Tribut an die Heimatstadt
Sie sind eine gefeierte Größe in Asien und auch auf internationaler Ebene sind der Band kaum noch Grenzen gesetzt. Einen Meilenstein feiern daher Wang Wen (惘闻) aus China Ende September. Das neue Album „Invisible City“ erscheint am Freitag und ist mittlerweile das 10. Werk der mehrköpfigen Formation aus Dalian an der Küste des gelben Meeres. Wang Wen sind mittlerweile in der Position, dass sie junge Formationen im Post-Genre als Inspiration und Einfluss dienen. Invisible City macht zu Vorgängerwerken vieles anderes und wird sicher für Kontroversen bei den Fans sorgen. Doch es ist ein Albumhighlight für das Jahr 2018.
Vor fast exakt 2 Jahren erschien „Sweet Home, Go!“ mit äußerst positiver Resonanz rund um den Globus. Dem neuen Album Invisible City kommt mit einem Konzept, welches in eine Art Liebeserklärung von den Chinesen in ihrer Musik vorgetragen wird. Denn ihre Heimatstadt hat ein Problem – viele junge Menschen kehren der Stadt den Rücken, um in wohlhabende Regionen zu ziehen. Invisible City ist die stolze und bewusste Äußerung gegen die allumfassende Depression einer drohenden Geisterstadt. Auch in gewisser Weise eine Loyalitätserklärung gegenüber ihrem Zuhause. Wang Wen wollen mit dem neuen Album eine gewisse Hoffnung in den Köpfen schüren.
Visionäre, die eine eigene Interpretation vorlebenWie im Vorgänger schätzte man die Zusammenarbeit mit den belgischen Brüdern Wouter und Lode Vlaminck von der Band Tomàn. Die Aufnahmen wurden in einem Studio in Island produziert, zur kältesten Winterzeit. Das war durchaus gewollt, denn die Gefühle von Hoffnung, Wärme und Zuversicht sind tragende Säulen in der gefühlsbetonten Bandbreite auf dem neuen Werk. Vor allem die Atmosphäre hat es den Chinesen angetan, übertragen in einer perfekten, stilistischen Form in der Aufnahme. Vor allem der expressionistische und experimentelle Teil ist im Bezug zum Vorgänger deutlich angehoben. Wang Wen sind in gewisser Weise Visionäre, die eine eigene Interpretation verschiedener Musikbereiche vorleben und so definitiv neue Impulse setzen. Instrumentalisiert mit Posaune, Cello, elektronischen Arrangements und improvisierten Klangmitteln erschaffen Wang Wen somit einzigartige Klangfarben wie ein emotionaler Regenbogen. Teils verschwunden sind die traditionellen Bögen im Post-Rock, oder werden marginal in den Strukturen verschmolzen, der progressive Anteil der Gitarren ist auf Invisible City überdimensional der tonangebende Aspekt. Verschiedene Musikbereiche im Rock wurden zu einem homogenen Gefüge geformt. Inklusive einer Klangästhetik, die bis jetzt sicher kaum eine andere Band so exzessiv zelebriert hat. Und trotzdem schaffen es Wang Wen, einen mit ihrer Musik zu fesseln, ja fast schon mit einem offenen Mund zurückzulassen. Viel frischer Wind in der MusiklandschaftFast eine komplette Stunde verführt Invisible City mit Klangwellen und Kaskaden, die für mächtige Gänsehaut sorgen können. Paradebeispiele sind die Stücke „Mail from the River“ oder „Bamboo Crane“, welche von den Arrangements der Blasbläser in Kombination mit eingängigen Gitarren-Rhythmen verzaubern. Beeindruckend wird man auch „Lost in Train Station“ finden, eine Mischung aus elektronischen Klängen und experimentellen Klangsphären sind der akustische Höhepunkt bei diesem Stück. Insgesamt finden 8 Songs den Platz auf dem Album, wovon 3 Stücke im Vorfeld als Singles veröffentlicht wurden. Wang Wen schaffen es mit dem 10. Album, viel frischen Wind in die Musiklandschaft zu bringen. Technisch einwandfrei und makellos umgesetzt, erhält man mit Invisible City ein Stück Musikgeschichte aus China. Es mag zuerst kein leichtes Musikvergnügen sein, entfaltet sein volles Potenzial aber dann wie die bunten Flügel eines Schmetterlings bei mehrmaligen Durchläufen. Das Album gibt es neben der digitalen Version auch als CD und auf Vinyl und wird in diesen Regionen vom Label Pelagic Records am 28. September 2018 veröffentlicht.
Invisible City Songliste / Dauer:
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Februar 2024
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