Nordische Klangvielfalt.
Die Färöer Inseln werden oft übergangen, wenn es um skandinavische Kultur geht. Dabei besitzt die kleine Insel sehr viel davon. Sie besitzt eine sehr lebendige Musikszene in allen Sparten, wobei einige färöische Musiker auf ihr nationales Erbe der Balladen zurückgreifen und damit eigene Wege gehen können. Einer davon ist der Singer/Songwriter Marius Ziska, der mit dem Album „Portur“ schon einmal auf dieser Seite vorgestellt wurde. Diese Woche erscheint das neue Album mit dem Titel „Rúm“, welches doch sehr genreübergreifend agiert, dabei allerdings nie diese typischen Facetten der skandinavischen Melancholie verliert.
Marius Ziska und seine Bandkollegen wurden auf dem größten Festival der Insel, dem „G! Festival“ in Gøta entdeckt. 2013 erblickte das Debütalbum „Recreation“ das Licht der Welt, 2 Jahre später das Folgealbum „Home/Heim“. Danach ist die Geschichte eigentlich schnell erzählt - seit daher ist er einer der wichtigsten Stimmen in der färöischen Musikszene. Mit 5 Alben hat er und die Band viel Aufmerksamkeit erlangt. Er wurde mit Bon Iver in Verbindung gebracht und Isländer Ásgeir Trausi, mit ihrem sehr ähnlichen Klanggeschmack. Marius Ziska hat eine Vorliebe für elektronische Popmusik, gemischt mit der Melancholie der färöischen Natur. 2018 erschien „Portur“, um diesen Aspekt zu unterstreichen. Zitat aus der Review: „Portur ist durchaus zu empfehlen mit seiner eigenen Art und Mentalität, ganz im Sinne der skandinavischen Seele.“
Der melancholische Grad ist dynamisch veranlagt
Steht die Frage im Raum, ist „Rúm“ ein lohnenswertes Album mit Emotionalität geworden? Die Antwort ist da sehr eindeutig – Ja. Vor allem besitzt es zwei sehr tragende Säulen, um ein sehr atmosphärisches Hörerlebnis zu bieten. Zum Ersten wäre da die Diversität der Stücke und die Vielschichtigkeit in den Kompositionen. Elemente aus dem Rock/Pop werden alle als Rahmenklangästhetik etabliert, der Kern besteht oft aus der Essenz der Musikbereiche aus dem Folk, dem Singer/Songwriter und auch Alternative Gegebenheiten sind integriert. Das ganze Klanggerüst formt der Musiker zu einer homogenen Klangästhetik, der sehr eingängig und mit sehr viel Herz aufgefüllt wurde. Der zweite Punkt, kaum ein Album schafft es so detailliert, eine skandinavische Mentalität und Philosophie zu etablieren. Der melancholische Grad ist dynamisch veranlagt, mal mit retroreflektiven Spitzen aufpoliert oder balladenhaft, mit romantischer Aura zu beflügeln. Gesungen wird natürlich in Landessprache, was die Immersion der skandinavischen Seele sehr auf den Hörer überträgt. Generell ist die emotionale Dimension auf dem Album sehr ausgeprägt, die lyrische Breite reicht von Liebe, Verlust, Hoffnung, Licht und Schatten. Insgesamt hat „Rúm“ 8 Titel im Gepäck, einige sind sehr bodenständige Balladen, andere können durchaus in diversen Radiostationen bedenkenlos abgespielt werden. „Síggja av nýggjum“ wäre da ein geeigneter Kanditat mit einer Mischung aus Rock und Folk, inklusive neoklassischer Nuancen in Form sphärischer Streicher-Arrangements. Etwas ruhiger und beschaulicher entwickelt „Í Aldingarðinum“ eine gewisse Sogwirkung, dank melancholischen Schleier und eingängigen Melodiebögen. Sehr bodenständig agiert „Meðan vit bíða“, welches zum Teil als Akustikstück erklingt, zum anderen Teil mit elektronischen Klanglandschaften das skandinavische Herz sehr viel cineastisches Herzblut spendiert. Für alle, die es etwas rockiger mögen, bietet der Titel „Ekkókamarið“ den geeigneten Gefährten dafür. Das Stück lässt dank Tangenten aus der Ära der Achtziger ein wenig Retro-Charme aufblühen, während „Skuggaspæl“ ein sehr traumhaft, romantischer Titel so manche Sehnsucht nach dem Norden stillen dürfte. Tatsächlich ist „Rúm“ eine akustische Reise in skandinavische Räume mit sehr viel Tiefgang geworden. Dank vielseitiger Interpretation vieler Musikbereiche, mit der so typischen, skandinavischen Melancholie. Marius Ziska hat einmal mehr bewiesen, welche Magie diese Art von Musik auf den Zuhörer ausbreiten kann. „Rúm“ hat viele emotionale Momente, die mit akustischer Leichtigkeit und eine Portion Heimatverbundenheit aufwarten. Freunde nordischer Musik werden mit dem neuen Werk sicher sehr viel abgewinnen können. Release ist am Freitag, dem 10. März 2023 über das Label Tutl Records. Als Klangimpression ist die Single "Í Aldingarðinum" aufgeführt. Links zu Marius Ziska:
Rúm - Songliste/Dauer:
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