Fern und doch so nah.
Auch der Post-Rock kommt so langsam in Fahrt im neuen Jahr. Einen glanzvollen Einstieg gibt es im Januar mit der Band Glories aus Alabama, USA. Glories ist eine Formation, die bereits 2013 immer wieder von sich hören machen, mit ansteigendem Erfolg, von Album zu Album. Ende Januar erscheint „Distant After“, bei dem die Band durchaus neue Pfade in den Kompositionen für sich entdeckt hat, trotzdem ihren melodischen Wurzeln im Post-Genre treu bleibt. War man damals noch ein aufstrebender Stern am Himmel des Post-Rock, ist man längst fast ganz oben angekommen. Trotz eines harten Schicksalsschlages, den die Band schwer traf.
Ein paar Sätze zum Prolog: Das Glories vom Quartett zum Trio geschrumpft sind, merkt man der Instrumentalisierung auf dem Album nicht an. 2017 verstarb bei einem Unfall das Bandmitglied Zachary Thomas Cooner auf tragische Weise. Er war gerade 26 Jahre alt. Glories tauchten das erste Mal in diesem Magazin 2013 mit dem Album „Mother Reverb“ auf. Sie verstanden es schon damals exzellent, sehr viele Einflüsse in ihren Werken zu verarbeiten, ohne tendenziell in einen vorgegebenen Stil abzudriften. 2017 folgte dann das Album „There is no Stillness“, dass es auf dieser Seite in den Jahreshighlights im Genre Post-Rock schaffte. Verdient, denn die akustische Hingabe der Amerikaner und ihre Vision im Post-Bereich ist durchaus zu würdigen. Glories lassen sich viel Zeit zum Komponieren, getreu nach dem Motto: Qualität statt Quantität.
Eine emotionale Bindung zur Musik und dem Hörer
Distant After knüpft nicht direkt an die Vorgänger an, Glories spendieren ihrem neuen Werk viele Facetten an Expressionismus. Das neue Album ist trotzdem recht typisch für modernen Post-Rock ausgefallen, die Gitarreneffekte sind mit melodischen Bögen aufgezogen, stilsicher und mit emotionalem Hintergrund. Allgemein sind die Post-Rock-Strukturen eingängig und mitreißend arrangiert, tendenziell wird Tempo und Aggressivität angezogen, überschreitet aber nie ein gewisses Maß. Die so erschaffenen Klanglandschaften sind nicht all zu kompliziert, ein ausgewogenes Maß an Atmosphäre und Energie ist der akustische Rahmen auf dem Album. Gewohnt sind die Klangkulissen aus routinierten Kompositionen und verträumten Passagen makellos und ästhetisch ausformuliert. Eingängige Klangsphären, instrumentale Stimmungswechsel und leichte aggressive Gitarrenarrangements sind die typischen Stilmittel. Welche auf einem sehr hohen Niveau angesiedelt sind. Wie üblich finden sich nicht sehr viele Titel auf dem Album wieder, dafür sehr ausschweifend und lang, sieben Minuten sind da keine Seltenheit. Sehr viel Zeit, damit Glories eine emotionale Bindung zu ihrer Musik und dem Hörer aufbauen können. Das ist bei jeden der 6 Titel auch der Fall, besonders angetan wird man von den sehr atmosphärischen Stücken „Every Last Moment“ oder „Time Turned Back“ sein. Dynamische Flexibilität kann man auf dem Album ebenso entdecken, wie temperamentvolle Arrangements und progressive Anleihen. Diese agieren als melodischer Unterstrich und erzeugen so den eingängigen Klang, den die Amerikaner gerne immer schon einfließen lassen. Glories sind daher es immer es wert, Aufmerksamkeit zu schenken, bereichern sie die Post-Rock Szene seit vielen Jahren immer wieder auf das Neue. Trotz des schweren Schicksals hat man mit Distant After ein sehr gutes Album kreiert und ein würdiges Denkmal an das ehemalige Bandmitglied gesetzt. An diesem Freitag, den 24. 01. 2020 kann man sich dann ein eigenes Bild machen, denn da wird Distant After auf allen gängigen Plattformen veröffentlicht und hoffentlich ein würdiges Jahr in Sachen Post-Rock eingeleitet. Links zu Glories:
Distant After Songliste / Dauer:
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