Gäbe es die Post-Rock-Band There‘s A Light nicht, gäbe es sicher auch keine enge Freundschaft zum Gitarristen und Mitbegründer der Band: David Christmann. Mit dem Debütalbum „A Long Lost Silence“ hat man 2018 alle Erwartungen übertroffen, daraus entwickelte sich auch eine Tournee durch China. Drei Jahre danach legt die Band aus Lahr mit dem neuen Album „For What May I Hope? For What Must We Hope?“ nach, welches am 10. Dezember 2021 erscheint. Was kann der Post-Rock-Fan erwarten? Fragen wir doch David in einem Interview.
Die deutsche Band tourte mit dem Debütalbum auch durch China.
Hallo David mein Freund, wie geht es Dir und der Band gerade? Hallo André, mein Lieber! Uns geht's super soweit. Danke der Nachfrage!
Euer neues Album steht in den Startlöchern und wird am 10. Dezember veröffentlicht. Seid ihr etwas nervös oder stellt sich schon eine gewisse Routine ein? Nervös ist vielleicht etwas übertrieben, haha :) Wir sind auf jeden Fall super gespannt, wie die Platte bei den Leuten ankommen wird und können es kaum erwarten, da sie schon eine Weile in Bereitschaft besteht.
Euer Debütalbum " A Long Lost Silence" war ein echter Erfolg international. Habt ihr damit gerechnet? Auch das es auf Tour nach China geht? Ehrlich gesagt haben wir Null damit gerechnet. Umso schöner, dass es so viele Menschen gibt, denen das Album gefällt. Als wir für eine China-Tour angefragt wurden, dachten wir das sei ein schlechter Scherz oder Spam, da wir ja nicht sonderlich bekannt waren. Es hat sich herausgestellt, dass unsere EP "Khartoum" in China ein ziemlicher Erfolg war und Millionen von Clicks hatte, dadurch wurde das Plattenlabel 'Weary Bird Records' auf uns aufmerksam und hat uns einen Plattenvertrag mit Headline-Tour angeboten.
Wie hat sich die Band seit 2018 verändert? Jonas Obermüller (Keys), mit dem ich das Projekt damals gegründet hatte, ist wieder festes Bestandteil der Band. Ich würde sagen, wir sind auch etwas routinierter, was Songwriting und Proben betrifft. Wir wohnen nicht mehr alle im selben Ort, weshalb wir Dinge oft per Skype besprechen müssen, anstatt uns persönlich zu treffen.
Wir sollten mehr auf Nächstenliebe, Verständnis und Empathie hoffen.
Das wunderschöne Artwork stammt von Oliver Hummel (Hummelgrafik.de)
Das neue Album trägt den Titel „For What May I Hope? For What Must We Hope?“ Welche Botschaft trägt es in sich und auf was sollten wir deiner Meinung nach hoffen? Wir haben uns innerhalb der Band durch viele private Ereignisse und Erfahrungen sehr oft die Frage gestellt: Was bedeutet Hoffnung? Was ist gut an Hoffnung? Was ist schlecht an Hoffnung? Durch Geschichte, Philosophie und viele Gespräche unter uns haben wir einige Antworten gefunden. Hoffnung kann ein unglaublicher Antrieb sein, gleichzeitig kann sie aber auch bei zu großen oder utopischen Erwartungen sehr enttäuschen und verletzen. Hoffnung ist eine Notwendigkeit für uns Menschen. Meiner Meinung nach sollten wir mehr auf Nächstenliebe, Verständnis und Empathie hoffen.
Wie hat sich Euer Musikverständnis im Bezug auf dem Debüt erweitert? Gab es neue Ansätze im Prozess des Songwritings & der Komposition? Wir alle haben definitiv dazugelernt, was Produktion und Songwriting betrifft. Unsere Songs entstehen oft sehr unterschiedlich. Mal als kleiner Sketch von einer Person im Schlafzimmer, ein anderes Mal beim jammen zusammen im Proberaum oder schlichtweg indem man zu 2. oder zu 3. verschiedene Sachen ausprobiert und schaut, wo das hinführen kann. Den Song "Even In The Darkest Place" hat Jan (Drums) z.B. komplett alleine am Computer mit dem Keyboard komponiert, lediglich ein paar Kleinigkeiten wurden geändert vom Rest der Band.
Das neue Werk ist grob umrissen ruhiger und melodischer als der Vorgänger, mit mehr Facetten aus dem Ambient. Wie kam es zu dieser Entscheidung? Das war keine bewusste Entscheidung, es hat sich schlichtweg so ergeben, je nachdem wie sich die einzelnen Song-Ideen für uns angefühlt haben.
Was meiner Meinung Eure Band abhebt, ist die Diversität der Titel, die Interpretation des Post-Genres. Zum Teil melancholisch, zum anderen extrem impulsiv. Ist es Euch wichtig, eine ausgewogene Mischung dem Hörer anzubieten? Wir wollen Musik machen, die uns in irgendeiner Art berührt, deshalb schrauben wir so lang an den Stücken bis wir alle zufrieden sind. Da wir 5 Leute sind, die zum Teil auch schon unterschiedliche Musik hören, ist das normal, dass jeder seine eigene Note in die Musik einbringt. Das ist uns schon sehr wichtig.
An welchen Song musste die Band lange schleifen, bis er perfekt war? Lass mal überlegen - "Like The Earth Orbits Sun" haha. An dem saßen wir echt ewig, hat sich aber definitiv gelohnt, kann ich schon mal verraten.
Der Gesangspart wurde auf dem neuen Werk sehr zurückgeschraubt zum Debüt. Ist der Aspekt der Pandemie geschuldet, weil man wenig Kontakt hatte? Nein, das passiert alles im Prozess und je nachdem wie sich der Song entwickelt. Oft sind Lieder ohne Gesang schon sehr aussagekräftig und lassen sehr viel Spielraum für Interpretation, weshalb ich auch Instrumental-Musik so schätze. Es ist einfach eine universelle Sprache, die jeder versteht.
Auf dem Album sind ja mal wieder so richtige Juwelen zum Verlieben. „Be Brave Fragile Heart“ wird dem Hörer sicher sehr nahe gehen. Was ist die Story dahinter? Es geht im Generellen um eine bisher unerkannte, persönliche Verletzlichkeit, die man entdeckt und den Umgang damit. Das hat bestimmt jeder schonmal erlebt und es kann einen komplett aus der Bahn werfen, sei es durch eine unerfüllte Liebe oder um einen plötzlichen Verlust. Aber Zeit, ganz viel Sorgfalt und Selbstliebe kann das Ganze etwas heilen. Das ist im Prinzip die Message und Inhalt des Songs.
Selbst das Saxophon hält Einzug. Erzähle doch gerne, wie Ihr zu solchen Einfällen kommt. Markus (Gitarre) hat lange Saxophon gespielt, daraufhin dachten wir, es wäre cool, dieses Element in unsere Musik zu packen.
Ihr habt mit „Elpis“ Euer erstes professionelles Video gedreht. Erzähl doch bitte etwas darüber. Robby Krings, Mitglied der Band "Noir Reva" hat 2019 für das Gloomaar Festival, auf dem wir spielten, das Aftermovie gemacht. Wir kannten uns schon davor durchs Internet und haben uns dort das erste mal persönlich gesehen und super verstanden. Wir blieben weiterhin in Kontakt und Robby machte sich selbstständig unter dem Namen "Vestra Visuals". Logische Schlussfolgerung war, dass er ein Story-Video für uns gedreht hat. P.S.- Checkt die Band und Vestra-Visuals!
Geht eurer Leidenschaft nach und schaut nicht zu sehr auf Erfolg und Andere
Gitarrist und Gründungsmitglied von There's A Light: David Christmann.
Erzähle den Lesern doch bitte, was ein David Christmann in seiner Freizeit gerne so macht, außer dem Aspekt der Musik? Wahrscheinlich das, was viele andere auch machen. Spazieren gehen mit meinem Hund, gelegentlich Skateboard fahren, mit Freunden abhängen, ab und dann mal feiern gehen. Auf der Couch herumlungern und manchmal auch ein bisschen zocken am Computer, das kennste auch ne? :)
Welche Band oder welcher Komponist hat dich als letztes begeistert? Puh schwierig da ich so vieles höre und mich für so viele unterschiedliche Künstler begeistere. RY X hats mir sehr angetan, vor allem das live Konzert auf Youtube| : RY X Montreux Jazz Festival 2017. Sleep Token ist auch so eine Band, die mich total in ihren Bann zieht! Die letzte Thrice Platte (Horizons / East) hat mich auch vom Hocker gehauen.
Fragt man Dich direkt, wie siehst du die Post-Rock-Szene im Jahr 2021? Ich muss sagen ich bin nicht mehr so vernetzt mit der Szene wie ich es mal war, allerdings würde ich behaupten, dass fast alle sehr herzlich sind und sich gegenseitig unterstützen.
Hast du einen Rat an jungen Bands, die gerne im Post-Genre Fuß fassen möchten? Gibt es etwas, was man beachten sollte oder vermeiden? Geht eurer Leidenschaft nach und schaut nicht zu sehr auf Erfolg und Andere. Macht euer Ding!
Danke David, die letzten Worte gehören dir: Erstmal danke für das nette Gespräch, ach und hört die neue Platte! Sie kommt am 10.12.21 raus. Wir freuen uns!