Eine Geschichte in Sieben Kapiteln.
Was einem manchmal bleibt in den aktuellen Corona-Zeiten, inklusive Kontaktverbot und Ausgangsbeschränkung, ist der wahre Freund, der einem immer treu zur Seite steht – die Musik. Wenn man mit ihm diese Tage allein im Park sitzt und die Sonnenstrahlen durch die jungen Blätter auf sich spürt, dann reden die Japaner von „Komorebi“, für dessen Wort es keine generelle Übersetzung gibt. Jedoch ist das auch der Titel und das akustische Gefühl beim Hören vom Debütalbum des englischen Komponisten Ben Moore. Neoklassisches Ambient mit einer gewissen Prise an Poesie, perfekt mit der Musik eine ruhige und friedliche Zeit zu verbringen.
Der Komponist Ben Moore lebt seit 10 Jahren in London. Er hat mit vielen verschiedenen Arten von Musik experimentiert, hat sich dann darauf spezialisiert, modern-klassische Musik und Ambient-Musik zu machen, die auf Wahrheit und ehrlichen Gefühlen basiert. Ein ungewöhnlicher Weg, denn seine Wurzeln liegen an einem anderen Instrument, dem Schlagzeug. Als Teenager spielte er als Drummer in diversen Bands, The Cure oder Trent Reznor hatten damals gewaltigen Einfluss. Aktuell spielen allerdings klassische Instrumente und Musik eine Rolle in seinem Leben. Sein Debütalbum entstand auch unter schwierigen Umständen. Komorebi wurde im Laufe von zwanzig Monaten geschrieben, als der Künstler unter Depressionen litt. Es ist ein Tagebuch der Erkenntnisse und des Verständnisses der dunklen Tage, wenn finstere Wolken jegliches Licht zu ersticken drohen. Auf der anderen Seite sind diese Phasen ein unermesslicher Pool an Kreativität für einige Menschen.
Komorebi - die greifbare Seele zum Komponisten
Diese beiden Seiten spiegelt das Debütalbum auf der instrumentalen Ebene auch wider. Stimmungen von Euphorie bis hin zur Verlorenheit, die Sehnsucht und die Hoffnung. Tragende Säulen sind oft das Klavier, das sehr dynamisch agiert und sensible Streich-Arrangements. Umrahmt von elektronischen Bögen, sanfte Drum-Passagen und leichte, orchestrale Farbtöne. Den Grundton bildet eine recht melancholische Fragilität, einfühlsam und intim dringt das homogene Klanggefüge aus Neoklassischen Facetten und marginale Popstrukturen tief in das eigene Herz. Individuelle Klanggestaltung in der emotionalen Bandbreite bilden somit ein cineastisches Erlebnis. Eines das sehr vertraut daherkommt, wenn man einen Bezug zur Vorgeschichte des Komponisten selbst innehält. Künstler drücken Emotionen in ihren Werken aus, Maler in den Bildern, Musiker in Kompositionen. Das Debüt „Komorebi“ ist da keine Ausnahme, trotzdem schaffen die Kompositionen nicht in die Traurigkeit abzudriften, ein gesundes Maß an Zuversicht und Loslassen sind die Ankerpunkte auf dem Album. Nun gibt es schon einige Werke, die Neoklassik und elektronisches Ambient verknüpfen. Das Album "Komorebi" hebt sich in einem großen Punkt davon ab, was andere Alben ein wenig vermissen lassen: Die greifbare Seele zum Komponisten. Sehr gute Beispiele findet man in den Stücken „Through The Trees“ mit seiner optimistischen Gefühlswelt aus sanften und sensiblen Klavieranschlägen und beschwingten Elektronik. Der genau Genteil findet sich im Titel „Lyra“ wieder. Eine reine Essenz aus melancholischen Facetten, man fühlt sich persönlich hineinversetzt und leidet ein wenig mit, mehr kann ein Musiker nicht erreichen mit seinen Kompositionen. Einfühlsam und grazil erklingt hier das Klavier, bildet auch hier den emotionalen Part auf dem Stück. Das Ganze wird auf die Spitze getrieben mit einem zeitlosen Song, dem Ben Moore seinen verstorbenen Stiefvater gewidmet hat und den Titeltrack "Komorebi" des Albums bildet. Wenn die Nebel fallen und eine geliebte Person urplötzlich nicht mehr unter uns verweilt, dann verschwimmen Glanz und Heiterkeit dem tristen Grau, die Welt besitzt in diesen Augenblicken keine Farben mehr, sondern nur dem Schmerz im Inneren der Seele. Doch das Leben geht weiter, akustisch perfekt eingefangen im letzten Stück. Dynamisch werden Gefühle wie Trauer und Verlust verarbeitet, die allmählich verblassen und den inneren Frieden weichen. Komorebi erzählt das ein Stück aus dem Leben vom Komponisten, eine Geschichte von sieben Stücken, die miteinander verflochten und zum Abschluss gebracht werden. Neutral und unabhängig vom Albumkonzept muss man festhalten, das Debütalbum ist durchaus sehr zu empfehlen, durchlebt es viele Stadien an emotionalen Dimensionen, die ehrlich und unverblümt unter die Haut gehen. Veröffentlicht am 17. April 2020 über Rhodium, ein kleines Label aus New York, daran beteiligt eine sehr sympathische junge Frau, die Pianistin Anna Yarbrough. Links zu Ben Moore:
Komorebi - Songliste / Dauer:
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