Gedanken aus dem Tagebuch.
Genau wie in der Astronomie, gibt es in der modernen Klassik immer wieder neue Sterne am Firmament zu entdecken. Mit dem Debütalbum „Memoirs“ gestellt sich dazu der irische Komponist Michael Black, ein aufgehendes Gestirn. Wie der Albumtitel es vielleicht schon enthüllt, auf dem Album arbeitet der Musiker seine ganz persönlichen Gedanken auf, wie schon zuvor einige seiner Kollegen am Klavier. Trotzdem ist Memoirs irgendwie anders, auch akustisch verfolgt es ein alternatives Konzept. Memoirs soll als musikalisches Tagebuch angegangen werden. Jeder Eintrag öffnet eine Tür und gibt Einblick in die Gedankenwelt des Komponisten.
Michael Black wurde als klassischer Pianist ausgebildet. Auch mit Gitarre, Schlagzeug und Gesang finden im musikalischen Repertoire vom Musiker aufwarten. Das große Musikverständnis bezieht der Ire allerdings nicht nur aus den Instrumenten, sondern die Art und Weise, wie Michael Black gewisse Ereignisse auf der Welt in seinem Kopf reflektiert. Musik dient als sein Mittel, Output und Medium, um diese Gedanken über das Leben zu verstehen. Als philosophisches Transportmittel dient dafür das Klavier, mit dem man vorherrschende Gefühle am besten vermitteln kann. Memoirs thematisiert Themen wie den Tod, die Angst, Unsicherheit bis hin zu Akzeptanz, Bedeutungslosigkeit und Transzendenz.
Äußerst expressionistische Ausdrucksweise
Auch wenn die Angst von Michael Black unbegründet scheinen mag, seine intimsten Gedanken zu teilen, so ist sie doch irgendwie berechtigt. Auf dem zweiten Blick und geht man eine Ebene tiefer ein, so sind die Klangbilder von den Sonaten bewusst in Szene gesetzt. Denn die Agogik ist ein vielschichtiger Rahmen, der behutsam aufgebaut ist. Der Charakter reicht vom grazilen Unterton bis hin zu ausdrucksvollen Klavieranschlägen. Die melancholische Komponente ist zwar vorhanden, jedoch nicht so stark ausgeprägt wie auf anderen Klavierwerken. Memoirs lebt durch eine äußerst expressionistische Ausdrucksweise, die einen oft überraschen kann mit ihrer Dynamik. Um den Zuhörer in das fragile Kunstwerk eintauchen zu lassen, wurde die Auswahl verschiedener Nuancen wie Raumgeräusche, die von Raummikrofonen für den natürlichen Hall aufgenommen wurden, ebenfalls sehr bewusst in die Kompositionen integriert. 15 Stücke sind auf dem Debüt zu finden, wovon man keinen besonders hervorheben möchte. Alle erzählen ihre eigene Geschichte in einem lyrisch-akustischen Gewand. Oft mit ruhigen und anmutigen Klavieranschlägen voller Herz, Romantik und mit einer seelischen Verbundenheit. Einzige Ausnahme bildet auf Memoirs die Stücke „Change of Tide“ & „Slightly Hasten – Breathe“, bei dem das Tempo angezogen wurde, um sich im Kopf daraus die passenden Bilder zurechtzurücken, was einem der Komponist hier wohl ausdrücken möchte. Die Arithmetik aus Interpretation und Artikulation sind Kernelemente von Memoirs. Denn nicht der Komponist bestimmt, sondern gezielt der Zuhörer, welche Emotionen und Gedanken er zu einzelnen Stücken gedanklich vor dem geistigen Auge manifestiert. „Ich wünsche mir, dass Memoirs es anderen ermöglicht, sich mit heiklen Themen auseinanderzusetzen, sie zu erforschen und dabei Trost und Sicherheit zu finden. ", so der Komponist. Mag zwar ein gewisser Minimalismus auf dem Debütalbum zu finden sein, so ist Memoirs ein tief greifendes Werk in die eigene Vorstellungskraft dank der pianistischen Kunst vom Iren Michael Black. Der, wie am Anfang erwähnt, ein hell aufsteigender Stern am neoklassischen Himmel ist. Die Veröffentlichung von Memoirs ist mit dem 13. Juni 2018 angesetzt. Musikliebhaber von pianistischen Klängen dürfen sich den Termin dick im Kalender anstreichen. Links zu Michael Black:
Memoirs - Songliste:
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Februar 2024
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