Ruhig und stürmisch wie das weite Meer.
Nach einer längeren Abstinenz auf dieser Seite im Genre des Post-Rocks gibt es gute Neuigkeiten. Ab den Freitag steht das Debütalbum von Six Days of Calm in den Startlöchern, betiteltet mit dem Namen „The Ocean‘s Lullaby“. Das Soloprojekt von Marc Fischer aus Würzburg zelebriert einen atmosphärischen Post-Rock mit breiten und eingängigen Gitarrenwänden. Musikfreunde, die immer auf der Suche in diesem Musikbereich nach außergewöhnlichen und talentierten Musikern sind, werden mit dem Album sicher sehr glücklich werden. Vor allem die Spiellänge vom Debüt lässt sehr viel emotionale Dimensionen auf dem Hörer abfärben.
Alles begann 2018, als sich die deutsche Metalcore Band Watch Them Fade auflöste und der Hauptsongwriter Marc Fischer sein eigenes Projekt ins Leben rief. Seine große Leidenschaft für Post-Rock war schon in den letzten Werken der aufgelösten Bands herauszuhören, mit Six Days of Calm soll diese Leidenschaft nun ausnahmslos bis zum Zenit ausgeschöpft werden. Erste Klangimpressionen konnte man im September mit der Single „Breath“ entdecken, das Album wird neben der digitalen Form auch auf einer Doppel-Vinyl für alle Sammler sicher ein weiteres Highlight in diesem Jahr darstellen. Dass der Mann nun endlich alle Register im Post-Genre nun ziehen darf, merkt man mit jeder Facette und Nuance dem Album an. Ein sehr solider Grundstein, auf dem die Solokarriere aufgebaut werden kann.
Exakt wie das Meer spiegeln sich viele Klangfarben wider
Stilistisch ist das Album ein mitreißendes Werk im modernen Gewand des Genres geworden. Melodische Gitarrenbögen, dynamische Texturen und dosierte Tempowechsel bringen alles mit, was das Herz höher schlagen wird. Der Spagat zwischen Wucht, Euphorie und ruhigere Passagen sind in den Klangstrukturen durchaus ausbalanciert, atmosphärische Gitarrenarrangements, die dann in treibende Explosionen übergehen, sind keine Seltenheit auf dem Album. Hinzu kommen Klangbögen der elektronischen Form am Synthesizer und marginale Hintergrundgeräusche, um den Klanglandschaften eine Lebende und Atmende Komponente zu verleihen. Generell ist die Stimmung recht emotional aufgestellt, zwischen fragiler Sensibilität und ausufernde Kaskaden wird eine breite Ebene abgedeckt. Facetten aus dem progressiven Musikfeld sind ebenfalls verwebt, wie auch ein ausgesprochener Expressionismus, der in einzelnen Songs melodischen Spitzen der Klangsphären abrundet. Nicht ungewöhnlich im Genre, auch auf dem Debüt duellieren sich oft melancholische Fassaden mit energischen Eruptionen, die Diversität der sieben Stücke liegt oft eine treibende und eingängige Struktur inne. Was sehr auffällig ist und wo das Post-Rock-Herz einem so richtig aufgeht, ist der kolossale, cineastische Aspekt von „The Ocean‘s Lullaby“ mit immersiven Attributen. Exakt wie das Meer spiegeln sich viele Klangfarben in den Kompositionen wider. Anmutig und leise, wenn Welle auf Welle im Sonnenuntergang an dem Strand ruhig und beschaulich zerfließt. Ebenso auch forsch und aufwühlend, der Sturm auf weiter See symbolisierend. Vor allem Stücke wie „Light“ oder „Loss“ sind Paradebeispiele für eine Referenz in Sachen modernen Post-Rock, exzellente Interpretation des Musikbereiches wird hier zelebriert. Dann friedvoller und intim mit „Reflections“, bei dem neoklassische Züge verschachtelt wurden, um eine reizvolle Aura romantisierender Melancholie zu übertragenden. Man kann davon ausgehen, dass alle 7 Titel in eine Kategorie fallen, mit kraftvollen Wendungen und akustischen Stimmungswechsel. Marc Fischer bringt seine Musik mit wahrer Spielfreude herüber, man merkt den Bezug zum Genre sehr deutlich an, inklusive das große Herzblut bei der Komposition des Debütalbums. Durchaus anzumerken wäre der Aspekt, dass „ The Ocean‘s Lullaby“ viel Charme besitzt und einen magischen Schleier auf dem Hörer ausbreitet. Marc Fischer hat damit ein Album erschaffen, welches sehr viel Herz und Seele vom Musiker einfließen lässt. Dass viele Stücke ein gefühlsbetontes Gespür besitzen, mag gewollt sein und hebt das Album doch dann deutlich von anderen Debüt-werken ab. Auf technischer Ebene gibt es am Album überhaupt nichts auszusetzen, live dürfte sicher eines Tages auch sehr überzeugend herüberkommen, denn die Musikstücke sind dafür regelrecht prädestiniert. Release ist der 06. November 2020 über Midsummer Records. Links zu Six Days of Calm:
The Ocean's Lullaby - Songliste/Dauer:
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