Shoegazelastiger Jahresausklang.
Auch wenn im Dezember eher graue und dunkle Tage Einzug halten, so hat man mit dem neuen Album „Blue Days“ von Mariuca García-Lomas alias Mariuk einen Hauch von Sommer in den Ohren. Die Damne ist auf dieser Seite kein unbeschriebenes Blatt, gemeinsam mit ihrem Kollegen bildet man das Avantgarde-Duo Northwest. Beide Musiker sind ebenso auf Solopfaden unterwegs, auf dem neuen Werk verschmilzt man diverse Musikbereiche des Alternativen auf eine sehr klangvolle Gefühlsebene. Vor allem der Rahmen aus dem Shoegaze hat Blue Days sehr akustisch artikuliert.
Der musikalische Wertegang von Mariuca ist ein sehr gutes Beispiel, was man erreichen kann, wenn man an sich selbst glaub und sein Herz an die Musik verliert. Sie hatte nie Musik studiert und konnte keine Instrumente spielen bis auf das Keyboard, schrieb aber eigene Songs seit dem 6. Lebensjahr. Etwas im Inneren sagte ihr, es mit der Musik zu probieren, so zog sie mit ihrem Partner Ignacio Simón nach London und gründete die Band Northwest. Das Duo hegt eine Philosophie, Musik nicht für sich selbst, sondern diese als Kunst anzusehen, die für jeden Menschen zugänglich sein sollte. Seitdem ist sie durch ganz Europa getourt, hat Gitarre spielen gelernt, 7 Alben veröffentlicht und ihr eigenes Plattenlabel gegründet: Tempel Arts. Da kann man der Dame nur Respekt zollen.
Die Stimmung ist durchaus romantisch und feinfühlig angelegt
Natürlich sind auf "Blue Days" einige Einflüsse aus der Band Northwest mit übernommen, doch das Album pflegt eine eigene Interpretation. Stilistisch verwebt es die beiden Musikbereiche aus dem Shoegaze und dem Singer/Songwriter auf eine gefühlsbetonte Weise, angereicht mit marginalen Spitzen der Melancholie. Hinzu kommen Facetten aus dem Indie-Rock und etwas Folk, die in den Klangstrukturen expressionistisch poliert werden. Nichtmal hochkomplex sind die Stücke ausgefallen, ganz im Gegenteil – es glänzt zum einen mit schlichten Arrangements der Gitarre und lebt von der emotionalen Stimme von Mariuca. Die Stimmung auf dem Werk ist durchaus romantisch und feinfühlig angelegt, einige Titel laden direkt ein, die Augen zu schließen und man findet sich auf einer grünen Wiese wieder, um über einem die Wolken vorüberziehen zu sehen. Was man vielleicht ein wenig vermissen wird, ist die akustische Diversität in der Gesamtsumme der insgesamt 12 Stücke. Einige Songs sind im Tempo und den Arrangements doch sehr identisch. Dafür hat man mit fast 50 Minuten Gesamtspielzeit sehr viel zu entdecken. Dabei hat die Dame einige kleinere Genre-Perlen aus ihrer Feder auf „Blue Days“ gezaubert. Die beiden Songs „Blue“ und „By The Shore“ sind so wunderschön authentisch, dass man leise mitsummen möchte. Das Stück „Leaves and Alcohol“ besitzt eingängige Klangsphären aus dem Dream-Pop und dem Shoegaze, die zu einem melancholischen Klanggefüge aufblühen. Experimenteller agiert der Song „Now I Understand“, mit dynamischer Exposition wird ein Stimmungswechsel sehr glaubhaft auf den Hörer gezaubert. „The Greatest Ten Years of My Life“ besitzt einen leicht verträumten Einschlag und ist mit milden Fäden aus der Melancholie durchzogen. Einige Beispiele, die auf „Blue Days“ dem Hörer sicher sehr imponieren werden. Der Musikbereich des Shoegaze ist leider sehr übersichtlich geworden, da wirkt das neue Album Blue Days“ von Mariuca García-Lomas schon wie eine Bereicherung. Sicher erfindet es das Rad im Genre nicht neu, dafür besitzt es aber einen erfrischenden Anstrich, den man oft in diesem Musikbereich manchmal erwartet, aber trotzdem vermisst. Der emotionale Anstrich ist auf dem Werk sehr ausgeprägt, bei einigen Titeln ist der Zuhörer sicher mit involviert. Musik für das Herz und die Seele, das sind die akustischen Welten von Mariuk, nicht erst mit der Band Northwest, auch auf ihren Solopfad, wie „Blue Days“ sehr eindrucksvoll beweist. Release war Anfang Dezember 2021. Links zu Mariuk:
Blue Days - Songliste/Dauer:
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