Zu Hause in der experimentellen Klassik.
Die musikalischen Werke vom Franzosen Dominique Charpentier gehen schon tief in das Herz, mit der großen Dynamik an emotionalen Momenten. Für einige Musiker ist das Klavier eine gelungene Ergänzung zum Gesamtkonzept der akustischen Bandbreite, doch auf dem neuen Album „Tipi“, welches Mitte Juni 2021 erscheint, rückt das Instrument nicht mehr gänzlich in den Vordergrund. Ummantelt mit charmanter Neoklassik und subtiler Elektronik wird auf dem Album eine emotionale Stimmung aufgebaut, die nicht in einem einzelnen Musikbereich angesiedelt ist. „Tipi“ agiert genreübergreifend, bleibt dabei sehr bodenständig, ganz wie man es von so einem herausragenden Künstler die letzten Jahre auch gewohnt ist.
Dominique Charpentier, ja damit verbinden viele Menschen ein Klangerlebnis der ganz besonderen Art. Das Musikmagazin hat den Franzosen schon sehr oft mit Rezensionen begleitet, ganz besondere Perlen hat der Pianist mit den Werken „Réminiscence“ von 2018 und „Fragments“ aus dem letzten Jahr herausgebracht. Doch auch Künstler wie Dominique Charpentier suchen immer wieder nach neuen Impulsen, neuen Facetten oder ganz anderen musikalischen Gegebenheiten. So entstand auch „Tipi“, übersetzt die traditionelle Heimat der amerikanischen Ureinwohner. Ein neues Zuhause finden im akustischen Sinne, losgelöst von reinen Klaviersonaten oder der klassischen Musik. Auf dem Album werden diese nur marginal vertreten sein, doch sie sind nicht ganz verschwunden. Die tragenden Säulen bilden Elektronik und Synth-Bögen, teils moderne Ausrichtung, teils mit Retrospektive behaftet.
„Tipi“ ist wie ein verlorenes Puzzleteil vom Komponisten
Dass in „Tipi“ eine gewisse Seele liegt, die Dominique sehr gefühlvoll verwebt hat, lässt sich nicht leugnen. Der moderne Grad ist auf dem Album exorbitant ausgefallen, doch einige Stücke haben ein derart massiven Einschlag in die Gefühlsebene, die wahrscheinlich nur eine handvoll Komponisten auf dem Erdball mit Perfektion beherrschen. Ebenso der Spagat aus Schwingungen der elektronischen Tanzmusik und moderner Klassik in seiner Reinform machen das Album zu etwas Einzigartiges in der Musik. Einzelne Stücke kombinieren beide Bereiche zu einem homogenen Klanggefüge, die mit Essenzen der typischen Melancholie des Franzosen vereint werden. Wie erwähnt spielt das Klavier keine Rolle des Protagonisten mehr, verschachtelt sich dennoch mit majestätischem Glanz auf „Tipi“, um die Kaskaden der elektronischen Struktur aufblühen zu lassen. Der Rhythmus steigert sich in Ekstase, eine aufgeladene Stimmung gibt ein Gesamtbild, welches man vom Franzosen so noch nie gehört hat. Trotzdem - der Tenor sind ästhetische Klanglandschaften, mit Fokus auf experimentellen Klangsphären, die allerdings hoch-nostalgische Tangenten in einigen Titeln beinhaltet. Auch wenn die Skepsis anfangs recht groß und hoch sein mag, das Album „Tipi“ ist wie ein verlorenes Puzzleteil, welches die Seele vom Franzosen auch irgendwie komplettiert, das sein Musikverständnis weiter vorantreibt in progressiven Zügen. Die feinfühlige Unterstreichung der Akzente heben das Album auf ein Niveau, das auch in einigen Titeln an der Zeitlosigkeit kratzt. Ein sehr gutes Beispiel lässt sich im hochgradigen, cineastischen Stück „La Déroute“ finden. Hier wird einprägsame Klassik mit modernen Anstrichen zu einer puren Klangästhetik geformt. An der Neuinterpretation von „Autism“ hat Jan-Dirk Platek mitgestaltet, der mit elektronischer Musik alias 'We Deserve This' schon zu einer Koryphäe zählt. Mit „Momentum“ und „Ardent“ hat der Franzose klassische Klaviersonaten im Gepäck, als Erinnerung an die musikalischen Wurzeln. Fragil und feinfühlig erklingt das Klavier mit träumerischem Charme. Die laute und stimmungsvolle Seite finden sich in Stücken wie „Music for Babies“ oder „Poussin Bleu“ mit besten Grüßen aus den Achtzigern Jahren. Insgesamt finden sich 10 verschiedene Stücke auf dem Album, mit einer Gesamtspielzeit von 36 Minuten. Das kommende Album „Tipi“ von Dominique Charpentier ist daher ein neuer Weg, den der Komponist eingeschlagen hat und dem man auch mit ihm gehen sollte. Der Franzose war Anfangs selbst sich nicht sicher, wie es ankommen wird mit der neuen Ausrichtung. Doch diese Zweifel sind unbegründet. Es macht einen frischen und progressiven Eindruck, verleugnet auch nicht die traditionellen Ursprünge. Es wird sicher seine Freunde finden, die mit „Tipi“ sehr viel Vergnügen haben werden. Am 18. Juni 2021 erblickt das Album das Licht der Welt. Bienvenue à la maison, Dominique. Links zu Dominique Charpentier:
Tipi - Songliste/Dauer:
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