Der Herbst streut weiße Nebel aus..
Musik aus Island hatte schon immer einen ganz besonderen Charme inne. Geprägt hat diesen Aspekt unter anderem neben Sigur Rós und Múm der Musiker Ólafur Josephsson mit seiner Formation Stafrænn Hákon, dem jeder Musikliebhaber für skandinavische Melodien geläufig sein dürfte. Über 15 Jahre Musik zu machen und dabei experimentelle Wege einschlagen, dafür sind die Isländer bekannt. Mit dem neuen Album „Hausi“ besinnt man sich vielleicht nicht zurück zu den Anfängen, dafür auf traditionelle, bodenständige Klangkulissen, die so typisch sind für das Land.
Hausi ist mittlerweile das 10. Album der Band und stellt somit auch in gewisserweise einen Meilenstein in der Bandgeschichte dar. Die Band hat sich in den letzten Jahren erheblich entwickelt, unter anderem da Ólafur Josephsson nun einen festen Bestandteil in seinen Musikkollegen gefunden hat, die eine Art von Balance der Band entspricht. Hausis Klang erinnert in gewissem Maße an das Album "Ventill / Poki" von Stafrænn Hákon aus dem Jahr 2004 allerdings ist der Klang reifer und vielschichtiger ausgefallen. Der melodische Bogen, den meist der Post-Rock unterstreicht, wurde zudem auf eine eingängige Struktur geformt, Hausi geht sofort mit seiner melancholischen Aura auf dem Hörer ein. Das ist auch kein Zufall, denn Hausi bedeutet Herbst, den die Isländer gemeinsam einläuten wie ein Blatt im Wind, dass langsam im Nebel zu Boden taumelt.
Es ist eine faszinierende Mischung aus Post-Rock und Facetten aus dem nordischen Folk, welches Hausi auf einem Niveau hebt, der nur schwer zu erreichen ist. Die melodischen Schichten von Cello und Posaune sind stark in den Klang involviert, denn was Hausi hervorhebt, ist nicht mit einfachen Worten zu erklären. Beim Hören der Stücke wird man sanft aus der Welt gerissen mit akustischen und leicht elektronischen Gitarrenspielen, Basseinlagen und minimalen Folkeinflüssen, die so typisch sind für die Insel. Perfektes Zusammenspiel aller Instrumente
Verwebte Glockenklänge mit Streich- und Blasinstrumenten sorgen letztendlich dann dafür, in träumerischen Klanglandschaften abzudriften. Eine bezaubernde Atmosphäre wird hier geschaffen. Man bekommt den Eindruck, selbst am vereisten Fjord zu sitzen und sich treiben zu lassen. Ein nahezu perfektes Zusammenspiel der Instrumente und Ólafur Josephsson Hang zur Melancholie sind die Eckpunkte für ein cineastisches Hörerlebnis. Die Struktur der Songs ist ausnahmslos ein homogenes Gefüge aus melancholischen Nuancen und einer gewisser Bodenständigkeit, welche man im Genre lange nicht mehr wahrgenommen hat. Neun Lieder finden den angestammten Platz auf dem Album, irgendwie möchte man keines besonders hervorheben, denn alle neun haben ihre eigene Präsenz und eigene magische Ausstrahlung, die mal mehr, mal weniger emotional agieren. Alle Register und als Paradebeispiel für den Richtungswechsel der Band kann man einfach das Stück „Strimill“ heranziehen, bei dem jeden sofort klar sein dürfte, wie viel Herz Stafrænn Hákon an ihrer Musik liegen dürfte. Auffällig und markant ist dieses Stück, welches in einem vielschichtigen Geflecht aus Ambiente und Emotionen das Gesamtbild von Hausi abrundet. Wer Sigur Rós mag, wird auch mehr als nur bestens bedient mit dem 10. Album von Stafrænn Hákon. Doch die Isländer segeln nicht bedingt in den gewohnten Fahrwasser ihrer großen Landsleuten wie Sigur Rós, die Musik auf Hausi legt viel mehr den Fokus auf sphärische Arrangements und Eigenständigkeit. Hausi bringt einem die nordische Lebensart und Melancholie auf eine Art und Weise herüber, die jeder Gesinnungs-Skandinavier gerne aufsaugt. Und dafür sagt man nur allzu gerne „Þakka þér fyrir“. Relevante Links:
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Februar 2024
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