Neue, vertraute Stilwege
Tatsächlich ist es schon eine kleine – ganz eigene Erfolgsgeschichte für die Jungs von Pray for Sound aus den Staaten. Und sie begleiten unser Magazin seit 2012, beginnend als Soloprojekt von Gründer Bruce Malley mit der EP Monophonic. Das dritte Album der Band „Everything Is Beautiful“ wurde 2016 in unsere Top 10 Alben des Jahres mit aufgenommen. Die Band, die immer recht bodenständig geblieben ist, erschloss sich im Kreativprozess für weitere Musik nach ihrer Europatournee 2017 neue Wege. Das Ergebnis ist „Waiting Room“, das neue Album, bei dem sich Pray for Sound im Geist der Musik neu definieren möchten.
Um es im Vorfeld vorwegzunehmen, Fans der Band müssen keine Angst haben, dass die sympathischen Amerikaner eine Art „Stilbruch“ vornehmen. Ganz im Gegenteil, Pray for Sound haben im Schreibprozess einige alte Wurzeln wiederentdeckt. Quasi ein Schritt zurück in die Welt der Synthies und LoFi-Atmosphäre. Trotzdem bleibt der akustische Rahmen ein sphärisches Gefüge aus dem beiden Musikbereichen Ambient und Post-Rock. Im Gegensatz zum Vorgänger sind die ausschlaggebenden Impulse hier im Ambient angesiedelt, mit klar definierten Klanglandschaften in verträumter Atmosphäre.
Ein Leuchtfeuer im endlosen Ambient-OzeanDoch auch die Liebe zum Post-Genre zelebrieren Pray for Sound auf Waiting Room in einzelnen Stücken. Dass die Band eine Vorliebe für traumhaft-arrangierte Strukturen mit dynamischen Facetten hat, ist nicht neu. Sehr in den Vordergrund rücken die cineastischen Elemente, die sich mit wahren Klangfarben aus dem Synthesizer vermischen. Die ausgestreute Atmosphäre aus Gitarrenarrangements, die dynamisch ein breites Spektrum an Emotionen abdecken, runden die Klangstrukturen auf dem neuen Album ab. Pray for Sound verstehen es nahezu perfekt, mit minimalen Mitteln einen immer wieder erneut gefangen zu nehmen mit ihrer Musik. Insgesamt finden auf Waiting Room 8 doch recht unterschiedliche Stücke ihren Platz. Der Opener „Heywood“ zeigt in erste Linie schon an, wohin das Album abdriftet mit seinen charmanten Akkorden in gedankenverlorener Atmosphäre. Das dynamische Stück „Lusitania“ verhält sich dagegen wie ein Pendant; gefühlsbetonter Aufbau an Kraft und Stimmung, bei dem die Post-Rock Bögen in den Vordergrund rücken. Fragil und teils melancholisch treibt man mit „Empty Spaces“ ganz nahe mit den Wolken am akustischen Himmel. Das Stück „As Above, so Below“ beinhaltet einen leichten expressionistischen Anstrich mit wohliger Wärme und neoklassischen Akzenten. Nicht zu vergessen der Song „Trees“- es muss nicht immer eine pompöse Inszenierung sein, manchmal reichen völlig die einfachen und schlichten Elemente, um ein Universum zu kreieren, das leicht zugänglich ist und trotzdem einen mit einer Art Zauber gefangen nimmt. Selbst wenn man die Hintergrundgeschichte zur Entstehung von Pray für Sound einmal ausblendet, so muss man doch vor Bruce Malley und seiner Truppe sich einmal verbeugen. Davor, was sie alles erreicht und geschaffen haben. Waiting Room ist sicher kein Jahreshighlight in einem gewissen Sinn. Doch es zeigt, mit welchem Musikverständnis und Interpretation Pray for Sound ihren Weg gehen. Auch wenn das Genre Ambient endlos und breit wie ein Ozean ist, so ist Pray for Sound wie ein Leuchtfeuer darin. Das früher oder später jeder Musikfreund in diesem Bereich einmal wahrnimmt. Und von da an, werden immer wieder gerne die Segel in die Richtung gesetzt. Links zu Pray for Sound:Waiting Room Songliste / Dauer:
0 Comments
Leave a Reply. |
Labels
Alle
"Die Musik ist die Sprache der Leidenschaft." Autor:
Archiv
Februar 2024
Hier geht es zur alten Seite von Gezeitenstrom auf Blogger.com
|