Ein Sturm, der vergeht.
Werte Leser, es ist März 2020 und auf der Welt herrschen zurzeit stürmische Zeiten. Corona, inklusive Wirtschaftskrise, Quarantäne von ganzen Ländern, für viele Menschen ist es aktuell schwer, ein normales Leben zu führen. Was dagegen hilft, ist immer Musik, die von Herzen kommt. Um abzutauchen, in vertraute Klangsphären, um für ein paar Augenblicke seinen Ruhepol wiederzufinden. Empfehlen kann man bedenkenlos das neue Album von Norvik mit dem passenden Titel „A Time for Storm“. Auch wenn das Konzept vom Album auf die Ereignisse in Hongkong zurückzuführen ist, ist die Prämisse vom Werk aktueller denn je.
Sehr dankbar muss man schon Gabriel Chan sein, der mit seinem Projekt Norvik die Neoklassik beziehungsweise das neoklassische Ambient auf alle Fälle bereichert. Auch wenn er sicher leider noch unter dem Radar in unseren Breitengraden agiert, so haben seine bisherigen Werke „Echo Theory“ und vor allem „The Drawing Board“ beeindruckt. Er wuchs auf in Melbourne und lebt nun in Hongkong. Chan ist beeinflusst von seiner klassischen Musikerziehung, der Literatur und seinem vielfältigen kulturellen Hintergrund. Er hat Kurzfilme und Werbespots gedreht und ist selbst Filmemacher. Sein neues Album wurde in einer Zeit des Aufruhrs geschaffen, die Nachrichten um die Ausschreitungen in seiner Stadt gingen 2019 um die Welt. Das Album ist ein Beweis für diese Zeiten. Die kommen, wenn man es am wenigsten erwartet. Und wenn sie da sind, wird sich die Welt verändern, wie gerade man es in Asien und hier in Europa erfahren muss. Doch sie gehen auch wieder vorüber.
Stürmische Zeiten erfordern einen Gegenpol aus Ruhe und Frieden
Nun ist “A Time for Storm“ ein Album geworden, dass sich perfekt eignet, um mal durchzuatmen, zur Ruhe zu kommen – einfach mal zur Musik abschalten. Wie bereits in den Vorgängern kombiniert der Musiker Stränge und Texturen aus der Neoklassik und ummantelt sie mit sphärischer Elektronik am Synthesizer. Diese treten mal dominanter auf, mal sind sie Klanglandschaften, die eine gefühlvolle und intime Klanglandschaft aufbauen. Der Fokus liegt sehr oft auf dem Klavier, auf dem Gabriel Chan seine Geschichte gefühlsbetont und stimmig erzählt. Klavier, marginale Streicherunterstützung und die Synth-Passagen bilden oft eine akustische Einheit, die in pure Klangästhetik mündet. Selbst warme und sensible Naturgeräusche werden integriert, um ein stimmiges Klangbild in den Rahmen zu setzen. Dabei ist der experimentelle Grad immer überschaubar und minimal gehalten, auf dem Album herrscht eine gefühlvolle Aura von romantisierender Melancholie, die in einigen Titeln in eine Essenz gipfelt. Vor allem die vom Klavier getragenen Stücke sind kleine Perlen, die Norvik hier realisiert hat. Beispielsweise die Titel „Lost In A Crowd“, „The Skies are Purple“ oder das zeitlose „Nothing Lasts Forever“ sind prädestiniert mit ihrer melancholischen Aura, den Hörer mit einer wohligen und sensiblen Magie zuzudecken. Wie Sterne am Nachthimmel, die schimmern im Glanz der Ästhetik berühren fast alle Titel auf dem Album. Darunter fällt auch das bezaubernde „Snowfall In June“, bei dem die Melancholie ohne Umwege fest im Herzen manifestiert. Doch das Album hat auch eine andere Seite, die um Hoffnung und Kraft zu schöpfen. Einige titel sind mit hellen Facetten aufpoliert, vor allem im Titel „We Can Only Go On“ werden diese Gefühle besonders zart mit dem Klavier auf dem Papier gebracht. Es ist wie eine Botschaft, die Norvik hier den Hörer vermitteln möchte: Auch wenn die dunklen Wolken immer dichter werden und die Wände immer enger werden, bald schon wird auf uns wieder die Sonne strahlen und wir sind dann wie die Schmetterlinge, die in den Sonnenstrahlen tanzen werden. Stürmische Zeiten erfordern immer einen Gegenpol aus Ruhe und Frieden. Dieser ist zweifelsohne auf dem aktuellen Album von Gabriel Chan alias Norvik zu finden. Ein Musiker und Komponist, der mit der Kraft seiner Musik versucht, die Menschen an etwas Positives denken zu lassen. A Time for Storm ist sehr ausgeglichen, ein cineastischen Zustand wird somit erreicht, um den Zuhörer eine Begleitung zu sein, in stürmischen Zeiten, aber auch in anderen Situationen, wenn man entrückt ist von der Welt oder mit sich selbst. Daher zum Schluss ein Zitat aus dem Pressetext, den ich so auch unterstreichen möchte, so schlimm es in den kommenden Tagen und Wochen noch der Sturm werden mag: „But also rest assured that they will pass, and what emerges as a result depends on how you handled the storm.“ Links zu Norvik:
A Time For Storm - Songliste / Dauer:
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