Erinnerungen und Gedanken, Kapitel II
Schaut man auf dieser Magazin-Seite auf die Jahresrückblicke in Sachen akustische Klang-Referenzen atmosphärische Klanglandschaften, taucht ein Name immer wieder auf: der deutsche Komponist und Pianist Tim Linghaus. Zuletzt 2020 mit dem Album „Venus Years“. Die Werke vom Komponisten sind immer sehr geprägt von einer ganz persönlichen und gefühlvollen, akustischen Erzählweise, die emotional den Hörer mitnimmt auf die Reise in die Vergangenheit. Er schafft es immer, eine starke Verbindung aufzubauen, dieser fest etablierte Aspekt ist auf dem kommenden Album „Memory Sketches II“ nicht anders. Was macht eigentlich „K“? Gibt es neue Abenteuer von „S“? Finden wir es auf den folgenden Zeilen gemeinsam heraus.
Vorstellen muss man den sehr sympathischen Musiker sicher nicht mehr. Auf dieser Seite gibt es Interviews mit dem Künstler, sowie sehr ausführliche Rezensionen seiner Werke, angefangen mit der EP „Vhoir“ aus dem Jahre 2016. Das Debütalbum „Memory Sketches“ 2018 war überraschend international sehr erfolgreich. Damit hatte damals der Komponist sicher nicht gerechnet. Heute ist der Name Tim Linghaus weit über die Landesgrenzen bekannt, trotz allem ist er nach wie vor sehr bodenständig und verfolgt mit dem Nachfolgewerk seinen persönlichen Weg in der Musik. Man könnte von einem Visionär sprechen, der Musik mit sehr viel Eleganz und Ästhetik komponiert, die immer ein Gefühl in sich birgt. Nahezu zeitlose Musikkunst, von einem Menschen, der seine Ursprünge in der damaligen DDR hatte.
Nostalgischen Bögen, welche alte Erinnerungen hervorbringen
Nun ist „Memory Sketches II“ in Bezug auf den Vorgängern „Venus Years“ oder „We Were Young When You Left Home“ ganz anders im Kontext der akustischen Bildsprache aufgebaut. Man findet zurück zu den Wurzeln der neoklassischen Art in Form des Klaviers, welches auf dem Album auf einer sehr fragilen Ebene erstrahlt. Zurückgeschraubt wurde der elektronische Anteil, bildet in einigen Stücken den emotionalen Klangrahmen. Geblieben ist nach wie vor die nostalgischen Bögen, welche schlagartig alte Erinnerungen hervorbringen. Tatsächlich ist die treibende Emotion auf dem Album ein romantisch, ruhiger und warmer Ton, der niemals eine dunkle Schattierung transportiert. Der Hörer erlebt kleine und sehr intime Frequenzen aus Klang, Ton und Gefühl, jeder erzählt seine eigene und ganz persönliche Geschichte aus Erinnerung und Erlebnissen. Oft kann man das jeweilige Thema auch an den Songnamen interpretieren, Tim Linghaus überlässt es dennoch dem Hörer, sein ganz persönliches Bild der Akustik zu malen. Atmosphärisch sind alle Stücke, bilden eine Matrix aus Tragträumerei und verblasster, eigener Reminiszenz. Explizit die Klavier-basierte Ästhetik verbreitet eine angenehme Aura um den Zuhörer, ummantelt mit dieser typischen, expressionistischer Elektronik mit retrospektivem Charme. Vor allem die „Repetitive School Daydream Sequences“ sind da gute Beispiele, die Schulzeit mit all ihren Erinnerungen noch einmal kurz und prägnant hervorzuholen. Auch wenn das Album einem oft akustisch den Spiegel in die eigene Vergangenheit vorhält, so manifestieren sich Gefühle der Hoffnung und Zuversicht. Selbst, wenn man als Kind traumatische Ereignisse verarbeiten musste, so ist der allgemeine Tenor auf „Memory Sketches II“ ein positiver Ausdruck von Glück und kindlicher Unschuld. Sehr gefühlsbetont mit nachdenklichen Nuancen agieren daher alle Stücke, die dynamisch und instrumental abgewogen wurden. Nicht mit einer Waage, eher vom musikalischen Herzen des Komponisten. Klangfarben über die Palette vom Regenbogen hinaus
Vielleicht anders ausgedrückt – das Stück „Sommersturm“ ist nicht eine akustische Metapher für das Wetter, mit Krach und Bombast. Es ist eine ruhige und verträumte Klaviersonate, die ein Gefühl an Geborgenheit symbolisiert. Während draußen der Sturm tobt, so macht man es sich in den vier Wänden bei Kerzenschein gemütlich. Einiges wird nach wie vor nur angedeutet, wie beispielsweise in Titeln wie „Aspirations And Rear Seats“ oder „Vergissmeinnicht“. Essenzen der Neoklassik mit Strukturen aus dem Ambient werden hier in ein homogenes Klanggefüge der Zeitlosigkeit verwebt. Die fragile Schönheit der Romantik zu einem malerischen Augenblick zu formen, ist ein großes Talent von Tim Linghaus. Ein klares Denkmal in der modernen Klassik hat der Komponist nicht nur dem Genre, sondern auch sich selbst gesetzt mit dem Stück „We Were Made For Waving Into An Indefinite Future“. Sehr eingängig und mit Klangfarben über die Palette vom Regenbogen hinaus kommuniziert hier jeder Ton ein Gefühl. Hier zieht der Musiker wahrlich alle Register seines schöpferischen Könnens. Wie alle Alben aus der Feder von Tim Linghaus wird „Memory Sketches II“ sicher auch am Jahresende in einigen Referenzen und Highlights auftauchen. Es unterhält auf seine ganz spezielle Weise und lässt den Hörer abtauchen in Dimensionen aus Traum und Realität. Dafür ist neoklassische Musik immer gerne bereit, den Menschen die Hand zu reichen als vertrauter Freund, wie auch in diesem Fall. Selbst das Artwork von Alex Hanke ist wieder einmal ein echter Hingucker. Natürlich muss man da auch wieder einige Fragen stellen, in Kürze erfolgt ein weiteres Interview mit dem Komponisten. Es lohnt sich also, öfters hier vorbeizuschauen. Release ist der 29. Oktober 2021 über das japanische Label SCHOLE Records. Darüber hinaus erhält es eine klare Empfehlung vom Magazin. Links zu Tim Linghaus:
Memory Sketches II - Songliste/Dauer:
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