Über die Weiten der Ozeane
Das Meer ist und bleibt die Inspirationsquelle schlechthin für viele Musiker. Bietet es doch mit seinen vielen Facetten so einige philosophische Interpretierungen. Eine akustische Reise auf die Weiten der Ozeane bietet das aktuelle Album „Seafaring“ von Last Days. Dahinter verbirgt sich der britische Komponist und Musiker Graham Richardson, der schon vier Vorgängeralben veröffentlicht hat, mit beachtlichem Erfolg. Auch Seafaring ist unter den Top Ten unter anderem auf Bandcamp, Zeit also sich die Musik näher anzuhören.
Graham Richardson schippert im Allgemeinen im Genre des Ambient, dazu kommen einige Nuancen aus benachbarten Musikbereichen. Mit seinem ersten Album „Sea“ hat man das Thema bereits schon einmal beansprucht, nun scheint sich der Kreis mit dem neuen Werk zu schließen. Dabei handelt das Album von verschiedenen Momenten und Zeitepochen in der Schifffahrt, wie beispielsweise die Südpolexpedition unter Ernest Shackleton und der unglückseligen Reise der Besatzung auf der Endurance. Aber auch andere Themen finden ihren Weg auf dem Album Seafaring.
Musikalisch präsentiert sich Seafaring als mehrschichtige Klanglandschaften mit komplexen Mustern. Mit breit gefächerten Gitarreneffekten, Elektropassagen und genretypischer Instrumentalisierung, auch mit neoklassischen Einflüssen, erlebt man eine akustische Klangvielfalt zum thematisierenden Inhalt. Ebenso finden marginale PostRock-Muster ihren Weg in die Klangstrukturen. Der Gesamtumfang der Kompositionen reicht auf emotionaler Ebene sehr tief, mit romantischen und melancholischen Spitzen. Zurückzuführen ist dieser Aspekt an dem breiten Verständnis der Klangstrukturen von Herrn Richardson, vor allem klassische Instrumente, allen voran die Klavierwogen, wurden mustergültig eingebunden und umgesetzt. Von der Schönheit bis zum rauen Wellengang
Hinzu kommen einfach traumhafte Aufnahmen aus der Natur bzw. das Wasser hier natürlich die treibende Aussagekraft ist, kann man auch akustisch sehr leicht heraushören. Die Stücke sind exakt, wie man sich die endlosen Weiten der Ozeane vorstellt. Von der Schönheit bis zum rauen Wellengang hat man musikalisch alles zu einem Konzeptalbum sphärisch verarbeitet. Ein fast schon kinoreifes Hörvergnügen hat man mit Stücken wie „Endurance“ geschaffen. Man kann förmlich das Salz schmecken und die eisige Polarluft fühlen, so komplex fügen sich die dynamischen Schichten aus Instrumentalisierung und Geräuschen zusammen. Das Album lebt von der Fantasie und der Vorstellungskraft des Zuhörers, es spielt nicht damit, sondern gibt lediglich die Richtung vor. Beispielsweise auf „Fading Shore“ oder „James Caird“, ein akustischer Kniefall von einem der drei Beiboote der Endurance. Als wäre man persönlich auf einem Segelschiff anwesend, und starrt auf kantige Strände. Im Prinzip kann man keinen der 12 Songs besonders hervorheben, jeder Einzelne hat seinen Charme und reflektiert auf kohärente Verknüpfung der Momente, die minimal und filmisch zu gleich sind. Und mit dem letzten Stück „Where the Sky Rests“ entschwindet hinter dem geistigen Auge ein Schiff als kleiner Punkt am Horizont, doch bleiben tut der Moment für ein faszinierendes Musikvergnügen. Seafaring ist ein Album, an das man noch sehr lange denken wird. Zugegeben, das Thema Reise und Meer wurde schon von vielen herausragenden Künstlern interpretiert, doch kann sich das Album in diese Liste als gleichwertig einordnen. Graham Richardson bringt die See einem sehr nahe, man fühlt sich wie in eine andere Welt versetzt. Das ist ganz große Kunst und verdient daher zurecht seinen Erfolg, den es auch verdient hat. Relevante Links:
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Februar 2024
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