedanke innerhalb von Sekunden zerstört. Wie das Debüt überkommt sofort diese Magie aus Klangästhetik und Melancholie, wo man mit den Worten ringen muss. Man hat das Gefühl, mal wieder ein Album des Jahres auf den Ohren zu haben oder zumindest eines ,welches Ende 2020 in diversen Jahreshighlights mit Sicherheit auftauchen wird. Wie gewohnt instrumentalisiert Jan Wagner seine Stücke auf dem Klavier, baut um das Klanggerüst warme und romantisierende Fassaden an charmanter und feinfühliger Elektronik. Moderne Wände werden mit klassischen Strukturen verwebt, in die man sich sofort verliebt. Der Berliner hat dank seines Musikverständnisses auch die Empathie und das Gespür, welche Töne, Sequenzen oder Passagen er hervorheben muss an Tempo und Lautstärke, damit diese ohne Mühe eindringen in des Hörers Herz. Generell ist "Kapitel" ein wenig dynamischer ausgefallen, die Texturen sind trotzdem wie der Vorgänger sehr eingängig gehalten. Die perfekte Symbiose aus elektronischen Klanglandschaften und der klassischen Note vom Klavier sind makellos und voller Schönheit. Ein homogenes Klanggefüge, das aus gängigen Mustern im Ambient ausbricht, romantisierende Poesie in akustischer Form werden auf dem Album in einigen Titeln regelrecht zelebriert. Eine tragende Säule auf dem Album ist der Grad an Unkompliziertheit, aus jeden Song spiegelt sich ein Fragment aus der Seele des Komponisten wider. Ruhig, einfühlsam und bedächtig sind die Tastenanschläge, verbreiten eine Aura aus Frieden Ruhe und akustischer Stille. Ein Musterbeispiel findet sich hier in dem Stück „Kapitel 25“. Ein weiterer, repräsentativer Auftritt im Genre des Ambient
Es sind wieder einmal wahre Perlen im Genre, was Jan Wagner auf Kapitel realisiert hat. Schüben an Gänsehaut verbreitet „Kapitel 30“ mit filigranen Sprechgesang von Kollegin Rosa Anschütz. Die emotionale Gefühlswelt wird einfach umgekrempelt und auf dem Kopf gestellt, so tief reicht der Grad an Melancholie. Das atmosphärische „Kapitel 28“ breitet elektronische Klanglandschaften auf dem Hörer aus, die temperamentvoll in den Bann ziehen. „Kapitel14“ ist eine meditative Klangerfahrung aus Klavier und marginalen Synth-Untermalung. Das ist auch ein Punkt, was das zweite Album so intensiv unter die Haut gehen lässt. Die sinnlich, anmutigen Kompositionen im neoklassischen Gewand. Mit sehr gefühlsbetonten Kollagen am Klavier inszeniert, Klangfarben voller Sehnsucht und Melancholie, welche sich tief in das Herz bohren, dank eingängigen Strukturen. "Kapitel" ist wahrlich eine würdige Fortsetzung vom Debütalbum Nummern. Es bietet mehr Nuancen der modernen Klassik, ohne die sphärischen Ebenen zu verlassen. Insgesamt beinhaltet das Werk 8 verschiedene Titel, die durchaus anzusiedeln sind in zeitlose Kunst. Das neue Album ist ein weiterer, repräsentativer Auftritt im Genre des Ambients vom Komponisten Jan Wagner. Freunde von verträumten Ambient werden mit dem neuen Album sicher in keiner Weise enttäuscht werden. Release ist diesen Freitag am 20.03. 2020 über Quiet Love und erhält darüber hinaus eine klare Empfehlung. Links zu Jan Wagner:
Kapitel - Songliste / Dauer:
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