Finnische Melancholie der Neoklassik.
Wer jemals in Finnland war, weiß um die Mentalität der Menschen hier. Warmherzig, offen aber auch direkt nehmen die Finnen die Dinge, die da kommen mögen. Musikalisch hat das Land schon so viele Musiker an ihren Zenit gebracht wie kein anderes Land. Doch neben den bekannten Rock & Metal-Aspekt gibt auch eine neoklassische Seite, mit dieser typisch unverwechselbaren Melancholie, die nur Finnen im Herzen tragen. Aktuell macht dort unter anderem ein Name die Runde im Bezug auf klassische Musik - Mari Sainio. Ihr Debütalbum „Minus 25“ ist ideal geeignet, im Kopf an andere Orte und Plätze zu entfliehen. Sei es schneebedeckte Berge oder die endlosen Wälder. Eine cineastische Reise mit der Vorstellungskraft des Hörers.
Kurz ein paar Worte zur finnischen Komponistin. Mari Sainio wurde in der Hauptstadt Helsinki geboren, besitzt einen Master of Composition für Screen von der London Royal, die sie abgeschlossen hat. Den Einzug in die Musik feierte sie im Jahre 2010 als Komponistin für Theater, Film, Fernsehen und Orchester. Sie arbeitet oft an Projekten mit dem finnischen Sender YLE und isländischer Produktionen. Die Werke wurden an renommierten Orten wie The National Galerie (London), Music House (Helsinki) und das Victoria und das Albert Museum (London) aufgeführt. Im Sommer 2017 wurde ihre Debüt-EP „Tales“ veröffentlicht, „Minus 25“ ist somit das Debütalbum der charmanten Finnin.
Traumhafte, anmutige Klangteppiche
Man schließt also daraus, das Musikverständnis der Frau ist auf einem sehr hohen Niveau angesiedelt. Eines, das perfekt auf dem Debütalbum umgesetzt wurde. Stilistisch kann man Minus 25 zwar der modernen Klassik zuordnen, doch es finden sich weitaus breitgefächerte Nuancen aus anderen Musikgenres wieder. Teile aus dem Ambient und der Neoklassik werden mit symphonischen und orchestralen Facetten zu einem traumhaft, anmutigen Klangteppich verwebt. Die elektronischen Strukturen sind auf eines Minimales beschränkt, dominant in einigen Stücken ist das Klavier, auf dem die Dame die Melancholie in der Seele auf dem Punkt bringt. Eindrucksvolle Klanglandschaften mit eingängigen Klangwogen und emotionalen Kurven, die sehr tief unter die Haut reichen können. Man kann die Ästhetik der Kompositionen am Albumtitel als Metapher umschreiben. Mag es gefühlt in Finnland monatelang Minus 25 Grad sein, so taut das Album mit seinen 10 unterschiedlichen Titeln jedes gefrorene Herz eines Musikliebhabers im Sturm auf. Als würden warme und gefühlvolle Sonnenstrahlen in die dunkelste Ecke vordringen, um Licht in die Schatten zu bringen. Selbst wenn sich der melancholische Faden durch das komplette Album zieht, verliert das Debütalbum nicht einen Punkt an magischen Momenten voller Gefühl und Farbe. Vor allem die Klavier-orientierten Stücke wie „Empty Streets“ oder „Memories“ haben das Zeug dazu, in die Kategorie „zeitlose Kunst“ zu fallen. Perlen im Musikbereich des neoklassischen Ambient
Hängen bleiben werden ebenso die Titel „The Silence“, symphonische Klassik mit einem beseelten und charmanten Gesang von Sini Koskelainen. Ein Song, welches eigentlich in einem Tolkien-Universum seine Glanzpunkte voll und ganz zum erstrahlen bringen könnte. Das Stück „Stay“ ist sehr schwer in Worte zu fassen, mit den romantischen Eindrücken, die den Hörer wie ein sanfter, wohliger Schleier umhüllen, um in an Orte jenseits aller Dimensionen zu entführen. Ein Song mit Herzschmerzcharakter und gefühlsbetonter Instrumentalisierung. Ein ebenso cineastisches Erlebnis der Akustik findet man in „Mountains“, welches durchaus als Perle im Musikbereich des neoklassischen Ambient angesehen werden dürfte. Als Schlusswort bleibt die Erkenntnis, Mari Sainio bietet mit dem Debütalbum „Minus 25“ Atmosphäre und Landschaften aus Gefühl, Romantik und denkwürdigen Momenten. Man kann das Album nicht so recht klassifizieren, angesiedelt zwischen Welten der Neo-Klassik, Minimal und Ambient, allerdings auf einer sehr expressionistischen Weise. Jedenfalls gehen die Strukturen und Klangfarben direkt in das Ohr und bleiben da sehr lange, um in die eigene Welt der Gedanken und Gefühle auf eine positive Art einzugreifen. Aspekte, die nicht jeder Komponist auf dieser Ebene erreichen kann, wie Mari Sainio aus Suomi. Links zu Mari Sainio:
Minus 25 Songliste / Dauer:
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