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Anthéne - Orchid (2017)

3/5/2017

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Orchid
Traumerfüllte Sequenzen der Akustik
Mangelnde Kreativität kann man den Multiinstrumentalisten Brad Deschamps beim besten Willen nicht vorwerfen. Mit seinem Hauptprojekt North Atlantic Drift, ist der Musiker im Genre des Ambient zu einer fest definierte Größe herangereift. Anthéne ist in musikalischem Sinne seine zweite Heimat, nach dem ausverkauften Debüt „Aurora“ gibt es dieses Jahr das neue Album „Orchid“, eine akustische Reise in fantasiereiche Welten zwischen Postrock, Ambient und dem Drone.

Man mag meinen, Kanada ist mit seinem Künstlern im Bereich des Ambient eine weitaus größere Inspirationsquelle, als man gedacht hat, Hotel Neon, Sound of Rescue, North Atlantic Drift, sind im Ambient nicht mehr wegzudenken. Was alle verbindet, ist die gefühlsbetonte Beschreibung der Klanglandschaften und ihrer Kopplung an den kreativen Verstand der Musiker. Die Musik hat immer etwas Spezielles, löst beim Hören die Grenzen der Vorstellung auf, Anthéne steht dem in nichts nach, die traumerfüllten Sequenzen der Akustik verfließen beim Hören stufenlos.

Gefühlsbetonte Schichten mit Seelenstärke


Orchid ist das zweite Album, und man merkt den kreativen Prozess von Brad Deschamps ihm auch deutlich an. Wabernde Gitarrenloops, glasklare Synthie-Passagen verschmelzen mit emotionalen Arrangements und ätherischen Gitarrenfiguren. Da bleibt den Hörer selbst überlassen, ob er bei Stücken wie „frozen path“ an eisige Tundra, klirrende Polarnächte oder an einer pulsierende Aurora Borealis denkt. Anthéne schafft es wie seine musikalischen Landsmänner Musik zu erschaffen, die in ihrer Form eine Macht innewohnt, welche die Gedanken des Zuhörers weit über vorstellbare Grenzen zu transportieren vermag.

Insgesamt 7 Songs von breiter Dynamik hat Orchid zu bieten, technisch auf einem extrem hohen Niveau angesiedelt. Die Klangstrukturen sind über Ebenen hin texturiert, mit leicht lakonischen und melancholischen Zügen ausgestattet. Weitab von Stress und Hektik verbreiten die Stücke von Orchid daher Harmonie und emotionale Feinfühligkeit im Gewand des Ambient. Der Balanceakt zwischen emotionalen Strukturen und empfindsamen Facetten aus Tagträumen gelingt immer wieder, auch beim mehrmaligen Durchhören des Albums. Vor allem die letzten Beiden Stücke „Trace“ und „the laughing heart“ sind zwei große Perlen im Genre und erfüllen einem mit ihren gefühlsbetonten Schichten mit Seelenstärke.

Musik für das Herz und die Seele, das sind die akustischen Welten von Brad Deschamps und seinem Projekt Anthéne. Sicherlich erfindet man das Rad nicht neu im Genre, doch das muss man auch nicht, denn die große Stärke dieser Musik ist wie angesprochen der Bezug auf die eigene Fantasie, und die ist bei jedem Hörer anders. Der letzte Schliff auf die Klangpalette von Orchid wurde durch George Mastrokostas (aka Absent Without Leave) angewandt und fügte eine große Tiefe hinzu. Auch für Sammler ist Orchid eine Investition wert: Es gibt eine limitierte Auflage von 150 handgefertigten und handnummerierten Stücken mit visueller Vielfalt. Wie üblich bei dem charmanten Label Sound in silence.

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