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Laute und Leise Momente der Gefühle.
Letztes Jahr beeindruckte der Komponist Gabriel Chan alias Norvik mit seinem Werk „The Drawing Board“ auf eine sehr positive Weise. Zitat: „Dem Album wohnt eine tiefe Melancholie inne, die den Hörer allerdings das Schöne und ästhetische daran aufzeigt, ohne ihn selbst in die Tiefen zu ziehen.“ Der Musiker und Pianist hat sich seitdem weiterentwickelt, was das aktuelle Werk „Echo Theory“ auch deutlich unterstreicht. Nach seinem letzten Album, das ein sehr persönliches Werk war, erschafft Norvik mit Echo Theory etwas tief greifendes und Komplexes.
Leser, die nichts mit dem Namen etwas anfangen können, hier eine kurze Zusammenfassung der Biografie: Gabriel Chan wuchs auf in Melbourne und lebt nun in Hong Kong. Sein Debütalbum „Message To No One“ erschien ebenfalls 2018 wie das Nachfolgewerk im Herbst. Chan ist beeinflusst von seiner klassischen Musikerziehung, der Literatur und seinem vielfältigen kulturellen Hintergrund, darüber hinaus ist der Komponist fasziniert von der Textur und Atmosphäre des Klangs und wie es im Laufe der Zeit Schichten versteckter Geschichten enthüllt. Er hat Kurzfilme und Werbespots gedreht und ist selbst Filmemacher. Ein interessanter und kreativer Charakter mit einer melancholischen Seele.
Wie ein Gewässer, das die neoklassischen Nuancen sanft umrundet
War das letzte Album The Drawing Board noch sehr intim und fragil gehalten, so brechen auf Echo Theory diese Strukturen nun auf, ohne den romantischen und melancholischen Faden zu verlieren. In den Klangstrukturen, neben dem Leitinstrument das Klavier, halten Einzug nun elektronische Bögen vom Synthesizer, Streich-Arrangements und wirklich atemraubende Naturgeräusche. Der Weg der Stücke hin zum Musikbereich des Ambient ist wie ein strömendes Gewässer, das die neoklassischen Nuancen sanft umrundet. Gefühlvolle Klangfarben mit weitreichendem Spektrum ist die Prämisse auf dem Album, was sehr dynamisch und vielschichtig ausgefallen ist. Wie gewohnt ist das Klavier auf eine emotionale Ebene eingebunden, tritt aber gerne auch mal in den Hintergrund, um die sphärischen Klanglandschaften sich entfalten zu lassen, wie die bunten Flügel eines Schmetterlings. Akustisch wird man auch auf ein paar Klaviersonaten stoßen, wie oben angedeutet, experimentiert der Künstler mit marginaler Elektronik und Synth-Passagen. Diese sind primär mit dem Klavier oft verschachtelt, das Klanggefüge weckt Interesse und eine Offenheit, etwas Neues in diesem Genre zu formen. Was Gabriel Chan auch gelingt, wenn man sich die zeitlosen Stücke „Sturmfrei“ oder „Nepenthe“ anhört. Viele Stücke zusammen ergeben einen leicht melancholischen und träumerischen Klangteppich, der eine tiefe Romantik zur klassischen Musik symbolisiert. Paradebeispiele bilden Songs wie „Vorfreude“ oder „Kairos“. Während dem ersten Drittel auf dem Album die texturierten Klanglandschaften vom Synthesizer dominieren, werden diese mit fortlaufender Dauer den neoklassischen Aspekten überlassen. Somit stellt sich sofort ein cineastisches Hörvergnügen ein mit einem meditativen Charme. Als Fazit kann man ziehen, dass Echo Therory ein gutes Album mit eindrucksvollen Klanglandschaften geworden ist. Es mag zwar nicht den ganz großen Bombast im Genre abbrennen, doch sind unsere stärksten Stunden immer die ruhigeren und nicht die lautesten. Musikfreunde, die neoklassisches Ambient im Herzen tragen und immer neue Musik entdecken, das neue Album von Norvik ist dafür prädestiniert. Vielleicht fragt man sich auch, warum deutsche Wörter wie „Fernweh“ oder „Vorfreude“ Songtitel bilden. Dazu hat Gabriel eine passende Antwort parat: „Ich wollte meistens nicht englische Wörter für die Titel. Ich habe diese Wörter hauptsächlich ausgewählt, weil ich die Art und Weise mag, wie sie klingen oder aussehen. Ich kenne ihre Bedeutungen und eigentlich hatte ich zuerst die Titel und dann den Song mit dieser Bedeutung.“ - ein schöner Gedanke. Veröffentlicht wird das Album am 14.06.2019, dann wird es auch auf Bandcamp einen Link dazu geben. Links zu Norvik:
Echo Theory Songliste / Dauer:
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