Post-Rock mit neoklassischem Charme.
Diese Woche veröffentlicht die russische Post-Rock Formation Jet Plane aus Brjansk ihr neues Album „Falls Feather“. Die Band hadert noch ein wenig mit dem Durchbruch, der in unseren Augen längst überfällig ist. Mit dem letzten Werk „Pipe Dream“ verschachtelte man traditionelle Klanglandschaften auf eine ganz spezielle Weise mit Elementen aus dem Ambient und der Neoklassik. Vor allem der Einsatz von ungewohnten Instrumenten gibt Jet Plane einen volkstümlichen Touch und eine große Portion Eigenständigkeit im Genre. „Falls Feather“ ist bereits das vierte Werk und soll nun endlich die Band im Post-Genre etablieren.
Modernen Post-Rock mit Elementen aus der Neoklassik zu kombinieren ist in diesem Musikbereich eine größere Konstante geworden. Doch Jet Plane gehen da eher unkonventionelle Wege bei der Einbindung von klassischen Instrumenten. Neben dem Klavier und der Violine ist die Sackpfeife das große Aushängeschild der Russen. Schon im Vorgängeralbum spielte dieses Instrument eine überaus hohe Rolle in den Klangstrukturen vom Quintett. Dieser Aspekt ist zwar auch auf „Falls Feather“ marginal nur noch vertreten, doch die Formation stellt einen anderen Punkt in den Vordergrund auf ihrem neuen Werk, die Streichinstrumente sind der neue „Star“ auf dem Album.
Ein Spagat zwischen Ruhe & KraftMusikalisch bewegen sich Jet Plane auf Pfaden des instrumentalen Post-Rock, der oft eine verträumte Nuance innehält. Das Album ist komplex und vielschichtig aufgebaut, durchzogen mit typischen Arrangements der Gitarren, die durchaus mit emotionalen Bögen agieren. Die Klangfarben sind exorbitant breit gefächert, versprühen ein emotionales Hörerlebnis mit einer Nuance an reiner Melancholie. Hervorgerufen durch herzergreifende Einbindung der klassischen Instrumente, wie eben Violine und die Sackpfeife. Aber auch energiegeladene Stücke mit progressiven Inhalten wird man auf dem Album vorfinden, Jet Plane versuchen so ziemlich alle Register im Genre zu ziehen. Recht energisch sind die Gitarren gehalten, driften aber nie zu tief ab, ohne das Genre zu verlassen. Kunstvoll aufgefangen von melodiösen Klangwogen und beschaulichen Klanglandschaften, schaffen es die Fünf einen Spagat zwischen Ruhe & Kraft, sowie emotionalen und gefühlsbetonten Momenten. Nimmt man das Album als Einheit der 6 Songs heran, gibt es Stücke, die kleine Highlights im Post-Rock und als tragende Säulen auf dem Werk agieren. Da wäre beispielsweise „Ocean“ - ein instrumentales Stück, an dem man sehr gut die dynamische Breite des Post-Rocks und die neoklassische Seite der Band heraushören kann. Technisch sehr gut ausgearbeitetDas ruhige und beschauliche „Tea“ beinhaltet eine poetische und leicht lakonische Note und eignet sich perfekt, an Regentagen die Tropfen am Fenster zu zählen. Bei einer heißen Tasse Tee selbstverständlich. Ein wundervolles und intimes Stück mit gefühlsbetonten Gitarrenakkorden und Klavierspiel. Jet Plane möchte den Hörer auf eine romantische Ebene hier entführen. Am Opener „All Through The Day“ kann man schon den Reifegrad der Fünf in Sachen Musikverständnis heraushören. Die Post-Rock Bögen verfließen hier energisch und sind reich an Tempo, die Klanglandschaften verleiten zu einer ungewohnten Euphorie. Zusammengefasst ist "Falls Feather" ein gelungenes Album geworden, das allerdings einen klaren Höhepunkt missen lässt, bis auf das beeindruckende „Tea“. Man kann dem Album gar nichts vorwerfen, es ist typische Post-Rock Kost mit neoklassischen Facetten, auf hohem Niveau. Technisch sehr gut ausgearbeitet und auch die Spiellänge ist überzeugend. Es muss sich deshalb keinesfalls verstecken im Post-Genre. Jet Plane machen vieles richtig mit ihrem Stil, der hoffentlich sicher bald über die Landesgrenzen hinaus an Bekanntheit erlangen dürfte. Es reiht sich dennoch nahtlos ein in die Geschichte der Russen, die mit viel Engagement und Herzblut das Genre Post-Rock bereichern möchten. Veröffentlicht wird "Falls Feather" am 15. November 2018 über das japanische Label Ricco. Links zu Jet Plane:
Falls Feather Songliste / Dauer:
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