Was bleibt, ist eine Erfahrung.
Ein großer Vorteil der modernen Klassik ist die sphärische Konvergenz mit anderen Musikbereichen, zu einem homogenen Klanggefüge. Ein sehr gutes Beispiel dafür liefert in ein paar Tagen der britische Komponist Ben Moore mit seinem neuen Album „What Remains of Us“. Hier verschmilz neoklassisch Facetten mit großen Teilen aus dem Dream-Pop zu ein wirklich wundervolles Klangerlebnis. Ein extrem großer Konzeptpunkt ist die Botschaft vom neuen Werk. Was werden wir zurücklassen, wenn wir wieder unter den Sternen wandeln. Die Antwort findet sich in einer klangästhetischer Ausdrucksweise auf dem Album wider.
Der Komponist Ben Moore lebt seit 10 Jahren in London. Er hat mit vielen verschiedenen Arten von Musik experimentiert, hat sich dann darauf spezialisiert, modern-klassische Musik mit Einschlag im Genre des Ambient zu machen, die auf Wahrheit und ehrlichen Gefühlen basiert. Ein ungewöhnlicher Weg, denn seine Wurzeln liegen an einem anderen Instrument, dem Schlagzeug. Das Debüt „Komorebi“ war der erste Schritt und hat durchaus überzeugen können. 2021 erschien mit „If I Don't See You Again“ das Nachfolgealbum, welches in bekannte Gewässer von gefühlsbetontem Ambient segelte. Exakt so, wie man es eben auch schätzt und liebt.
Ein akustisches Meer aus Klang und Emotionalität
Auf dem neuen Werk haben ihn ungefähr 25 Kollegen und Freunde unterstützt, doch den Hauptanteil bilden die drei Sängerinnen. Genauer gesagt: Chiara Dubey, Annasara Lundgren und Karen Vogt. Gefühlvolle Gesangseinlagen mit sehr viel Herz und emotionalem Unterbau bilden wahrlich das Herzstück von „What Remains of Us“. Der akustische Rahmen birgt viele Facetten, reicht von klassischen Ebenen, bis hin zu modernen und Genre-übergreifenden Farbverläufen. Umrahmt werden die Klangsphären mit elektronischen Fassaden und Effekten, marginaler Klangkulisse und natürlich dem Klavier. Hinzu kommt eine sphärische Komponente aus Streicher-Arrangements, welche von Maciej Sadowski eingespielt wurden. Die Grundstimmung ist essenziell sehr warm und feinfühlig, fast schon verträumt und nachdenklich, mit einer leichten Tangente an emotionaler Fragilität. Zwischen sensibler Melancholie und hoffnungsvoller Stimmung, wird eine breite Palette an gefühlsbetonten Dimensionen geboten, eine ausgewogene Mischung aus den Musikbereichen Ambient, Dream-Pop und der Neoklassik. Es ist ein akustisches Meer aus Klang und Emotionalität, welche mit einer lyrischen Ader ausgestattet wurde - Helle und leicht- dunkle Facetten, ummantelt mit einer Mischung aus expressionistischer Romantik und die Hingabe für die Musik. Eine akustische Schönheit bewohnt das Album mit vertrauten Mustern. Darüber schwebt oft die philosophische Frage - was lassen wir eigentlich zurück? Sind es Erinnerungen, ist es mehr? Jeder Hörer von „What Remains of Us“ darf ganz persönlich beim Lauschen der insgesamt 10 Stücke diese Gedanken für sich interpretieren. Dafür sorgt schon der Opener „When You Go“, wo Chiara Dubey dem Hörer diese Gedanken erzählt, in Zusammenspiel mit neoklassischen Charme. Moderne Klassik mit einem Hauch an zeitgenössischem Geist findet man in den Stücken „Glow“ und „Moving On“, kleine Perlen mit der Magie an zeitloser Klangästhetik. Verstärkte Dream-Pop Schwingungen erfährt man mit Titeln wie „All That You Can Be“, welche einem die innere Flamme wieder anzünden oder verstärken, mit ihrer Botschaft aus Freude und positiver Ausstrahlung. Das kann man auch vom Stück „Inside“ behaupten, mit einem Gesang von Annasara Lundgren, der ohne Mühe sich durch die dicksten Mauern im Herzen bohrt. Um ein Fazit zu ziehen, das was zurückbleibt beim Hören von „What Remains of Us“ ist eine Erfahrung. Eine, die man sehr lange in der Seele mit sich herumtragen kann und an die man sehr oft denkt. Ben Moore und seine Gastmusiker ist ein Album gelungen, welches zum Nachdenken anregt oder man einfach seine Freude hat, denn die positive Aura, welche einige Stücke ausstrahlen, sind durchaus Ankerpunkte vom neuen Werk. Gerne zitiere ich hier Hermann Hesse: „Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe bereit zum Abschied sein und Neubeginn. Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern in andre, neue Bindungen zu geben. Denn jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Angemerkt sei noch, dass es zwei Versionen vom Album gibt. Eine normale mit den 10 Stücken und die Deluxe Edition, mit insgesamt 20 weiteren Titeln. Darunter instrumentale Versionen, Klangskizzen oder Demo-Material. So oder so, das Album erscheint digital am 29. September 2023, gibt es auch als CD-Version und erhält vom Musikmagazin eine klare Empfehlung. Links zu BPMoore:
What Remains of Us - Songliste/Dauer
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