Cineastische Klangsphären.
Bereits mit dem Debütalbum „Refuge“ aus dem Jahr 2019 hat der Franzose Sylvain Texier mit dem Soloprojekt Ô Lake ein denkwürdiges Werk abgeliefert. Stücke zum Träumen oder dahinschmelzen, das Album hatte viele Aspekte zu bieten. Anfang Juni erscheint sein zweites Werk „Gerry“, inspiriert vom gleichnamigem Film von Gus Van Sant, der fast 20 Jahre schon zurückliegt. Zwei Jahre hat der Franzose an seinem neuen Album gefeilt, ästhetisch und akustisch wieder einmal ein Stück musikalische Geschichte, die auf dem Hörer viele emotionale Bindungen aufbaut.
Die Geschichte vom Film einmal kurz zusammengefasst: Zwei Jungs, beide namens Gerry, (gespielt von Casey Affleck und Matt Damon) fahren in eine nicht näher genannte Wüstenlandschaft, stellen ihr Auto ab und gehen einfach los, um sich etwas anzusehen. Nach einer Zeit beschließen die Beiden, wieder zurückzugehen und verirren sich. Sie sind fortan ohne Wasser, Nahrung oder eine Landkarte völlig sich selbst überlassen. Je mehr die beiden versuchen zusammenzuarbeiten, um sich zu orientieren und ihre Schritte zu verfolgen, desto mehr wird ihre Freundschaft auf die Probe gestellt. Man erahnt also, welche akustischen Gegebenheiten das Album aufarbeiten möchte und mit welcher emotionalen Bandbreite der Hörer konfrontiert wird. Doch auch ohne den Bezug zum Film hat das neue Album viele gefühlvolle Momente in seinem Gepäck.
Klavier basierende Kompositionen für Herz und die Seele
Die Kollagen auf dem neuen Werk bergen eine Essenz der reinen Klangästhetik, die dem Hörer sanft den Boden und den Füssen zieht, um in auf akustischer Wolken der Perfektion zu betten. Die vorherrschende emotionale Breite besteht aus Gefühlen von Sehnsucht, Verlorenheit und Empathie. Vertraute Klänge, die tief unter die Haut reichen. Neoklassische Strukturen mit dem Klavier werden sehr gefühlsbetont mit elektronischen Klangrahmen zu einem homogenen Klanggefüge zum Erblühen gebracht. „Gerry“ besitzt herzerwärmende Melancholie wie kleinere Facetten der Euphorie – wie ein Blick in die Seele vom Komponisten, der die Welt der Emotionen am Klavier perfekt dem Hörer näherbringt. Tiefe und helle Tonlagen, das Album durchströmt ein warmer und wohliger Klangteppich voller blumiger Farben. Einige Stücke reichen sehr tief in die hinterste Ecke der Seele, mit einer Wucht aus verzehrender Melancholie behaftet. Andere hingegen verströmen Tangenten an nostalgischen Momenten, die dank elektronischer Retrospektive komponiert wurden. Klavier basierende Kompositionen für Herz und die Seele, ästhetisch und elegant, mit neuer Perspektiven im Bezug zu elektronischer Untermalung - Ô Lake bringt in den insgesamt 11 Musikstücken seine gesamte Kreativität und das enorme Musikverständnis zum Einsatz. Sehr dynamisch ist das Album gehalten, der cineastische Klangaspekt ist wie zu erwarten exorbitant. Jeder einzelner Song interpretiert den Bezug zum Film auf eine einzige, melancholische Weise. Paradebeispiele finden sich in den Stücken „The End“, „Alone“ oder dem nahezu zeitlosen Song „Lost“. Bereits im Opener „Gerry‘s Theme“ wird man sanft eingeführt in einer anderen Dimension der akustischen Faszination durch Klang und Gefühl. Es sind viele innovative Gedanken, die der Franzose in seinen Stücken verwebt. Mal verloren und emotional, dann wieder energisch erklingen Klavier und elektronische Fassaden im Einklang. Zur Perfektion gebracht in Titeln wie „Desert“ oder „Down the Road“. Es ist ein Album mit einer graziösen Aura von lyrischer Schönheit. Die Musik auf „Gerry“ von Sylvain Texier ist daher, wie üblich bei solchen herausragenden Musikern, schwer in Worte zu fassen. Die Stücke auf dem Werk sind sicher nicht nur für Freunde im Genre des neoklassischen Ambient interessant, da es ein enormes Potenzial für den Alltag bereithält mit seinen ruhigen und entspannenden Passagen. Ein Spiel mit dem Winde, der nicht nur leise wehen kann, sondern einem auch sanft in das Ohr flüstert. Release ist der 04. Juni 2021, wie beim Vorgänger „Refuge“ über das Label Night-Night Records / Patchrock. Als Klangimpression ist der Song „Lost“ vom Album verlinkt, der Einem schon sehr nahe dem Gesamtpotential der Emotionalität vom Album näherbringt. Links zu Ô Lake:
Gerry - Songliste/Dauer:
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