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Klaviersonaten zur Selbstreflexion
Es vergeht kein Jahr, indem der italienische Pianist Lorenzo Masotto das Genre der modernen Klassik immer wieder auf das Neue bereichert. Letztes Jahr war es das atmosphärische Album „Home“ und davor „Frames“, welches auf dieser Seite in die musikalische Referenz der modernen Klassik gewählt wurde. Im April gibt es das neue Album zu bewundern, betitelt mit „i+r“, eine Anlehnung an das Schnell‘sche Gesetz der Optik: sini / sinr = Konstante. Die begleitende Fotografie von Michele Dolci ist ebenso Teil des Albums wie die Musik, da einzelne Szenen aus Symmetrie, Asymmetrie und Reflexion jeweils einen bestimmten Titel des Albums darstellen.
Vorstellen muss man den Italiener längst nicht mehr. Seit einigen Jahren begleitet der in Verona beheimatete Komponist diese Magazin-Seite mit seinen herausragenden werken. Dank des exorbitanten Musikverständnisses und der innigen Seele seiner Kompositionen schaffen die Alben es immer wieder, in den Highlights des Jahres aufzutauchen. Die Kunst, Musik und Empfindungen auf einen Nenner zu bringen, ist für Lorenzo Masotto keine Herausforderung, eher ein akustisches Weltbild, welches er gerne den Hörer vermitteln mag. Diese ganz spezielle romantische Melancholie, die irgendwie fast jedem italienischen Komponisten im Blut steckt, wurde auf den letzten Werken „Home“ oder „Frames“ weitgehend übertragen und weiter ausgebaut auf dem neuen Album „i=r“.
Mal mit Melancholie behaftet, mal mit impulsiven Klangstrukturen
Was einem immer wieder verzaubert, wenn es sich um reine Klaviersonaten handelt, ist die Tatsache, wie Musiker das Genre für sich immer wieder neu interpretieren. Das neue Album ist da nicht anders, der melancholische Grad ist immer wie ein roter Faden in den Stücken verwoben, hinzu kommt eine Ebene aus Fragilität und Intimität. Ruhige Momente, die getragen werden von einem gefühlsbetonten Spiel auf dem Seiler -Klavier, bei dem jeder Anschlag auf der Tastatur, jeder Ton ein Fragment aus der Gefühlswelt transportiert. Das Tempo ist sehr dynamisch gehalten, die Agogik der Stücke ist ausgewogen und eingängig melodiös. Die fast schon fragilen und zartbesaiteten Klanglandschaften verströmen ein ästhetisches Klangbild von Vollkommenheit. Klavierwogen, die sich ergießen in ein Meer an Expressionismus. Von romantischen und melancholischen Augenblicken, bis hin zu euphorischen Momenten hat das Album alles zu bieten. Schon bei den ersten Klängen im Eröffnungstitel „reflections“ ist man sofort in eine andere Welt verbannt, wo Klang und Gefühl ein homogenes Gefüge der Ästhetik formen. Intime Lyrik, angereichert mit poetischer Untermalung von Klavier trägt der Pianist vor und sinniert akustisch über das Leben und menschliche Erfahrungen in Zeiten der Pandemie. Denn der Italiener begann mit der Arbeit im März 2020, als die Pandemie in Norditalien und weiten Teilen der Welt ausbrach. Der Rückblick auf das Alles, das Reflektieren wurden hervorragend in den Titeln „human“ oder dem erregtem Stück „sand“ untergebracht. Ein ebenso verträumtes Erlebnis der Akustik findet man in den Stücken „fly“, bei dem man förmlich den unbeschwerten und kindlichen Tanz von Schmetterlingen über die Frühlingswiese vor dem Auge sieht. „River" hingegen ist so ein Song, als würden warme und gefühlvolle Sonnenstrahlen in die dunkelste Ecke des Herzens vordringen, um Licht in die graue Welt zu bringen. Insgesamt hat das Album 10 unterschiedliche Titel zu bieten, die Spielzeit lässt darüber hinaus mit fast 40 Minuten den Zuhörer in eine sehr gefühlvolle Welt der modernen Klassik abtauchen. Mal mit fragler Melancholie behaftet, mal mit impulsiven Klangstrukturen ist das neue Album von Lorenzo Masotto erneut eine wahre Aufwertung im Musikbereich der modernen Klassik. Wieder einmal schafft der italienische Komponist mit nur einem Instrument, viele ästhetische Klangblüten in die Seele der Musikfreunde der klassischen Musik zu bringen. Daher wird es sicherlich sehr viele Möglichkeiten geben, auf dieses Album zurückzugreifen, wenn gewisse Situationen und Stunden es erfordern. „i=r“ ist ein typischer Vertreter der modernen Klassik, der dem Zuhörer sofort beim ersten Tastenanschlag ohne Mühe verzaubert. Release ist der 20. April 2021 über Whitelabrecs aus England. Links zu Lorenzo Masotto:
i=r Songliste/Dauer:
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Mai 2023
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