Träumen und Entfliehen
Wer denkt, im Post-Rock Sektor gibt es keine großen Überraschungen mehr, der ist noch nicht über We All Die! What A Circus! gestolpert. Hinter diesem Projekt steckt der ambitionierte Musiker João Guimarães aus Portugal. Er kreiert einen sehr modernen, recht dynamischen Post-Rock, der geradezu danach schreit, entdeckt zu werden. Und trotzdem hat auch er ein Problem, wie so viele gute Musiker, wenn es darum geht, über die Landesgrenzen hinaus populär zu werden. Dabei ist sein neues Album „Somnium Effugium“ weit mehr als einfach nur ein Geheimtipp.
João Guimarães ist ein Komponist, der es liebt, Post-Rock zu schaffen aber auch den modern-klassischen und progressiven nicht abgeneigt ist. Unter anderem auf Bandcamp erntet der Portugiese viel Lob für sein Werk. Gegründet im Jahr 2013 gab es erste Erfolge mit der EP „Drowning Gives Meaning To Breath“. So ist es nicht verwunderlich, dass die nationale Webseite aus Portugal Planeta Post-Rock seine Musik mit auf eine Compilation packte.
Flucht & Traum als künstlerisches Stilmittel
Die Musik vom Portugiesen ist sehr verträumter Post-Rock, mit eingängigen Klangwogen, pendelt zwischen den Genres von Post-Rock, Ambient und ein wenig Drone hin und her, auf eine expressive Weise. Somnium Effugium mag zwar stilistisch angesiedelt sein im Genre des modernen Post-Rock, kombiniert allerdings üppige Facetten aus dem alternativen Rock und Teilen des Experimentellen. Auf dem Album gibt es verträumte und emotional-gebundene Gitarrenstafetten, welche dem Ganzen einen sehr emotionalen Touch verleihen. Man wird in erster Linie daher auf Klanglandschaften stoßen, die dynamisch vieles ausmachen, was im Post-Rock für Begeisterung steht. Auch ein künstlerischer Aspekt findet Einzug auf dem aktuellen Werk des Portugiesen: Die Wörter Somnium (Traum) & Effugium (Flucht) sind da durchaus wörtlich zu nehmen. Alle Somnium-Stücke durchzieht ein ätherisch, melancholischer Faden, der einem in die Unendlichkeit der Traumwelten zieht. Effugium-Stücke hingegen sind da der Gegenpart dazu – treibende progressive Songs mit energiegeladenem Spiel auf der Gitarre. Irgendwie gelingt es dem Portugiesen perfekt, einen idealen Spagat zwischen Aggressivität und Melancholie zu schlagen. Vor allem der letzte Song „Somnium III“ zieht so ziemlich alle Register. Atmosphärisches Intro, Gitarreneffekte mit Garantie auf Gänsehaut und gedankenversunkene Melodien. Als Fazit bleibt zu ziehen, Atmosphäre musikalisch ausdrücken ist nicht immer leicht und es gibt sicher viele Künstler, die sich daran versuchen. João Guimarães zelebriert diesen Aspekt mit geradezu gespenstischer Perfektion auf Somnium Effugium, die fesselt, mitreißt und zum Driften einlädt. Das Ganze für gepaart mit großem Musikverständnis und für alle Freunde dieses Musikbereichs zu empfehlen. Das Album gibt es unter der Rubrik „pay what you want“ - trotzdem sollte man João Guimarães mit ein paar Münzen unterstützen, verdient hat er es in jedem Fall. Relevante Links:
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Februar 2024
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