Die Sterblichen sind die Menschen.
Längst kein Geheimtipp ist die norwegische Formation mit Namen Spurv, die im Juni ihr zweites Studioalbum präsentieren. Mit dem Debüt Skarntyde aus dem Jahr 2015 landete Spurv (deutsch: Spatz) einen Überraschungserfolg. Ein geladenes Kontrastprogramm beider Post-Genres, welches die Norweger in einem atmosphärischen Gewand musikalisch erzählt. Das soll selbstverständlich mit dem neuem Werk „Myra“ fortgesetzt werden, ein Konzeptalbum, um Leben und Tod, um die Gegenwart und was zugrunde geht. Myra ist quasi die Fortsetzung einer Erfolgsgeschichte.
Zugegeben, die Post-Rock-Landschaft in Norwegen ist sehr überschaubar, das Land hat dagegen andere Musikbereiche für sich eingenommen, auf internationalem Niveau ausgedehnt. Das Debüt Skarntyde fand bei Presse und Fans sofort Anklang und zeigte, mit welchem Potenzial die Band ausgestattet ist. Mit Myra hat sich die Formation selbst weiterentwickelt, laut eigener Aussage nicht zwingend nach vorne, dafür aber tiefer. Wenn man sich allein den technischen Aspekt von Myra anschaut, wer bei der Produktion alles mitgewirkt hat, dann ist das schon der obere Toplevel in der Musik. Das Mastering beispielsweise übernahm Magnus Lindberg.
Wuchtig, explosionsartig, ebenso tiefgründig
Im Gegensatz zu anderen Bands versuchen Spurv nicht einen ausgeglichenen Spagat zwischen Post-Rock und Post-Metal hinzubekommen, sondern verschachteln beide Elemente zu einem dynamischen Klangteppich angerührt, manchmal mit einer leichten Prise nordischen Folk. Wuchtig, explosionsartig, ebenso tiefgründig und leicht mit einer gewissen Melancholie behaftet. Die Integration von klassischen Instrumenten, wie Cello, Posaune oder Violine, ist dafür ein ausschlaggebender Punkt. Myra beinhaltet daher eine gewisse Komponente in einem vielschichtigen Gewand, der durchaus unter die Haut gehen kann. Verschachtelt mit eingängigen Klangstrukturen führt Myra zu einem epischen Hörvergnügen. Wie man das zweite Album auch dreht und wendet, über allen 8 Songs steht eine exorbitante Arbeit der Gitarren, die energiegeladen und drückend agieren. Hinzu kommt ein kraftvolles Schlagzeug als ungezügelter Baustein, das im Zusammenspiel mit den Gitarren ein wahres Feuerwerk abbrennen kann. Extrem ausgeprägt in den ersten temporeichen Stücken „et løfte i fall“ und „og ny skog bæres frem“. Selbst experimentelle Nuancen wurden auf Myra eingegliedert. Kein Wunder, denn die Norweger hatten jede Menge Zeit, an ihrem Stil zu feilen und ihn zu perfektionieren. Das merkt man Myra an jeder Note auch an, das Album wirkt vom ersten bis zum letzten Song sehr durchdacht. Auf sehr multilateraler Seite. Ein Werk mit Aussagekraft und in Vielschichtigkeit
Moderne Post-Rock Hymnen, in die man sich durchaus verlieben kann, haben Spurv ebenfalls auf Myra einen festen Platz eingeräumt. Die Band geht dabei auch professionell mit den Klanglandschaften um, die sehr melodisch gehalten sind. Ein sehr gutes Beispiel ist dafür der Song „et blekt lys lyder“. Noch ein paar sphärische Momente oben drauf gibt es mit dem Song „den gamles stemme brister“ - endlose Post-Rock Kaskaden in einem gefühlsbetonten Meer, vereint in einer einzigartigen Kathedrale im Post-Genre. Ein Stück, bei dem Spurv alle Register ihrer Schaffenskraft gezogen haben und sicher noch sehr lange in den Ohren widerhallen wird. Mit dem philosophische Ende, inklusive Sprechzitat von Martin Heidegger, drehen Spurv ein letztes Mal richtig in Sachen Tempo und Härtegrad im Stück „allting får sin ende, også natten“ ganz nach oben, um ein grandioses Finale einzuleiten und dem gestellten Albumkonzept von Tod und Leben einen passenden Unterstrich verpassen. „Die Sterblichen sind die Menschen. Sterben heißt: den Tod als Tod vermögen.“ - stimmig eingeleitet mit einem grandiosen Solo am Klavier, danach der starke Kontrast mit Gitarrenarrangements, welche sich in das Musikherz bohren. Spurv aus Norwegen haben definitiv alles, um schon bald zu etablierten Größen im internationalen Genre aufzuschließen. Myra ist ein Werk mit Aussagekraft und in Vielschichtigkeit kaum zu überbieten. Es sollte in jeder Post-Rock Sammlung vertreten sein. Technisch brillant und ausgefeilt darf man dazu nur gratulieren. Auf diesem Album wird sicher jeder sein ganz persönliches Highlight ausmachen und das Album so aufnehmen, wie es Spurv auch erschaffen haben – mit dem Herzen und ihrer skandinavischen Seele. Myra erscheint am 01. Juni 2018 über das Osloer Label Fysisk Format. Fazit: Empfehlenswert! Links zu Spurv:
Myra-Songliste:
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