Wie Luft zum Atmen
Nach einer jahrelangen Abstinenz melden sich 2019 die amerikanische Post-Formation The End Of The Ocean mit einem neuen Album zu Wort. Die fünfköpfige Band ist kein unbeschriebenes Blatt für diese Seite, bereits 2012 gab die Band ihren Einstand mit dem Werk „In Excelsis“. Das mag lange her sein, zugegeben. Doch die lange Pause hatte mehrere Gründe. Daher fühlt es sich auch irgendwie „Besonders“ an, das neue Album „-aire“ von einer vielversprechenden und talentierten Band mit Worten zusammenzufassen. Daher ist die Band noch lange nicht am Ende des Ozeans angekommen, im Gegenteil, der frische Wind trägt sie zu neuen Ufern im Post-Rock Genre.
Die 2009 gegründete Formation war schnell ein aufsteigender Stern am Firmament des Rockhimmels. Den Rahmen aus energischen Post-Rock fand viele Anhänger. Der Zenit bildete 2012 das dritte Album „In Excelsis“ mit ausgeprägten Touren. Zitat aus der Review: „Da wäre zum einen die adrette Spielfreude, zum anderen die filigranen und sphärischen Arrangements. Schwebende Gitarrenparts und in das Gefüge passende Drumeinlagen sorgen für dichte und eine recht dynamische Atmosphäre.“
Musik als Heilungsprozess
Doch dann folgte ein Riss – die Band sah sich mit unzähligen Problemen im Leben konfrontiert, die unlösbar schienen. Psychischen Erkrankungen, Krankheiten enger Familienmitglieder und innerer Unruhe in der Band schien das Ende einzuläuten. Denn an kreativen Schreibprozessen und neuen Ideen fehlte die Energie und die Konstanz. Doch wo die Schatten sich erheben, wächst die innere Flamme, die beginnt erneut zu glänzen. Es spricht für die Fünf, die Jahre lang den Kontakt zu halten und zusammenzubleiben, wie die Verbundenheit einer Familie, die sehr innig ist. Die letzten Jahre zwangen die Band dazu, sich mit ihrer eigenen Menschlichkeit und Sterblichkeit sowie der ihrer Bandkollegen und Freunde auseinanderzusetzen. Am Ende waren die Schreib- und Aufzeichnungsprozesse für -aire ein großer Teil ihres Heilungsprozesses. Das neue Album hat also einiges zu bieten. Man wird sicherlich die ein- oder andere Nuance aus dem Post-Rock zum Vorgänger vermissen, trotzdem ist im Gesamtkonzept das Album nach wie vor im Post-Bereich angesiedelt. Darüber hinaus besitzt -aire eine Erforschung von progressiven Melodien und wunderschönen Akkorden, die über das Tempo geschichtet sind. Die Klangstrukturen für atmosphärische Stimmungsbilder stammen in erster Linie von dynamischen Bögen auf den Gitarren, untermalt mit einem harmonischen Klangteppich am Synthesizer, das durchaus in der Lage ist, einem mit bittersüßer Melancholie zu überfluten. Man merkt an jeder Ecke die Aufarbeitung der Geschichte der Band an, ruhige, fast schon lakonische Stücke, die mit Trauer und Verlust behaftet sind duellieren sich mit schnellen und treibenden Kollagen, Ausdruck von Wut oder Verzweiflung. Die Einheit einer Seele
Ja, The End Of The Ocean haben verdammt viel eigenes Herzblut in ihr neues Album investiert, um die fragmentierten Seele wieder als etwas Ganzes aufzubauen. Das ist der Band sehr gut gelungen, vor allem der Anstrich von modernen Post-Rock hebt das Album auf ein neues Niveau der Band. Stücke wie „Homesick“, „Redemption“ oder „Ascend“ stehen dafür regelrecht Parade. Das kleine Juwel „Self“ schraubt die emotionale Bindung noch einmal auf einem exorbitanten melancholischen Grad, bei dem der Hörer selbst eingeladen wird, kurz innezuhalten und einfach mal für ein paar Minuten auf anmutigen Klanglandschaften sich zu besinnen und in andere Dimensionen zu driften. Denn am Ende ziehen die Fünf nochmal so ziemlich alle Register ihrer Talente mit dem ausgelassenen Stück „Birthright“. Das Jahr mag zwar noch jung sein, wundern würde man sich nicht, wenn „-aire“ in 11 Monaten in den Jahreshighlights wieder auftauchen würde. The End Of The Ocean haben ein wirklich gelungenes Album abgeliefert, nach all den Schicksalsschlägen, wo Musik einfach nur ein Gedanke im Kopf war. Die Zeiten sind hoffentlich und zum Glück vorbei, denn die Fünf können sich endlich wieder auf sphärischen Post-Rock konzentrieren, wo sie auch sehr gut aufgehoben sind. Denn unsere Welt wäre durchaus etwas grauer, ohne das jahrelange Musikverständnis der Fünf aus Ohio. Links zu The End of The Ocean:
-aire Songliste / Dauer:
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