Akustische Fragmente in schwerer Zeit.
Es sind manchmal die einfachen und simplen Dinge auf der Welt, die ein fehlendes Puzzleteil repräsentieren. Vor allem in der Musik ist diese Metapher für viele Menschen der Aspekt, der einem Menschen begleitet, für lange oder kurze Zeit – aber in dieser Periode war die Musik der Ausdruck von Gefühlen und Leben. Ein persönliches Fragment, was verloren schien und nun zurückkehrt. Ein Virtuose darin, solche Emotionen zu entfachen war schon immer der französische Pianist Dominique Charpentier. Ein Komponist, der sehr viel seiner eigenen Seele in seinen Stücken investiert. „Fragments“ ist das neue Album vom Franzosen, einfache Klaviersonaten mit exorbitanten Gefühlswelten.
Vorstellen muss man den Komponisten eigentlich nicht. Dominique Charpentier ist auf diesem Magazin immer ein willkommener Gast mit seinen Werken. Ein Blick in die Referenz der modernen Klassik 2019 führt das Album „Lueurs“ in der Liste auf. Zitat aus der Review: „Man wird immer wieder über die Größen im Musikgenre stolpern, welche die moderne Klassik in der Vergangenheit geprägt haben und Pioniere waren. Doch was wäre unsere Welt ohne Komponisten wie Dominique Charpentier, die ihrer Vision folgen und ganz nebenbei Musik erschaffen, die man selbst in 500 Jahren als einzigartig betiteln würde?“ Nun ist „Fragments“ in einer Zeit entstanden, wo wir alle auf Nähe und Gewohnheiten verzichten müssen. Die Corona-Krise hat auch den Franzosen schwer zugesetzt. Seine emotionalen Eindrücke dieser Zeit sind auf dem neuen Werk verarbeitet worden. Kleine akustische Zeitsprünge in das Leben des Komponisten.
Eine Kunst der Bildsprache in der Akustik
Wie am Anfang erwähnt, ist das Album eine einfache Konstruktion an Klaviersonaten. Der Punkt ist, sie reichen tief in das Herz, ein Album mit eigener Intimität und Seele. Es gibt viel Romantik und wenig Melancholie, das Album sprüht ein Gefühl aus, welches lebensbejahend und rein scheint, getreu einem Motto, das auch die dunkelsten Wolken eines Tages der Sonne weichen. Klare und eingängige Melodien werden hier auf einem Zenit gebracht, Tempo und Agogik sind sehr variabel gehalten, als ob Schmetterlinge einem auf der Sommerwiese um einem herum tanzen. Paradoxerweise stellt sich dieses Gefühl besonders in Stücken wie „La Plage“ ein. Dass der Franzose ein cineastisches Feingespür in seinen Stücken besitzt, beweist er nicht nur im Soundtrack zu „The Cakemaker“. Auch auf „Fragments“ fliegen Bilder der Vergangenheit durch den Kopf, als die Welt noch etwas schwereloser war als in dieser Zeit . Eine Kunst der Bildsprache in der Akustik, welche der Franzose in all den Jahren perfektioniert hat. Fragments beinhaltet insgesamt 8 Stücke, in dem die Essenz von Klavier, Kunst und Intimität des Komponisten ein homogenes Gefüge bilden. Acht Titel, die ein positives Gefühl dem Hörer vermitteln und diese auch lange im Herzen widerhallen. Ein recht kurzes Album, aber man wird mit einer Art zeitlosen Klassik belohnt. Verliebt hat man sich spätestens mit den Titel „La Terrasse“, ein Stück, was dem Hörer seine eigene Fragilität vorhält. Schließe die Augen, denk an den Sonnenstrahl, der jeden Morgen dich begrüßt. Oder ein persönlicher Favorit - „L'ignorance“, bei dem man am Abends den Tanz der Kerzen zuschaut und die Welt für diese akustischen Minuten man an das Fragment erinnert wird, welches manchmal im Herzen schmerzt. Dominique Charpentier teilt in seinen Stücken seine Emotionen, seine Gedankenwelt und als Hörer ist einem diese Welt nicht fremd, denn oft spricht sei die eigene Sprache, die man lange gefühlt hat. Auch wenn das Album nicht gerade üppig ausgefallen ist, so ist „Fragments“ ein Paradebeispiel für die Kreativität und auch Intimität, welche in diesen Zeiten Komponisten mit dem Hörer gerne teilen möchten. Sie reden nicht in Worten, sondern auf der Tonleiter und jeder Mensch kann sie verstehen und noch besser – nachempfinden. Neben der digitalen Version gibt es auch etwas für das Regal - eine limitierte Auflage von 100 CDS in einem wunderschönen Digipak-Format. Letztendlich zählt nur die Musik und die Unterstützung von Musikern in der schweren Zeit. Vor allem, da sie an dem Aspekt der „zeitlosen Musik“ kratzt. Was keine Übertreibung ist. Release ist am 03. Juli 2020. Links zu Dominique Charpentier:
Fragments - Songliste / Dauer:
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