Ätherische Klanglandschaften
Jetzt im tiefsten Herbst, wo die Melancholie der Einsamkeit und die weite Leere über die Nebelfelder liegt, ist musikalisch eine der besten Jahreszeiten dafür angebrochen. Beispiele, die akustisch dieses Thema nahezu perfekt umsetzen, gibt es einige. Hinzu stößt seit ein paar Tagen das Musikprojekt Sacromonte Music & AFK mit dem Album „Cudol“, angesiedelt im sphärischen Ambient. Hinter den beiden Projektnamen verbergen sich zwei außerordentliche Komponisten, einer davon begleitet das Musikmagazin im Genre der modernen Klassik schon sehr viele Jahre.
Das Album „Cudol“ ist eine gemeinsame Zusammenarbeit der beiden Musiker Alberto Lucendo & Luca Longobardi. Den letzten muss man hier nicht näher vorstellen, Luca Longobardi ist ein wahrer Virtuose und seine Werke schaffen es immer in die musikalische Referenz am Jahresende. Schon damals kristallisierte sich das einzigartige Musikverständnis vom Italiener heraus, der immer eine bodenständige Portion Melancholie in vielen seiner Werke integriert. Genau wie seine letzte EP „Segments“, die neoklassisches Ambient von seiner schönsten Seite geworden ist. Sacromonte ist das Soloprojekt des Berliner Komponisten Alberto Lucendo. Er hat sich viele Jahre als Musikproduzent, mit einer langen Erfahrung in Aufnahmetechniken in den Bereichen der Vertonung von Soundtracks für Filme, abstrakte Musik und experimentelle Filmfotografie befasst. Als Musiker blickt er auf eine lange Bandgeschichte als Gitarrist zurück und startete 2016 sein Solo-Musikprojekt Sacromonte.
"Cineastisch“ ist das beste Wort, welches das Album umschreibt
Was beide Komponisten auf „Cudol“ zusammengetragen haben, ist ein akustisches Meer aus Klang und Emotionalität. Helle und dunkle Facetten, ummantelt mit einer Mischung aus Melancholie und Hingabe für die Musik. Die Klangfarben reichen von ruhig und beschaulich, bis zu aufgewühlten und leicht surreale Merkmalen. Vielschichtige und durchaus lyrische Texturen, mit expressionistischen Anstrichen, werden Töne und Melodien auf einer neuen Ebene der Interpretation im Musikbereich zusammengefasst. Dieser Aspekt der elektronischen Diversität entfachen ein Feuer, die ab der ersten Minute auf den Zuhörer überspringt. Die malerischen und ätherischen Landschaften werden in einzelnen Stücken durch marginale Nuancen der Neoklassik in einen Rahmen gesetzt. Andere Stücke dominieren mit fieberhaften Beats, Paradebeispiel auf „Cudol“ nimmt der Song „Kronplatz“ ein. Beide Seiten der Emotionalität bilden ein Gleichgewicht, in dem man sich mühelos verlieren kann, auch wenn die surrealen Augenblicke in der Akustik nicht überhandnehmen. Eine fragile Schönheit bewohnt das Album mit vertrauten Mustern. Die elektronischen Klanglandschaften vom Synthesizer sind immer der Protagonist, variiert in Tonfrequenz, dem Tempo und die Resonanz. Insgesamt hat „Cudol“ 8 verschiedene Stücke zu bieten, mit einer Gesamtspiellänge von über 35 Minuten hat der Hörer sehr viel Zeit, darin einzutauchen. Schon mit dem Opener „Stromboli“ kristallisiert man fragile und ästhetische Landschaften der Akustik zu einer wahren Genre-Perle. Der Balanceakt zwischen emotionalen Strukturen und empfindsamen Facetten aus Tagträumen gelingt immer wieder, auch beim mehrmaligen Durchhören des Albums. Die Augen zu schließen und sich gefangen nehmen zu lassen von dieser akustischen Kulisse ist eine große Stärke. Sehr gute Beispiele findet man in den Titeln „La Renegá“ oder „Teide“, wo melancholische Wellen in das Herz und die Seele sich manifestieren können. "Cineastisch“ ist das beste Wort, welches das Album auch sehr gut umschreibt. Das ist bei den beiden Komponisten auch kein Wunder. Der ausschlaggebende Aspekt dafür ist ein breites Musikverständnis und die Kombination von Gefühlen mit der Musik zu einer emotionalen Klangästhetik. “Cudol“ ist ein weiterer, repräsentativer Auftritt im Genre des Ambient, auch wenn es wie ein einzelner Tropfen im endlosen Ozean des Musikbereiches wirkt, so bringt es doch recht viel Eigenständigkeit mit. Release war diese Woche am 15. November 2021 über Archives. Relevante Links:
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