Natur, Geräusche und Ambiente.
Eine ganz spezielle Klangerfahrung kann man auf dem aktuellen Album von Tomáš Šenkyřík entdecken. „Fond“ ist der Titel vom neuen Werk, welches heute über Slowcraft Records veröffentlicht wurde. Der tschechische Komponist ist fasziniert von den Klängen der Natur, den Melodien und Geräuschen, die wir jeden Tag fast schon nicht mehr wahrnehmen, weil wir diese in unserer Gewohnheit fasst schon nicht mehr wahrnehmen. Diese Geräuschkulisse wird auf dem Album in ein klang-ästhetisches Geflecht aus Ambient und der Neoklassik in den akustischen Rahmen gesetzt.
Tomáš Šenkyřík ist ein Musikwissenschaftler, der sich ganz speziell für Feldaufnahmen spezialisiert hat. Er interessiert sich für akustische Ökologie und die Entdeckung musikalischer Strukturen in der Natur und ist fasziniert davon, musikalische Qualitäten in Dialogen zwischen natürlichen und unnatürlichen Klängen zu finden. Tomáš Šenkyřík hört gerne der Natur ohne Lärmbelästigung zu, besonders zerbrechlichen und leisen Geräuschen. Darüber hinaus ist er Mitglied von Skupina, einer Künstlergruppe, die sich für Feldaufnahmen, Klanglandschaft, mündliche und akustische Geschichte und akustische Ökologie interessiert. Viele Field-Recordings aus Flora und Fauna kann man auf seiner Homepage sich akustisch anhören.
Dimensionen aus Raum und Außenwelt verschwimmen
Schon mit den ersten Sekunden weiß man um die Beschaffenheit von "Fond" und wohin die cineastische Reise hingeht. Wenn die Vögel zwitschern und Zupfinstrumente, gepaart mit Glockenspiel eine Aura von Sommer und Freiheit einläuten. Die Dimensionen aus Raum und Außenwelt verschwimmen voll und ganz, sehr subtil sind die elektronischen Klangsphären im Opener „Hana“ gehalten. Die werden zwar mit fortlaufender Dauer mehr und mehr in den Vordergrund gestellt, behalten trotzdem eine gewisse Bodenständigkeit. Das Album wirkt wie ein atmosphärischer Schleier, der mit seinen Kollagen aus Geräuschen und sanfter Elektronik immer mehr die Erforschung des Klanges als primäres Attribut sich aufstellt. Doch auch die klassischen Facetten sind auf dem neuen Album vertreten. Im Titeltrack „Fond“ werden neben emotionalen Klanglandschaften fragile Streicher-Arrangements eingebettet. Als würde man in den Himmel starren und die Wolken beim Vorbeiflug beobachten, so dicht ist die geschaffene Atmosphäre hier. Auch wenn Fonds nur insgesamt vier verschiedene Titel parat hält, haben die Stücke viele Minuten Spielzeit für den Hörer. Genug Zeit, um in die akustischen Klangfarben einzutauchen und sich treiben zu lassen. In Sachen Artikulation der elektronischen Balance kann Fond auf ein jahrelanges Musikverständnis vom Komponisten zurückgreifen. Der Spagat aus dem emotionalen Bereich reicht von romantisierender Melancholie bis hin zu dem Gefühl der Freiheit, laute und leise Töne, die im Alltag fast jeden Menschen prägen. Die meditative Landschaft ist sehr eingängig und gut dosiert worden, auch wenn natürlich das Album kein herausragender Meilenstein im Genre des Ambient darstellen muss. Es reicht als Rückzugspunkt und Ruhepool, wenn Hektik und Druck einen übermannen. Das mag für alle vier Stücke gelten, besonders das Drone-lastige „Eugen“ bildet da eine Ausnahme. Es ist wie der aufziehende Sturm, der die Wolken verdunkelt, um eine akustische Schwere zu manifestieren. Das neue Werk „Fond“ glänzt mit einer dichten Atmosphäre aus Klangbildern und akustischen Vielfalt voller dynamischer Komplexität. Die neoklassischen Elemente verleihen dem Werk auch seinen ästhetischen Schliff. Die Naturgeräusche sind natürlich der melodische Protagonist, welcher ein homogenes Klanggefüge mit den anderen Elementen eingeht. Fond eignet sich in erster Linie an Musikliebhaber, die gerne Klang und Ästhetik auf einer ganz besonderen Weise erleben möchten. Für eine halbe Stunde wird man jedenfalls in eine ganz andere Welt transportiert. Links zu Tomáš Šenkyřík:
Fond - Songliste /Dauer:
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Februar 2024
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