Münchner Post-Rock mit Konzept.
Auch wenn das Jahr sich langsam dem Ende neigt, so zieht der Post-Rock noch einmal deutlich an mit frischen Veröffentlichungen. Am Freitag gibt es das neue Studioalbum der Münchner Pictures From Nadira mit dem Titel „Morula“ zu entdecken und ein wenig mehr Aufmerksamkeit im Vorfeld verdient hat. Denn die Vier zelebrieren einen modernen Post-Rock mit dem Hang, auch eine experimentelle Note einfließen zu lassen. Das Quartett hat lange am neuen Werk geschliffen, um eine perfekte Klangästhetik mit eingängigen Bögen zu erschaffen. Das Resultat ist auf einem sehr hohen Post-Rock-Niveau angesiedelt und stellt durchaus eine Weiterentwicklung zum Debütwerk von 2016 an.
Vier Jahre ist es her, da tauchte eine neue Formation unter dem Radar auf. Pictures From Nadira, eine 4-köpfige Band aus dem Münchner Raum. Ihr Debütalbum „Nadira“ ist angesiedelt im atmosphärischen Post-Rock, der Anleihen aus dem Ambient tangiert, ebenso mit marginalen progressiven und experimentellen Elementen angereichert wurde. Das Magazin hat damals mit den vier Jungs ein Interview geführt, vielleicht ist es an der Zeit, die Band erneut zu befragen, was sich alles in den vier Jahren so geändert hat. Ihr neues Album „Morula“ ist eine Konzeptzeichnung im akustischen Sinn. Eine Morula, auch als „Maulbeerkeim“ bezeichnet, ist in der Biologie ein Entwicklungsstadium der frühen Embryogenese mehrzelliger Lebewesen, wie zum Beispiel des Menschen. Diese faszinierende Phase des frühen Lebens brachte die Bandmitglieder zu diesem Titel der Platte.
Ein berauschendes Fest auf dem neuen Album
Das sich die Band im Musikverständnis weiterentwickelt hat, ist auf „Morula“ sehr deutlich herauszuhören. War das Debüt noch mit sanfter Melancholie durchzogen, so hat man auf dem Nachfolgewerk ganz andere Ansätze gefunden. Nun kann man zwar „Morula“ in die Post-Rock-Schublade packen, doch das Album hat weitaus mehr zu bieten. Vor allem die progressive und experimentelle Seite wurde deutlich ausgebaut und erhält in einigen Stücken einen doppelten Unterstrich. Was das Album daher auszeichnet, ist eine dynamische und durchstrukturierte Breite der beiden oben genannten Klangfarben, hinzu kommen treibende Strukturen aus dem Post-Metal. Die Verschmelzung der Kernelemente aus Post-Bereiche sind ästhetisch in einigen Stücken sehr breit aufgestellt, was durch detaillierte Gitarren-Texturen hervorgehoben wird. Mal verträumt ruhig, dann wieder energisch aufwühlend, drücken die Münchner ihrer Musik einen sehr energiegeladenen Stempel auf. Insgesamt finden 4 Songs den Platz auf dem neuen Album, die Spielzeit fällt mit 33 Minuten recht überschaubar aus. Mit Spielzeiten von 7- 10 Minuten hat das Quartett genug Zeit, sich voll und ganz zur Entfaltung zu bringen und ein berauschendes Fest auf dem neuen Album abzubrennen. Der Opener „Odessa“ lässt sofort die Herzen der Genre-Freunde höher schlagen, wurde er sehr mitreißend und emotionale geprägt in der Komposition. Dynamische Gitarrenparts, sphärische Effekte fließen mit den anderen Instrumenten zu einem Rausch der Sinne in Kopf zusammen. Auch „Katatura“ ist so ein treibendes Stück aus dynamischer Agogik, der langsam eine Stimmung aufbaut, um im letzten Drittel in einer Eruption aus Ekstase und Euphorie auszubrechen. Im Titel „Messn I, Miku, Messin II“ haben Pictures From Nadira den Grad noch einmal gesteigert, eine moderne Interpretation des Post-Genres mit vielen Facetten an emotionaler Bandbreite. Hier findet das gestellte Albumkonzept auch seinen Zenit. Die Zellteilung, der Beginn von Leben, akustisch mit einem treibenden Schluss cineastisch eingefangen. Den Fachbegriff „„impassioned outburst“, umschrieben in Deutsch für eine Explosion von Emotionen, beherrschen Pictures of Nadira auf ihrem zweiten Album nahezu perfekt. Es ist die logische und konsequente Weiterentwicklung der Band, technisch einwandfrei und auch die Spiellänge der Stücke überzeugt. Im Post-Genre hat man damit jedenfalls ein kleines Juwel erschaffen, das bald nicht mehr einfach nur ein „Geheimtipp“ gehandelt wird. Post-Rock Fans werden mit diesem Album der vier Münchner sicher nicht enttäuscht werden. Release ist am Freitag, dem 20. November 2020 über Fluttery Records. Links zu Pictures From Nadira:
Morula - Songliste /Dauer:
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