Im Porträt eine Newcomerband, die zwar in Berlin gegründet wurde, doch aktuell im hohen Norden zu Hause ist. Auch wenn viele Bands mit Aufmerksamkeit zu kämpfen haben, so hat zum Beispiel die Zeitschrift Vision die aktuelle Debüt-EP der Band Utopia Union ein paar Zeilen gewidmet. Doch was ist eigentlich Utopia Union und wer steckt dahinter? In diesem Artikel stellen wir das Musikkollektiv etwas näher vor.
Die Anfänge und Wurzeln
Hinter dem Musikprojekt Utopia Union steckt der Multiinstrumentalist Matthias Dabrowski. Zusammen mit Kollegen nahm die Band dann Anfang Juni 2019 ihr Debüt EP mit dem Titel Innenleben auf. Die musikalischen Wurzeln von Dabrowski gehen bis in die Jugend zurück. Im Alter von 14 Jahren begann er, sich aktiv für Musik zu interessieren und in Bands zu spielen. Schon damals konnte sich der Musiker für verschiedene Musikrichtungen begeistern. Sowohl auf Techno Partys als auch auf Metal-Konzerten hat man sich in früher Zeit schon sehr wohlgefühlt.
Das ist heute auch noch so, Elektro, Jazz oder Rock, generell Musik bestimmt das Leben. Als er mit seiner Partnerin von Berlin nach Aurich an der Nordseeküste zog, hatte man eine Phase ohne Musik und in Aurich kannten ihn alle ohne seine musikalische Identität. Das war nur sehr schlecht zu ertragen. Deshalb begann Matthias Dabrowski Demos zu schreiben, ohne zu wissen, was passieren würde. Es ging tatsächlich darum, sich wiederzufinden und vielleicht neu zu erfinden.
Innenleben, die aktuelle EP und das Debüt
aktuelle EP "Innenleben"
Innenleben ist die aktuelle EP und das Debüt von Utopia Union. Fünf verschiedene Stücke, angesiedelt in Dimensionen zwischen progressiven Rock, Post-Rock und alternativen Einflüssen. Der experimenteller und psychedelischer Anstrich ist zweifelsohne eine tragende Säule, dem die EP gut zu Gesicht steht. Was Innenleben auch auszeichnet, ist eine dynamische und durchstrukturierte Breite diverse Musikbereiche. Die Verschmelzung der Kernelemente aus Post-Rock und progressiven Rock sind technisch sehr breit aufgestellt, was durch detaillierte Gitarrenarrangements hervorgehoben wird. Mal verträumt ruhig, dann wieder emotional aufwühlend.
Das allgemeine Feedback von Presse und Musikliebhaber fällt daher auch recht positiv aus, auch wenn Utopia Union für einige noch ein recht unbeschriebenes Blatt ist, dem man kaum Bedeutung schenkt. Das mag zwar immer einen etwas herunterziehen, doch mit dem Aspekt haben eigentlich fast alle Newcomer zu kämpfen. Matthias dazu: „Bis jetzt bin ich relativ zufrieden mit dem Feedback, allerdings habe ich auch einige Blogs oder Magazine angeschrieben und von ihnen nichts gehört. An guten Tagen erkläre ich mir, dass es einfach unglaublich viele gute Bands und Künstler gibt. An schlechten Tagen zieht mich so ein Nicht-beachten runter.“
Entstanden ist die EP zum Teil in Berlin und in Aurich. Die ersten zwei Songs wurden mit Freunden aus Berlin in der Hauptstadt aufgenommen, eine kurze Zeit später hörte man über Umwege von Hanno Janssen von der Post-Rock Band MMTH aus Aurich/Emden, der in Aurich ein Studio betreibt. Hier lernte man auch Erik Seemann kennen, der auf den Aufnahmen Schlagzeug spielt. Konzeptionell entstehen die Songs früher an der Gitarre, heute zum Teil mit Bass-Linien auf dem Synthesizer oder Akkordabfolgen auf der Orgel Philips Philicorda. Dann ist man mit den Demos in das Studio gegangen und hatte auch schon eine Ahnung, wie das Ganze klingen sollte.
Inspirationsquellen und Zukunft der Band
Fragt man Matthias Dabrowski nach Inspirationsquellen, dann fällt sofort eine ganz spezielle Band, die dem Musiker viel bedeutet. Und zwar sind das die Schweden von GOAT. Die Alben von GOAT haben ihn so gepackt wie schon lange nichts mehr. Nach einiger Recherche entdeckt man so weitere, herausragende Bands aus Schweden. Ein persönliches Highlight war für ihn letztes Jahr der Besuch des legendären Plattenladens HÖGA NORD in Göteborg. Das Sortiment dieses Ladens beinhaltet ausgesprochen viele Bands der neuen psychedelischen Strömung.
Doch generell, alles, was von Musik begeisterten Menschen kommt, ist für ihn lobenswert. Matthias meint: „Es gibt so viele, die Konzerte veranstalten oder Blogs betreiben und es machen, weil sie Spaß daran haben. Diesen Leuten wird es allerdings immer schwerer gemacht, weil z.B. nicht kommerzielle Clubs schließen. Gleichzeitig gibt es so etwas wie die Pop-Akademie in Mannheim, die gezielt Bands und Künstler fördert. Ich kann mir nicht helfen, aber das wirkt für mich irgendwie zu gewollt und nach Rock Strebern, die es wissen wollen. Irgendwie unsexy. Die meisten bekannten Musiker haben das Musik-Machen in einem kreativen Umfeld selbst erschaffen, sie brauchten keine PR-Berater oder Marketing- Strategen. Dieser ganze Business Kram langweilt mich eher.“
Zumindest ist ein solider Grundstein für die Zukunft für Utopia Union gelegt. Die Formation wächst gerade zu einer Band bzw. zu einer Art Kollektiv an. Man habe nette Leute kennengelernt, die auch noch sehr gute Musiker sind und obendrein Lust haben, Songs von Utiopia Union zu proben und live zu spielen. Vor allem, da das Projekt vor kurzer Zeit nur ein Gedanke war. Es wird in Zukunft außerdem auch Songs geben, die in Zusammenarbeit mit den anderen Musikern, wie Hanno Janssen, Bernd Frikke, Johnny Röhl und Erik Seemann entstanden sind. Zusätzlich gibt es noch weitere Musiker, die an Kollaborationen interessiert sind. Gezeitenstrom Musikmagazin wünscht allen Beteiligten viel Glück auf die kommenden Pfade in der Musik.
Angemerkt: Alle Bandbilder stammen übrigens ebenfalls von Bernd Frikke.