Alleine mit sphärischer Post-Musik.
Musikfreunde, welche die Konvergenz aus den Genres Ambient und Post-Rock feiern, kommen diese Tage nicht an der amerikanischen Formation Of the Vine vorbei. Die Band präsentiert ihr neues Album „Left Alone“ in einem sehr atmosphärischen Klanggewand und bildet darüber hinaus durchaus eine Referenz im Post-Rock. Dem Musikbereich stehen neue Klangfarben immer gut, quasi bringen die Amerikaner dank einer eigenen Interpretation und Verschmelzung von weiteren Teilen diverser Genres frischen Wind mit dem zweiten Album in ihrer Geschichte.
Of the Vine ist eine Band, die sich wirklich die Zeit genommen hat, einen Sound zu kreieren, der im selben Moment sowohl minimalistisch als auch enorm sein kann. Seit dem letzten Album „East-The-Water“ sind insgesamt 5 Jahre in das Land gezogen. Sehr viel Zeit, um an den Erfolg des Debüts aufzubauen und neue Wege im Songwriting zu beschreiten. Die Säule eines reinen instrumentalen Werkes hat man auf dem aktuellen Album eingerissen, ein emotionaler Gesang hält nun Einzug. Im weitesten Sinne handelt es sich um ein Album über Verlust und das stetig fortschreitende Streben nach Wiederentdeckung und Wiedergeburt. Breit gefächert stehen daher die Dimensionen aus verschiedenen Gefühlsarten, in die man ohne Mühe eintaucht beim zweiten Werk der Amerikaner.
Klang-Kollagen wie der endlose Ozean
Ein gefühlvoller Spagat aus wehmütiger Melancholie und aufbrausender Euphorie sind deutliche Ankerpunkte, die das Album auszeichnen. Facetten aus dem Shoegaze und Slowcore werden als akustischer Rahmen in den Strukturen eingearbeitet, im Kern positioniert die Gitarren, welche exorbitant dynamisch brillieren. Wie der Ozean, der sanft und teils wehmütig die endlose Weite zeichnet und mit einem Fingerschnippen aufbrausend und stürmisch wie ein Sturm über einen hereinbricht. Die Gitarrenwände sind intelligent aufgestellt, nahtlos fließt der Gesang mit ein. So entsteht ein cineastisches Bild aus klangvoller Akustik mit ästhetischem Anspruch. Wuchtig, explosionsartig, ebenso tiefgründig und leicht mit einer gewissen Melancholie behaftet. Bedächtig baut die Formation mit den akustischen Landschaften aus Klang und Emotionalität eingängige Klang Kollagen auf, gefolgt von einem expressionistischen Musikverständnis. Left Alone ist wie ein heraufziehender, dichter Nebel. Langsam und sehr sanft wird man eingehüllt, um am Ende verschlungen zu werden von den eruptierenden Gitarrenbögen. Insgesamt finden 6 Stücke ihren Platz auf dem Album, einige mit Überlänge von über 10 Minuten, die Spiellänge von 46 Minuten hat sehr viel zu bieten. Zeit, wo sich die Band so richtig ausleben kann und das auch hörbar tut. Der Tenor besteht aus dynamische Flexibilität in Sachen Tempo und melancholischer Instrumentalisierung, das Stück „I'm Morrissey, I'm Dead“ ist ein Paradebeispiel dafür. Hier wird die Vielschichtigkeit vom Album mehr als deutlich, ein Stück wo alle Register gezogen werden. Ein gutes Beispiel ist auch „Forelorn“, ein Song mit treibenden Gitarrenpassagen und ausgeglichenen Momenten. Erst ruhig und emotional wird die Spannung nach und nach aufgebaut, um mit kraftvollen Gitarren in der Mitte dem letzten Schliff für eine ausgedehnte Ekstase zu geben. Das ätherische „Exmoore“ ist eine kleine Retrospektive zu den Wurzeln der Band, während „Ilfracombe“ mit progressiven Ansätzen ein absolutes Highlight auf dem Album darstellt. Das gesamte Gefüge in diesem Stück lässt einem schon mal Gänsehaut bekommen. „Left Alone“ richtet sich daher nicht nur an Musikliebhaber, die ein akustisches Erlebnis suchen. Man kann das neue Album von Of The Vine durchaus auch als Impulsgeber im Post-Genre ansehen. Ihr Stil, die Auffassungsgabe im musikalischen Bereich und den Drang mit der Musik zu experimentieren, werden von der Band sehr ausgereizt und stetig weiterentwickelt. Technisch brillant und über den Standard hinaus wird das Album da anknüpfen, wo man vor 5 Jahren begann – Musik zu kreieren, die Gefühle freisetzt und begeistert. Links zu Of the Vine:
Left Alone - Songliste / Dauer:
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Februar 2024
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