Das Singer/Songwriter-Duo aus Frankfurt mit Namen Julie et moi ist mit bodenständiger Musik dem Genre treu geblieben. Mit der Gitarre, Stimme und selbstverfassten Texten vertreten die Beiden in diesem musikalischen Bereich ein klassisches Szenario. Doch das Musikgenre ist in Deutschland ein eher marginaler Aspekt, dabei gibt es durchaus herausragende Musiker. Wir haben uns mit Julie und Marc über das Genre, ihre Musik und die aktuelle EP unterhalten:
Die aktuelle, selbst-betitelte EP der Frankfurter.
Wie geht es Euch gerade?
Julie et moi: Wir essen Marshmallows und hören Musik, also gut! Dir hoffentlich auch? (*Julie bietet Marshmallow an*)
Seit wann gibt es die Band?
Julie et moi: Seit Oktober 2016 machen wir zusammen Musik. Einen Großteil der Songs gab es aber schon vorher.
Wie habt ihr Euch kennengelernt und beschlossen, Musik zu machen?
Julie et moi: Wir haben uns über ein Onlineportal kennengelernt (welches genau lassen wir an dieser Stelle mal offen...) und dann schnell gemerkt, dass wir unbedingt mal zusammen jammen müssen. Das taten wir und dann war klar, dass wir zusammen Musik machen wollen.
Reden wir über Eure aktuelle EP, habt ihr schon ein wenig Resonanz darauf bekommen?
Julie et moi: Unsere Mütter finden sie prima. Ansonsten haben wir es in den nicht mal zwei Wochen seit der Veröffentlichung noch nicht geschafft, sie so super vielen Leuten zu zeigen. Aber Hey, du hast sie ja von ganz allein gefunden. :)
Wie ist der Entstehungsprozess der Songs bei Euch, komponiert ihr erst die Musik und schreibt danach die Texte oder umgekehrt?
Julie et moi: Julie probiert meistens einfach etwas aus, bis ihr eine Akkord-Sequenz gefällt und dann entwickelt sie darauf basierend den Rest des Songs. Marc schreibt entweder einen Text und versucht dann die passende Musik zu finden oder fügt einem Song mit Textfüllern später richtige Zeilen hinzu. Zusammen schreiben hat bisher nur zu Improvisationstexten über Obst und Q-Tips geführt, aber wir glauben fest dran, dass da noch was Konstruktiveres bei herauskommt.
Welche Inspirationsquellen zieht Ihr hierbei heran?
Julie et moi: Bei Julie sind es textlich für gewöhnlich persönliche Erfahrungen und natürlich Filme, Serien usw. Marc schreibt meistens Texte wenn er so richtig angefressen ist oder nach dem Abschluss eines Buches. Mediale Prägung rundum also...
Worauf legt Ihr besonderen Wert bei Euren Kompositionen? Die Musik, die Lyrics oder der Inhalt, die Botschaft?
Julie et moi: Zunächst einmal muss uns das Gesamtprodukt selbst gefallen. Wie sich das genau aufschlüsselt bzw. wie es dazu kommt, dass es uns gefällt, können wir meistens selbst nicht so genau sagen. Für Marc ist es wichtig, dass sich der Text nicht plakativ hingibt, sondern durchaus ambivalent zu verstehen ist. Sozial- und gesellschaftskritische Texte schreiben wir schon auch mal, sind in diesem Projekt aber bislang noch nicht so stark vertreten.
Über die nationale Daseinsberechtigung im Genre
Julie und Marc von Julie et moi aus Frankfurt
Ich möchte mit Euch das Genre der Singer/Songwriter hier in Deutschland etwas beleuchten. Was meint ihr, ist die Szene Eurer Meinung zu überschaubar oder gibt es ein Überangebot?
Julie et moi: Ehrlich gesagt haben wir garkeine Ahnung von der Szene hier in Deutschland. Gibt es überhaupt so eine Szene? Rotten sich die deutschen Liedermacher zusammen? Wir wissen es nicht oder sind zumindest nicht Teil davon. Also liebe Songwriter: meldet euch, wir trinken mal was zusammen!
Wie seht ihr die Musik und das Genre im Vergleich zu internationaler Ebene?
Julie et moi: Die amerikanische Szene dominiert das Genre natürlich extrem und auch das Niveau scheint als Wiege des Folk bzw. Singer/Songwriter immer etwas höher zu sein, als das, was man so von deutschen Pop-Poeten u.ä. mitbekommt. Wir glauben aber, dass auch deutscher Singer/Songwriter mit englischen Texten seinen Charme und Daseinsberechtigung hat.
An was liegt es, Eurer Meinung nach, das klassische Musik von Sängern /Liedermachern in diesem Genre weniger Beachtung geschenkt wird. (Beispiel: Bandcamp - Unter den ersten 10 Seiten unter dem Tag „Germany“ sind aktuell nur 2-3 Werke aus dem Genre vertreten)
Julie et moi: Singer/Songwriter lebt aufgrund der spärlichen Instrumentierung natürlich viel mehr vom Text und den musikalischen Details als andere "flashy" Genres. Da ist es als Nicht-Muttersprachler, was englische Texte angeht, natürlich nicht so einfach mit der textlichen und sprachlichen Tiefe der Muttersprachler zu konkurrieren, wäre jetzt so eine Theorie. Aber natürlich sind elektronisch-lastigen Genres momentan auch einfach viel mehr im Trend.
Reicht es heute nicht mehr aus, mit der Gitarre und selbst komponierten Liedern für Aufmerksamkeit zu sorgen? Was ist Eurer Meinung nach nötig um eine Art Renaissance einzuleiten?
Julie et moi: Es ist wahrscheinlich wirklich schwerer geworden. Andererseits sehnen sich Leute wohl auch wieder nach ganz bodenständiger, handgemachter Musik ohne viele Tricks. Zurück zum Handwerk quasi. Wir fühlen uns da gut, auch in einer nicht so kommerziellen Nische zu sein. Die Renaissance hat ja in Nordamerika durch den neuen Indie-Folk (Fleet Foxes und co.) schon gut geklappt, obwohl Akustikgitarrenmusik dort natürlich immer relevant war.
Dass man es trotzdem weit bringen kann im Bereich der Singer/Songwriter hat zuletzt ja Gregor Meyle beweisen können. Auch wenn seine Musik jetzt mehr mit Alternativen Elementen gespickt ist, ist er heute sehr erfolgreich. Meint ihr, dass ist nun mal der Weg im Genre, weg von den Wurzeln?
Julie et moi: Gut, Gregor Meyle hat wohl auch seiner Fernsehpräsenz einen gewissen Startbonus zu verdanken. Ehrlich gesagt, wenn Musik gut oder gut gemacht ist, kann sie unserer Meinung nach auch total „back to roots“ sein und wird sich durchsetzen. Sofern man den richtigen Nerv trifft, etwas zu sagen hat und gut performen kann, wird man schon Beachtung finden. Erfolg definiert sich da ja auch sehr unterschiedlich.
Talentierte Musiker sind oft recht selbstkritisch und halten sich nicht selten für zu schlecht und möchten am liebsten aufhören mit Musik. Was würdet Ihr den Menschen raten weiter zu machen?
Julie et moi: Wir kennen dieses Problem leider auch nur zu gut. Am Ende muss man sich fragen, warum und mit welchem Ziel man Musik macht. Wenn es gut tut und einen mit Freude erfüllt, ist das ja schon viel wert. Unser Rat wäre einfach weiter zu machen und die eigene Selbstzerfleischung zu ignorieren. Die großen Vorbilder haben auch genügend miese Songs in der Schublade, die man aber nie zu hören bekommt.
Wohin wird Eurer Weg noch führen, habt ihr angestrebte Ziele als Band?
Julie et moi: Im Moment möchten wir unsere aktuelle EP und die anderen Songs so viel live spielen, wie wir können und hoffen neben ein paar bereits bestehenden Terminen auf weitere Anfragen dieses Jahr. Zudem wollen wir weiterhin Songs schreiben und diese aufnehmen.
Die letzten Worte gehören Euch:
Julie et moi: Die Marshmallows sind mittlerweile leer, das Interview hat uns gefallen sehr. Inspiriert schmeißen wir uns an die Gitarren und schreiben los, bloß nicht verharren. Falls ihr uns wollt, könnt ihr uns fragen, wir sind voll entspannt, müsst nicht verzagen. Bis dahin tschüss mit üss und ganz viel Quark, ciao for now, Julie und Marc
Gezeitenstrom Musik bedankt sich bei den Beiden und wünscht für die Zukunft viel Erfolg!