Klangästhetik im neoklassischen Ambient.
Manchmal bekommt man Post von renommierten Komponisten, die gerne eine Meinung zum aktuellen Album wünschen. In diesem Fall vom argentinischen Komponist Mario Verandi, der Ende Juni sein neues Werk „Remansum“ veröffentlicht hat. Dank des ausgeprägtem Musikverständnis und jahrelange Erforschung der neoklassischen Facetten ist „Remansum“ ein Album, welches am Ende 2020 definitiv in den Referenzen der Neoklassik auftauchen wird. Diese Aussage manifestiert sich mit jedem Durchlauf. Warum dem so ist, klären wir in den nächsten Zeilen.
Mario Verandi ist ein argentinischer Komponist, Pianist und Sound -artist, der aktuell in der deutschen Hauptstadt Berlin seit 20 Jahren lebt und arbeitet. Er studierte Musik an der Musikschule der Rosario National University in Argentinien. 1991 zog er nach London und setzte sein Studium bei Jonty Harrison an der Universität von Birmingham (UK) fort, wo er einen Master- und einen Doktorgrad in elektroakustischer Musik abschloss. Wenn man seine Biografie studiert, dann ist der Komponist viel herumgekommen und hat mit seiner Musik viel beigetragen und mit vielen Auszeichnungen bestätigt wurden. Beispielsweise The Prix Ars Electronica Awards (Linz), European Bell Days Composition Prize (Karlsruhe), Bourges International Electroacoustic Music Competition (Frankreich) oder der Stockholm Electronic Art Award (Schweden). Remansum ist sein aktuelles Werk, welches technisch dank Ian Hawgood sehr professionell ausgefeilt wurde.
Auf dem Album kommt die ganze Erfahrung zum Einsatz
Das lateinische Wort „Remansum“ bedeutet, anzuhalten und an Ort und Stelle zu bleiben. Besonders an einem von Natur aus idyllischen Ort. Nun kann man das Album durchaus als eine cineastische Reise durch emotionale Gefühlswelten ansehen. Bei einigen Titeln verbleibt man aus ästhetischen Aspekten, denn der Komponist verschachtelt Strukturen aus der modernen Klassik und dem Ambient auf eine beeindruckende Weise. Subtile und texturierte Schichten der Elektronik werden mit klassischen Aspekten von Klavier und Streich-Arrangements zu einem immersiven Klanggefüge verwebt. Vor allem, wenn Cello und Klavier den dominanten Part übernehmen und die elektronischen Klanglandschaften den akustischen Rahmen bilden. Hinzu kommt eine kleine Dosis an Retrospektive durch Hintergrundgeräusche, um ein Gefühl der romantisierenden Melancholie zu entfachen. Wie eine Kerze die im Windhauch sich wiegt, erlebt der Hörer sehr feinfühlige und sensibel, aufgestellte Klangfarben. Dabei bietet Remansum durchaus ein Kontrastprogramm der Gefühlswelten, die dynamische Komponente ist sehr ausgeprägt auf dem Album. Mario Verandi spendiert seine Stücke verschiedene Schattierungen, um mit Klangästhetik eine gewisse Magie zu erzeugen. Vor allem am Klavier ist der Komponist ein wahrer Virtuose, feinfühlige und intime Anschläge verbreiten eine Aura aus Sehnsucht und fragiler Melancholie, beispielsweise in Titeln wie „Small Wings Behind“. Eine sehr gefühlvolle Authentizität ist der Ankerpunkt in so einigen Stücken, ein Paradebeispiel ist das neoklassische Stück „Now And Always“ mit fast schon zeitlosen Musikaspekten. Generell ist das Album sehr konsequent im Aufbau, bei dem Klavier, neoklassische Aspekte, elektronische Texturen und Kollagen so zusammengesetzt werden, dass alles ein passendes Klang-Bild ergibt. Neugierig und fast schon sehr expressionistisch gesellt sich „Ayse“ zu dem Hörer, um neben dem eingängigen Klavier mit Naturgeräuschen und Hintergrund-Kulisse eine stimmungsvolle Atmosphäre aufzubauen. Das Stück „A Tear In The Desert“ vereint elektronische Bögen und klassische Elemente auf eine sehr avantgardistische Weise. Breite Klanglandschaften mit eingängigen Klangwogen und emotionalen Kurven, die sehr tief unter die Haut reichen können. Zum Schluss noch ein kleines Fazit: Remansum ist ein Album geworden, das ästhetisch und mit einem Hauch an Nostalgie angesiedelt ist - zwischen Neoklassik und dem Ambient. Ideal für Stunden der Entspannung und den Gedanken nachgehen, ein träumerischer Begleiter in der Akustik. Auf dem Album kommt die ganze Erfahrung von Mario Verandi zum Einsatz, Musik aus den Tiefen der eigenen Seele komponiert, diese feinfühligen Nuancen sind in einigen Stücken exorbitant ausgeprägt. Auch für Vinyl-Sammler ist Remansum interessant, denn was alles die Deluxe-Version in limitierter Auflage zu bieten hat, würde hier den Rahmen sprengen. Links zu Mario Verandi:
Remansum - Songliste / Dauer:
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