Debütalbum der talentierten Musikerin.
Musik, die sehr explizit den Hörer an die Hand nimmt, alles stehen und liegenzulassen, um komplett in ätherische Klangsphären einzutauchen – seit gestern gibt es das Debütalbum „Votive“ von Rosa Anschütz, die genau diesen Aspekt gleich doppelt unterstreicht. Angesiedelt zwischen nostalgischen Domänen und hypnotischen Rhythmen ist der expressionistische Grad auf dem Debüt eine fast greifbare Komponente geworden. Man kann durchaus die Behauptung aufstellen, mit „Votive“ wird die elektronische Musik auf eine ganz neue Interpretationsebene gestellt, inklusive mehrere Facetten an lakonischer Poesie in der Musiksprache. Mit der EP „Rigid“ aus 2019 hat sich der Bekanntheitsgrad der Komponistin extrem gesteigert. Rosa Anschütz hat transmediale Kunst studiert und ist neben der Musik auch als Produzentin tätig. Wer gerne mehr erfahren möchte, in einem Interview aus dem letzten Jahr hat sich die Musikerin etwas näher vorgestellt auf Gezeitenstrom Musik. Das Debütalbum ist eine Sammlung von Gedanken und Erlebnissen, die Texte wurden aus ihrer wachsenden Sammlung von Phrasen, losen Gedichte und tagebuchartigen Einträgen destilliert, welche sie oft unterwegs schrieb. Bereit, mit dem Hörer zu teilen oder auch zu opfern. Denn Votive sind Gegenstände, die aufgrund eines Gelübdes bzw. Verlöbnisses als symbolische Opfer einer überirdischen Macht öffentlich dargebracht werden. Cineastische Rahmen waren schon immer die Stärke von Rosa Anschütz
Wie die Vorgänger EP wurde das Album in Zusammenarbeit mit Jan Wagner produziert, dessen einzigartige Handschrift durchaus auf dem Debüt vorzufinden sind. Man muss ehrlich sagen, beide Musiker ergänzen sich in jeder Form und bilden mit dem großen Musikverständnis ein homogenes Gefüge in Sachen Klangästhetik und Technik. Um das Album auf sich wirken zu lassen, sollte man am besten das Licht dimmen und ein paar Kerzen anzünden. In dieser Stimmung entfaltet das Album auch seine ganze Schönheit und Ästhetik. Denn „Votive“ ist ein hochgradig atmosphärisches Album, voll mit traumhafter Romantik und melancholischen Überbau. Die Klangstrukturen bilden eine Matrix aus elektronischen Sequenzen, Layern und texturierten Klangfarben am Synthesizer. Elektronische Kaskaden durchqueren -ambiente Klanglandschaften, formen Tropfen für Tropfen einer melancholischen Essenz, die tief in die eigene Seele ragen. Einzelne Songs sind dank des elektronischen Spektrums mit einer Aura an Retrospektive behaftet, die nostalgische Erinnerungen aufkeimen lassen. Die Klangsphären und die eingebende Stimme sind emotional geprägt, agieren dynamisch im Tenor. So wird eine breite Gefühlspalette mit dem Album abgedeckt. 9 unterschiedliche Stücke in Sachen Artikulation der elektronischen Balance finden den Platz auf dem Album. Experimentelle Nuancen geben dem Album ein Alleinstellungsmerkmal, gebündelt mit einer großen Prise Surrealismus. Und doch faszinieren viele Stücke auf dem Album, fesseln bis zum letzten Akkord. Wie beispielsweise „Zitterndes Wasser“, die aufgebaute Stimmung wirkt dunkel, bedrohlich und so aufregend und attraktiv. Der Opener „Out of True“ mit seiner bedächtigen Aura und romantisierender Instrumentalisierung kratzt an der Komponente der zeitlosen Musikkunst. Cineastische Rahmen waren schon immer die Stärke von Rosa Anschütz, in diesem Song und in „In Spate“ gipfeln diese auf dem Zenit. Dem Album gelingt es auch perfekt, in die eigene Gefühlswelt einzugreifen und diese auf den Kopf zu stellen. Es kann durchaus tief greifende Gedanken vernebeln oder Dinge klarer sehen lassen. Der Hörer entscheidet selbst, wie er zu den Traum-verlorenen Klangdimensionen steht. Mit einer Spielzeit von über 42 Minuten ist auf dem Album auch genug Zeit, sich entführen zu lassen. Man kann nur jedem raten, sich das Debütalbum von Rosa Anschütz sich einmal näher anzuhören. Von einer gewissen Impulsivität und Innovationskraft, denn „Votive“ besitzt reichlich viel davon. In Sachen cineastischer Akustik ist „Votive“ trotzdem ein beeindruckendes Werk, welches die Welt der Gefühle auf den Punkt bringt. Auch, wenn diese oft mit einer gewissen Dunkelheit behaftet sind. Freunde, die gerne akustische Welten im Dark-Ambient über Avantgarde erkunden und dabei sich darin verlieren können, werden sicher sehr glücklich damit. Release war der 02. November 2020 über das Label Quiet Love Recs. Links zu Rosa Anschütz:
Votive - Songliste/Dauer:
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