Japanische Neoklassik mit Post-Einflüssen.
Vielleicht ist man über den Namen Anoice schon in der Musikwelt gestolpert. Ein wirklich bemerkenswertes Quartett aus Japans Hauptstadt, Tokio. Dahinter verbergen sich durchaus namhafte Musiker und Komponisten, die auch als Solisten unterwegs sind. Anoice haben bis dato 4 Alben herausgebracht, im August 2019 erschien das fünfte Werk mit dem Titel „Ghost in the Clocks“. Dabei vermischen die Vier zwei verwandte Musikgenres auf eine fast einzigartige Weise. Musik ist eine Mischung von Klängen, die Emotionen erzeugen. Selbst diese sind auf dem neuen Werk breit gefächert.
Hinter den Namen Anoice verbergen sich die Musiker und Multiinstrumentalisten Takahiro Kido, Utaka Fujiwara, Tadashi Yoshikawa und Yuki Murata. Letztere Dame ist auf diesen Seiten schon mit dem Album „Piano Fantasia“ aus dem letzten Jahr etwas näher vorgestellt wurden. Gegründet haben sich Anoice im Jahre 2006, da erschien auch das Debütalbum „'Remmings“. 2015 veröffentlichte Anoice das 4. Album 'into the shadows', das nicht nur in Tokio, sondern auch in London, Paris, Warschau und Moskau aufgenommen wurde. Einer der Album-Tracks 'Old Lighthouse' wurde zum # 1-Trending-Track bei Spotify als japanischer Künstler.
Eine Agogik aus Tempo und Empfindsamkeit
Stilistisch verweben die Japaner marginale Strukturen aus dem Post-Rock mit dem heimischen Genre der Neoklassik. Das ist zwar kein Alleinstellungsmerkmal mehr in der Gegenwart, doch Anoice verpassen ihren Kompositionen eine gewaltige Prise Bildsprache und cineastischen Faden. Umhüllt mit einem progressiven und expressionistischen Rahmen. Instrumentalisiert durch sphärische Klavierbögen, Streich-Arrangements oder Flöte. In einzelnen Stücken übernimmt dann das Zepter die Gitarre mit den typischen Post-Effekten, um mit dem neoklassischen Unterbau ein homogenes Klanggefüge zu bilden. Doch der primäre Punkt auf dem Album bilden auch die rein klassischen Stücken, aufpoliert mit einer eindrucksvollen Klangkulisse aus Natur & Alltags-Geräuschen und Tönen. Viele Stücke besitzen darüber hinaus eine Agogik aus Tempo und Empfindsamkeit. Sie beginnen sehr romantisch und leise, steigen sich mit fortlaufender Dauer zu einer regelrechten orchestralen Melodie, welche einem durchaus mitreißen kann. Die Dimensionen aus Melancholie und Euphorie sind der treibende Motor auf dem neuen Album von Anoice. Breit gefächert sind die Akzente im emotionalen Bereich. Wirklich feinfühlige und grazile Klavierspiele warten auf dem Werk, entdeckt zu werden. Besonders hervorzuheben in den Stücken „room with nobody“, „it“ oder „the light“. Doch das wahre Herzstück auf dem Album ist der Song „rebirth“ mit 12 Minuten, bei dem die Japaner so ziemlich alle Register ziehen in den beiden Musikbereichen. Womöglich wird speziell dieser Song sehr viele überzeugen, die bis dato noch ein wenig skeptisch sind. Man kann Ghost in the Clocks durchaus empfehlen, ein wirklich gutes und starkes Album der Japaner. Insgesamt hat das Album 10 doch recht unterschiedliche Stücke zu bieten, bei den man seine ganz eigene Interpretation im Kopf malt, beim Anhören. Es besitzt genug Eigenkreativität, um nicht zu stark Parallelen zu ziehen. Diese Musik ist extrem eingängig und vielschichtig durchkomponiert, dass man sich manchmal ertappt, extreme Gänsehaut zu bekommen oder der gewisse „wow“ Effekt greift ein. Veröffentlicht wurde Ghost in the Clocks Mitte August über das japanische Label Ricco. Links zu Anoice:
Album Songliste & Dauer:
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