Winterlandschaften am Klavier
Zugegeben, das Jahr 2017 hat im Genre der modernen Klassik sehr viele Highlights zu bieten gehabt. Und das ist auch ein willkommener Aspekt für den musikalischen Bereich, denn die moderne Klassik hat an Beliebtheit kein Quantum eingebüßt. In diese Kategorie befindet sich auch der Pianist Simeon Walker aus Leeds, der mit dem kommenden Album „Mono“ so langsam den Abschied für das großartige Musikjahr 2017 einleitet. Das Album ist zugleich das Debüt des Komponisten und ein akustisches Spiegelbild für die kommenden Wintermonate.
Simeon Walker ist ein professioneller Musiker und Lehrer aus Leeds. Er fing an, seine eigene Instrumentalmusik zu schreiben und aufzunehmen, als mehrere andere Projekte und Bands, mit denen er zusammenarbeitete, langweilig wurden oder eine Pause einlegten. Seine Musik lernte auch Nils Frahm zu schätzen, der zwei Stücke in seinen Klaviertag-Playlists in den Jahren 2016 und 2017 veröffentlichte. Simeon Walker fällt daher ebenso in den Bereich der „talentierten Pianisten“, wie eben Nils Frahm, Ólafur Arnalds oder Peter Broderick.
Mono, sein Debüt, ist eine akustische Verneigung vor dem Winter, mit all seinem melancholischen Zauber. Die Songs auf diesem Album wurden größtenteils während der dunklen, düsteren Wintermonate geschrieben und aufgenommen, was man an der Instrumentalisierung auch sehr deutlich heraushören kann. Das leise Tanzen der Schneeflocken, die klirrende Kälte in der Nachmittagssonne, wenn der Wind Dünen aus Schnee anhäuft oder der Gemütszustand bei einer heißen Tasse Tee in den kalten Abendstunden – all das fängt Simeon Walker nahezu perfekt mit dem Klavier ein. Wie eine einzelne Schneeflocke
Es sind fragile und empfindliche Tastenanschläge, voller Gefühl und Seele. Intime und romantische Augenblicke, die Mono bereithält. Das Tempo ist sehr überschaubar, nahezu moderat, der Charakter recht dynamisch gehalten, driftet nie vom gefühlsbetonten Konzept ab. Die Sonaten besitzen unterschiedliche Klangfarben, die der Engländer mit melancholischer Raffinesse dem Hörer sanft in das Ohr klingen lässt. Mono hat eine breite Palette aus pianistischer Kunst zu bieten, welche expressiv zum Ausdruck kommen in den ausnahmslos allen 9 Stücken. Daher wäre es ungerecht, einzelne Stücke auf Mono besonders hervorzuheben. Es ist immer schwer, so bezaubernde Klaviermusik in Worte zu fassen, doch die fast letzten Stücke „Letters“ und "Breathe" sind kaum an Ästhetik am Klavier zu überbieten. Daher wäre eine Metapher für Mono eher angebracht: Mono ist wie eine einzelne Schneeflocke, die still und sanft vom Himmel fällt, je näher sie zum Boden kommt, wird sie majestätischer, um sich am Ende in einem weißen Meer an malerischer Akustik zu vereinen. Simeon Walker‘s Musikverständnis bedarf daher keine weiteren Worte. Mono ist ein aussagekräftiges Debüt geworden, Fans von verträumten Klavierklängen dürfen sich den 24. November 2017 dick am Kalender anstreichen. Wen man bedenkt, dass der Engländer eigentlich eine Karriere als Singer-Songwriter anstreben wollte. Dann aber merkte, dass er schrecklich am Schreiben von Texten war und so am Klavier gelandet ist, ist dieser Punkt ein echter Glücksfall für ihn, das Genre der modernen Klassik und natürlich die treuen Fans. Links zu Simeon Walker:
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Februar 2024
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