Sternstunde im Art-Rock.
Zwei Tage nach dem kalendarischen Frühlingsanfang dürften die Gefühle schon fast den Zenit erreichen bei Freunde des progressiven Art-Rocks. Denn hier erscheint das lang erwartete neue Album „One Thousand Birds“ von Grice Peters oder kurz – GRICE. Der Engländer Grice Peters ist längst ganz Oben angekommen und blickt auf auch auf eine steile Solo-Musikbarriere zurück, die mit dem Debüt Propeller 2012 begann. One Thousand Birds ist das dritte Werk und wurde wie der Vorgänger mit bekannten Gastmusikern im progressiven Musikbereich aufgenommen. Selbst der Albumtitel beinhaltet eine Metapher und wurde inspiriert von einer gewissen Person.
Fast vier Jahre nach dem letzten Werk Alexandrine meldet sich GRICE zurück, im Gepäck das neue Werk „One Thousand Birds“. Inspiriert ist der Albumtitel und 2 Stücke darauf von der tragischen Geschichte von Sadako Sasaki, der 10 Jahre nach dem Bombenanschlag auf Hiroshima infolge von verzögerten Strahlungseffekten starb. Sie begann, aus Papier Origami-Kraniche zu falten, als sie von der Legende hörte, wer tausend Papiervögel faltet, erhält einen Wunsch von den Göttern. Nachdem sie innerhalb von weniger als einem Monat 1000 Kraniche fertiggestellt hatte, setzte sie ihre Arbeit in der Hoffnung auf Heilung fort. Der Opener und Titelsong, wie das Stück „She Burns“, erzählen von dieser Geschichte.
Dynamik und Diversität ist auf dem neuen Album sehr ausgeprägt
Wie erwähnt wurde „One Thousand Birds“ mit sehr bekannten Gastmusikern aufgenommen. Da wäre zum einen Richard Barbieri, der legendäre Keyboarder von Porcupine Tree und auch Steve Bingham von der Band no-man, bei der unter anderem Steven Wilson involviert ist. Das allein zeugt schon von einem massiven Musikverständnis im exorbitanten Kreise, das unter dem Mantel von Grice Peters zu einer homogenen Klangästhetik geformt wurde. Tatsächlich hört man diese Einflüsse hin und wieder sehr heraus, was dem Album daher ein ganz besondere und charmante Note verleiht, inklusive einem leicht nostalgischen Anstrich. Sehr breit sind die Musikbereiche Art-Rock und progressiver Rock auch aufgestellt, untermalt mit expressionistischen Facetten mit leicht melancholischen Unterbau. Vor allem die Dynamik und Diversität ist auf dem neuen Album sehr ausgeprägt. Man wird teils auf klassische progressive Rocksongs treffen, wie auf gefühlvoll vorgetragene Balladen, die einem so richtig unter die Haut gehen dürften. Auch energische und treibende Passagen hält das Album bereit. Selbst der Einsatz verschiedene Instrumente ist in seiner Vielfalt sehr imposant, neben der gerne-typischen Instrumentalisierung erstrahlen auch klassische Instrumente, wie Cello, Violine oder Trompete in einigen Stücken im hellen Glanz. Eingängige Klangstrukturen, gepaart mit flexiblen Gitarrenarrangements, die durchaus sehr energiegeladen ausfallen können, sind ein Markenzeichen des Albums. Das Album ist technisch sehr weit ausgefeilt, das Zusammenspiel der Instrumente, der eindrucksvolle Gesang und die Platzierung von Naturgeräuschen sind nahezu perfekt zu einem harmonischen Klanggefüge verwebt. Klangwellen und Kaskaden
Über eine Stunde verführt One Thousand Birds mit Klangwellen und Kaskaden, die für mächtige Gänsehaut sorgen können. Paradebeispiele, wie moderner Rock in progressiver Auslegungsweise klingen muss, gibt es einige. Das beginnt schon im Opener und Titelsong "One thousand birds", der zwar rein instrumental gehalten ist, doch schon sehr deutlich aufzeigt mit eine Art an Perfektion, was dem Hörer da für ein Juwel aus dem Kopfhörer entgegenschallt. Es sind Stücke wie „She Burns“, bei dem alles an Registern gezogen wird, was aktuell die Musik in diesen Musikbereich zu bieten hat. Eingängige Melodien, ein Gesang der sich mit den Instrumenten auf ein maximales Niveau duelliert. Das ruhige und verträumte „The Passing“ möchte den Hörer auf eine romantische Ebene entführen. Das gelingt dem song auch dank einfühlsamen Gesang und einer instrumentalen Ebene aus Klavier, Akustikgitarre und Trompete. „As I Am“ ist ein Lied, an dem man das Verständnis und die Entwicklung eines Grice Peters am deutlichsten spürt. Diese Eingängigkeit kann man schwer in Worte fassen. Auch sehr eindrucksvoll agiert das melancholische Stück „Steam“. Steam, the light, the dream, wer hier nicht gepackt wird und mitsingt, dem ist nicht zu helfen. Ebenso ein Eckpfeiler und ganz im Zeichen vom Kontext des Albums bekommt man mit dem letzten Lied „Saving Grace“. Wellen von Emotionen, gepaart mit verträumten Streicher-Arrangements und herzergreifenden Klangbergen interpretiert der Engländer hier vielerlei Bereiche der Akustik auf ganz speziellen Weise. Eine Ballade, welche an Fragilität kaum zu überbieten sein wird im progressiven Sinne. One Thousand Birds ist definitiv ein Album, welches man uneingeschränkt empfehlen kann. Selbst für Hörer die kaum oder wenig in diesen Musikbereich unterwegs sind, entfaltet es eine gewisse Magie aus Ästhetik und Faszination. Das liegt zum großen Teil an Grice Peters, doch auch die Seite von Technik, Programming und Aufnahme mit den Gastmusikern ist vorbildlich. 13 unterschiedliche Songs mit einer Spieldauer von fast 73 Minuten sollte man ebenfalls in der Summe lobend hervorheben. Sicher ist man auch, dass Album wird in Highlight-Listen am Ende des Jahres ganz sicher noch einmal gefeiert werden. Was es auch verdient hat. Release ist am 22. März 2019 über das Label Hungersleep Recs. Fazit: Sehr empfehlenswert. Links zu GRICE:
One Thousand Birds Songliste / Dauer:
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