Japanischer Expressionismus.
Mit dem Tod von Ryūichi Sakamoto hat die Welt einen großartigen Komponisten verloren. Dessen Inspiration viele Musiker beeinflusst haben. Mit Sicherheit auch die japanische Formation Anoice von Yuki Murata und ihren drei Bandkollegen. Diese Woche erscheint ihre neue EP „unerasable fire“ und wie der Vorgänger beschäftigt sich Anoice auf dem Werk mit den Problemen der Welt, die nach der Pandemie entstanden sind - Teilung, Isolation und Krieg, im akustischen Gewand des neoklassischen Ambient, mit avantgardistischen Facetten. Da Ostern vor der Tür steht, machen Band und Label den Fans mit der Veröffentlichung auch ein kleines Geschenk.
Hinter den Namen Anoice verbergen sich die Musiker und Multiinstrumentalisten Takahiro Kido, Utaka Fujiwara, Tadashi Yoshikawa und Yuki Murata. Letztere Dame ist auf diesen Seiten schon mit dem Album „Piano Fantasia“ etwas näher vorgestellt wurden. Gegründet haben sich Anoice im Jahre 2006, da erschien auch das Debütalbum „'Remmings“. Ihr Debüt auf dieser Musikseite erhielt das Quartett mit dem Werk „Ghost in the Clocks“. 2021 veröffentlichten Anoice ihr 6. Album „The Hidden Forest“ nach der längsten Produktionszeit aller Zeiten in ihrer Geschichte. Dieses Album wurde von 17 Gemälden des Waldes inspiriert, die von Naoko Okada gemalt wurden. Mit dem neuen Titel „unerasable fire“ erscheint die bereits fünfte EP der Band seit ihrer Entstehung.
Melancholie, Euphorie & aufgewühlte Momente.
Die Japaner verstehen es auch auf ihrem neuen Werk, die Musikbereiche aus moderner Klassik, dem Ambient und experimenteller Musik einen cineastischen Rahmen zu geben. Dessen gefühlsbetonte Note ein breites Spektrum abdeckt. Melancholie verliert sich in Euphorie, um dann abgelöst zu werden von aufgewühlter Erhitzung. Eine tragende Rolle spielt nach wie vor das Klavier, bei dem Frau Murata so ziemlich jede Farbe der Gefühlswelt zeichnet. Verwoben auf sehr ästhetische Weise sind die elektronischen Kollagen in den Stücken, hinzu kommen Streicher-Arrangements und Einlagen vom Schlagzeug. Viele Stücke besitzen darüber hinaus eine Agogik aus Tempo und Empfindsamkeit, andere sind durchzogen mit sehr bedächtigen Momenten aus romantisierender Melancholie. Die daraus resultierenden Klanglandschaften sind vielschichtig abgerundet, energische und treibende Passagen werden mit ruhigen und verträumten Zwischenspielen in Waage gehalten. Insgesamt hat die EP 5 Titel im Gepäck, bei einer Gesamtspieldauer von fast 25 Minuten bekommt man schon sehr viel akustische Diversität geboten. Vor allem an den Klavier-basierenden Titel „the suspicion“ und „isolation“ haftet der Aspekt von zeitloser Klangkunst an. Energischer agieren Stücke wie „monster“, die eher progressiver ausgerichtet sind. Die Klangvielfalt wurde hier exorbitant aufgedreht - Klavier, Streicher und Gitarre duellieren sich auf einer Ebene, die durchaus mitreißen kann. Die Vier verstehen es sehr gut, mit ihrer Musik ein Gefühl von emotionaler Bindung beim Hörer aufzubauen. Das gelingt auch durch den sekundären Part aus Gesang und Stimmen der Gastauftritte von Calu und Films, die als Stimmungsverstärker in den Klangstrukturen sehr gut funktionieren. Der Kontrast zwischen Licht und Schatten, sowie die konzeptionelle Botschaft der EP haben die Japaner sehr glaubhaft in den Stücken abbilden können. Die neue EP „ unerasable fire“ setzt nahtlos an, womit man mit „invisible wall“ vor drei Jahren aufgehört hat. Sehr stimmungsvoll und mit starken Tangenten aus verschiedenen Musikbereichen haben die Japaner ihre cineastische Vision mit ihrer Musik weiterentwickelt. Vor allem die sphärische Klavierästhetik mit romantischer Ausstrahlung ist ein klares Highlight. Release ist der 07. April 2023 über das japanische Label Ricco. Wie oben erwähnt machen die Japaner euch ein Geschenk, denn die EP wird einen Tag vorher auf Bandcamp unter die Rubrik „pay what you want“, also quasi kostenlos, angeboten. Sollte man sich nicht entgehen lassen. Links zu Anoice:
unerasable fire - Songliste/Dauer:
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Februar 2024
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