Ein Gastbeitrag von Jan-Dirk Platek
Experimentell und doch Neoklassisch.
Der aus Bristol in Großbritannien stammende Künstler LTO überzeugte mich im Jahre 2017 mit seinem überragenden Album „Storybook“, welches auf dem Qualitätslabel „Injazero Records“ erschien. Damals war jedem interessierten Hörer sofort klar, dass hier ein Producer gekonnt den Spagat zwischen experimenteller Musik mit neoklassischen Einflüssen spielend leicht vollzieht. Auf dem nun erschienenen Nachfolger „Déjà Rêvé“ perfektioniert LTO seinen wirklich eigenen, instrumentalen Sound und schafft damit ein Meisterwerk. Meisterwerk? Ja genau, und ich versuche Euch nun auch zu erklären, warum ich diesen Begriff gewählt habe.
Mit der Unterstützung der renommierten Plattenfirma „Denovali Records“ erschafft LTO aus Fragmenten eine Soundästhetik, die ihresgleichen sucht. Die einzelnen Mosaik-Steinchen erschafft LTO aus Soundschnipseln, Stimmensamples, Pianomelodien und allerhand tontechnischem Geschick und kreiert daraus ein Bild, dessen Schönheit den Hörer sofort ergreift und gefangen nimmt. Die teilweise wirklich beklemmenden Momente dienen nur dazu, der Schönheit einen hässlichen Rahmen zu geben. Dabei bedient sich LTO an neoklassischen Einflüssen die er geschickt mit verfremdeten Post-Rock Elementen und einem experimentellen, fast Ambient artigen Überbau kombiniert. Der Gesamtsound ist dabei dicht und absolut professionell produziert.
Wie der Soundtrack der Apokalypse
Der Opener „The Arrow Of Time“ überzeugt sofort mit einer verträumten, aus einem Loop bestehenden Piano Melodie, die auf einer sanften Ambientfläche erklingt. Langsam und behäbig steigert sich der Song in ein Monument der Klangkunst. Immer melodiös und eingängig. „Déjà Rêvé part 1“ besteht aus einem traurigen Piano, Glockenspiel und entfernten Stimmen Samples die dem Song eine leicht beklemmende Atmosphäre gibt. Erst später setzen Bläsersounds und eine einfacher Beat ein. Dieser majestätische Druck auf meinen Kopfhörern sorgt hier dann dazu, dass ich förmlich um Luft ringe und das Atmen mir schwer fällt. Das hier Gehörte ist wirklich von einer schier ungeahnten Größe. Es ergibt hier überhaupt keinen Sinn, einzelne Songs hervorzuheben, da das Album als Ganzes genossen werden sollte. Dennoch muss ich noch zwei Songs erwähnen, die bereits nach einmaligem Hörgenuss mein Herz getroffen haben: „Modaxen“ und den Rausschmeißer „Déjà Rêvé part 2“. „Modaxen“ zählt für mich persönlich zu den besten Songs des Jahres 2018 und es fällt mir schwer dafür eine plausible Begründung zu finden. Er strahlt einfach so etwas Episches aus - wie der Soundtrack der Apokalypse. Dieses Klavier, diese Sounds - einfach nur unbeschreiblich schön. Mit dem letzten Song „Déjà Rêvé part 2“ macht LTO dem geneigten unmissverständlich klar, dass er der König der komplexen und dennoch Eingängigen Musik ist und ihn so schnell auch niemand vom Thron stürzen wird. Diese filigrane Klaviermelodie die sich langsam so wunderbar zu etwas wirklich unglaublich traurigem steigert - das kann nicht jeder. Vergesst Post-Rock - hier wird ein Wall-of-Sound vollkommen ohne E-Gitarren erzeugt. Glaubt mir, das hier ist ein Meisterwerk. Bitte kaufen. Der Künstler hat es verdient. Er hat mir mit diesem Werk Inspirationen für den Rest meines Lebens geliefert. Danke LTO. Ich muss mich vor dieser Größe voller Ehrfurcht verneigen. Links zu LTO:
Déjà Rêvé Songliste:
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