Akustische Kindheitserinnerungen.
Freunde der neoklassischen Musik mit Hang zu einer experimentellen und elektrischen Säule können diese Woche eine kleine Perle entdecken. Am Freitag erscheint das Debütalbum von Nina Keith, eine Trans-Komponistin und Multi-Instrumentalistin aus Philadelphia. Dabei greift die Komponistin auf eigene Erinnerungen zurück, mit der Sie als Kind zu kämpfen hatte. MARANASATI 19111, so der Titel des Debütalbums, ist im Prinzip die akustische Aufarbeitung von alten Fragmenten, die einem immer wieder verfolgen und einholen. Umgesetzt im neoklassischen Bereich, mit emotionalen und gefühlvollen Unterbau.
Das Album MARANASATI 19111 setzt sich intensiv mit den Gedächtnisnetzen der Kindheit auseinander. Inspiriert von ihrer Erfahrung in der EMDR-Therapie untersucht Nina Keith, eine persönliche Geschichte, die von Tragödien in der Gemeinschaft und paranormalen Ereignissen geprägt ist. Darüber hinaus wird versucht, eine ausgeglichene, ehrfurchtsvolle Beziehung zum Tod und dem Unbekannten herzustellen. So das Konzept des Debütalbums. Tatsächlich wurde das Thema als Bildsprache sehr gut eingefangen, das Album erforscht Klänge und Gefühle auf eine Art und Weise, die einen nicht verletzt.
Dimensionen aus Traum und Realität
Das mag alles nun etwas düster und geheimnisvoll klingen, tatsächlich ist die treibende Emotion auf dem Album ein romantisch, ruhiger und warmer Ton, der niemals eine extrem dunkle Schattierung behält. Diese werden natürlich trotzdem thematisiert, in Form von elektronischen Verzerrungen und Klangkollagen vom Synthesizer. Über allem thront das gefühlvolle und fragile Klavierspiel von Nina Keith, die Länge der Sonaten ist sehr dynamisch, werden immer wieder mit Naturgeräuschen und expressionistischer Elektronik unterstrichen. Diese driften schon mal in surreale Ebenen ab, behalten dennoch ihre eingängige und melodiöse Struktur. Diese vielen Fäden weben sich ineinander, um ein komplexes, aber hauchdünnes Ganzes mit einer Textur zu schaffen. Insgesamt beinhaltet das Debüt 12 Stücke, jeder erzählt seine eigene und ganz intime Geschichte aus Erinnerung und Erlebnissen. Oft kann man das jeweilige Thema auch an den Songnamen interpretieren, Nina Keith überlässt es dennoch dem Hörer, sein ganz persönliches Bild der Akustik zu malen. Es ist auch nicht leicht, einzelne Titel besonders in das Licht zu heben, da der konzeptionelle Umfang einem doch sehr gut übermittelt wird. Atmosphärisch sind alle Stücke, bilden ein Gefüge aus Tragträumerei und verblasster, eigener Reminiszenz. Vor allem die Klavier-basierte Ästhetik verbreitet eine angenehme Aura um den Zuhörer. Durchaus Qualität, die von ihrer überzeugenden Erzählung geprägt ist. MARANASATI 19111 kann daher durchaus als solider Grundstein für weitere Werke von Nina Keith angesehen werden. Es unterhält und lässt den Hörer abtauchen in Dimensionen aus Traum und Realität. Dafür ist neoklassische Musik immer gerne bereit, den Menschen die Hand zu reichen als vertrauter Freund, wie auch in diesem Fall. Veröffentlicht wird das Debütalbum von Nina Keith am 30. August 2019 über das Label Grind Select. Links zu Nina Keith:
Album Songliste & Dauer:
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