Debüt Post-Rock, made in Iceland.
Nach längerer Zeit gibt es mal wieder eine Neuentdeckung in Sachen sphärischer Post-Rock. Die kommt von der Insel Island, wo musikalisch schon immer der Puls der Akustik schlägt. Mit dem Debütalbum „Above Atlas“ von Beware the Blue Sky betritt eine Formation die Bühne der musikalischen Welt, die wahrhaft Potenzial und Talent mitbringt. Inklusive skandinavischer Melancholie, die sehr deutlich in den Klangstrukturen zu finden sind. Einen soliden Grundstein haben die Vier mit dem Album schon gelegt, denn es ist facettenreich, ein Spagat zwischen Emotion & Explosion.
Beware the Blue Sky wurde 2016 gegründet und hatte eine schwierige Findungsphase. Es dauerte, bis die Band ihre jetziges Line up als Harmonie bezeichnen konnte. Erste Höreindrücke folgten mit zwei Singles, die natürlich auch auf dem Debüt zu finden sind. Die Ziele sind nicht mal hoch gegriffen für eine ambitionierte Band – live zu spielen, alle Menschen auf der Welt mit ihrem Post-Rock zu begeistern. Das könnte der Band auch gelingen, das Debüt stellt dementsprechend die Weichen. Die Vier formen einen modernen Post-Rock, durchaus mit Einflüssen von internationalen Größen, doch eigenständig im Gesamtkonzept. Das gefällt und hat durchaus die Chance, sehr bald als heller Stern am Firmament am Post-Himmel zu glänzen.
Genretypisch auf energische Kaskaden eingestimmt
Die Isländer stehen zwar noch am Anfang einer möglichen Karriere, doch das breite Musikverständnis der Bandmitglieder dürfte dazu beitragen, eines Tages den Durchbruch zu schaffen. Besonders auffällig sind expressionistische Bögen, die mit progressiven Ebenen zu einer eingängigen Klangstruktur verfließen. Ebenso wissen die dynamischen Wendungen in den Stücken zu überzeugen, von rabiat-brachialen Gitarrenausbrüchen bis zu ruhigen, atmosphärischen Momenten sind fast alle 4 Songs mit Überlänge auf dem Debüt aufgestellt. Die Gitarrenarrangements sind genretypisch auf energische Kaskaden eingestimmt, lobenswert auch die Arbeit am Schlagzeug, dass manchmal bis zur Ekstase aufläuft. Beware the Blue Sky zelebrieren einen sehr sphärischen Post-Rock, welcher auch auf emotionaler Ebene agiert, bei Skandinavier ist das auch in den Genen, glüchlicherweise. Die Songstrukturen sind intelligent durchdacht. Auch die Gitarrenbögen haben eine kraftvolle und eingängige Note. Facettenarmut kann man dem Debüt beim besten Willen nicht vorwerfen. Zwar erfinden die Vier das Rad im Post-Rock nicht neu, haben trotzdem ihre Eigene Interpretation dazu. So kann es durchaus vorkommen, dass ebenfalls neoklassische Nuancen im Post-typischen Stil verwebt werden. Ein Argument, welches in Skandinavien von vielen Gruppen regelrecht mit Euphorie zelebriert wird. Paradebeispiel wäre der letzte Song „Ships Sail the Horizon“. Das ist einfach neoklassischer Post-Rock, der direkt durch alle Mauern ohne Umwege in das Herz geht. Bei dem einen der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Man ist einfach eins mit den melodischen Klanglandschaften. Ein auffälliger Aspekt in den Kompositionen ist die dynamische Agilität der Songs. Von ruhigen und verträumten Gitarrenarrangements bis hin zu energiegeladenen Ausbrüchen ziehen die Vier so ziemlich alle Register im modernen Post-Rock. Die Spiellänge und Komplexität mag zwar überschaubar sein mit 4 Titeln, doch als ein Anfang bietet Above Atlas für das Post-Rock Herz verdammt viel. Da aktuell wenig Bewegung im Genre herrscht, eine echte Bereicherung. Bleibt die Bitte, in Zukunft mehr zu erfahren von den vier Jungs aus Island. Gemischt und gemastert von Torsten Kinsella (God Is An Astronaut) und Pat O'Donnell. Was man auch akustisch heraushören kann. Links zu Beware the Blue Sky:
Above Atlas Songliste / Dauer:
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Februar 2024
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