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Ein Stück Zeitlosigkeit.
Diese Woche erscheint das neue Album vom Schweden Jakob Lindhagen. Wäre „Memory Constructions“, so der Titel, ein Gemälde – es würde sehr wahrscheinlich in Galerien wie das Louvre hängen. Denn was der Komponist hier erschaffen hat, ist nicht einfach nur neoklassisches Ambient. Es ist zeitlose Musikkunst mit extrem viel emotionalen Tiefgang und der reinen Essenz der skandinavischen Melancholie. Auf seine eigene Art verabschiedet das Album den Sommer und leitet den Herbst ein, mit seiner farbenfrohen Aura, aber auch die tristen, grauen Regentage durchziehen das Werk wie ein nebelhafter Schleier der Fragilität.
Jakob Lindhagen spielt seit seinem fünften Lebensjahr Instrumente und ist ein preisgekrönter Komponist, Musikproduzent und Multi-Instrumentalist aus Stockholm, Schweden. Er taucht sehr oft auf dieser Magazin-Seite auf, nicht ohne Grund. Sei es als Gastmusiker wie bei Vargkvint oder als Solomusiker unter seinem Namen. Die Kunst eines Jakob Lindhagen ist es, den Hörer an die Hand zu nehmen, um mit seiner Musik ein Gefährte zu sein. Auch seine Gefühle oder Erinnerungen zu teilen im akustischen Sinn. Das konnte man beispielsweise 2017 mit seinem Album „Paces“ erleben. Sein neues Album „Memory Constructions“ hat auch einen konzeptionellen Teil, dem es zugrunde liegt. Der Komponist sagt dazu: „Unsere Erinnerungen spielen eine so große Rolle für unsere Identität, aber sie sind extrem unzuverlässig, ändern und verblassen mit der Zeit und sind leicht zu beeinflussen und zu manipulieren. Und doch konnte ich nicht anders, als Schönheit darin zu finden.“ Beim Hören von den Titeln auf dem Werk werden definitiv sehr alte aber auch jüngere Erinnerungen vor dem geistigen Auge manifestiert.
Das ausdrucksstärkste Werk aus der Feder vom Schweden
„Memory Constructions“ zu umschreiben ist wie ein schöner Traum, aus dem man einfach nicht aufwachen möchte. Wie ein sanfter Windhauch, der zart und leise die Blätter an einem Baum zum Schwingen bringt. Sehr zart und ruhig sind die Kompositionen aufgebaut, tragen in den Klangstrukturen intime Klavier und Streicher-Arrangements, umhüllt mit einer Melancholie, die man sehr schwer kopieren kann. Umhüllt mit marginaler Elektronik baut der Komponist romantische Kathedralen der Intimität auf, die sehr tief in das eigene Herz reichen dürften. Bedächtig und sehr gefühlsbetont agieren Tempo, Artikulation und Agogik auf dem Album, bis auf einzelne Ausnahmen dringen Melodien aus Klang und Gefühl unter die Haut. Der Grundton ist ein verträumtes, leicht lakonisches Klanggerüst, das mit viel Emotionalität vom Komponisten aufgewertet wird. Dabei lässt sich Jakob Lindhagen auch Zeit, um das maximale Gefühlserlebnis zu übermitteln, damit der Hörer bei den ersten Klängen schon in einer anderen Dimension jenseits der Realität vorstoßen kann. In jedem Stück auf dem Album spürt man daher sehr deutlich die skandinavische Melancholie, sehr viel der eigenen Seele hat der Schwede hier von sich einfließen lassen. Mit den insgesamt acht Stücken ist „Memory Constructions“ auch eine Reise zurück zu eigenen Erlebnissen in der Vergangenheit des Zuhörers. Absolut hörenswert ist „Under Water“, bei dem man förmlich selbst am Fjord steht und die Schneeflocken auf seiner Haut spüren kann. Das Zusammenspiel zwischen Streicher und Klavier ist hier in Perfektion zu bestaunen, denn die akustische Immersion ist herausragend komponiert und mit einem Aspekt der Zeitlosigkeit inbegriffen. Wahre Perlen im Genre findet man in den Titeln „Tomorrow“ oder zum Beispiel „They Were Never Really There“. Das Kernelement ist hier das Klavier, auf dem der Komponist mit anmutigen und fragilen Anschlägen das komplette Klanggerüst zu ein heterogenes Gefüge ummantelt. Beschwingter erstrahlt das Stück „Resurfaced“, das sich doch ein wenig in der Tonalität vom Album abhebt. Das sind nur ein paar Beispiele, man wird sicher auf dem Album mit seiner Spielzeit von fast 40 Minuten sehr viel Interpretation für sich selbst finden. „Memory Constructions“ ist wie der stille Tanz der Kerzenflamme, die ästhetisch aufflammt und Wärme und Licht in dunklen Tagen spendet. Man kann schon behaupten, es ist das ausdrucksstärkste Werk aus der Feder vom Schweden, welches unter der Mitgestaltung der beiden Maestros Daniel und Sebastian Selke von CEEYS entstanden ist. Release ist der Freitag, 23. September 2022 über das Label piano&coffee Records und erhält vom Magazin eine Empfehlung. Links zu Jakob Lindhagen:
Memory Constructions - Songliste/Dauer:
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