Neoklassische Erinnerungen.
Er gilt als einer der wertvollsten Musiker der Bostoner Musikszene, die Rede ist vom Schlagzeuger, Komponist und Produzent Julian Loida. Am Wochenende erscheint sein neues Album mit dem Titel „Giverny“, welches eine ganze Reihe von Musikbereichen zu einem Hörvergnügen formt und dabei sehr atmosphärisch mit Klangblüten auf den Hörer einwirkt. Der Musiker Julian beschäftigt sich auf diesem Album mit dem Thema "Erinnerung", dabei entstand das Album in einer Phase des damaligen Lockdowns. Die Synästhesie von Julian Loida macht Musik für ihn zu einer Ganzkörpererfahrung, wobei Klänge oft unwillkürliche Empfindungen von Farben oder Texturen hervorrufen sollen. Ob dieser Aspekt auch zutrifft, erfährt man in dieser Review.
Kurz ein paar Worte zu dem Musiker: Loidas musikalische Neugier und Aufgeschlossenheit haben ihn zu einer breiten Palette von Klängen, Genres und künstlerischen Unternehmungen geführt. Er hat Jazz, Folk und Klassik aufgeführt und dabei mit Tänzern, bildenden Künstlern, Songwritern/Komponisten und Musikern rund um die Welt zusammengearbeitet. Seine Musik wurde in Filmen, Werbespots und Tanzaufführungen gezeigt, darüber hinaus lehrt er Schlagzeug mit Schülern jedes Alters. Eines seiner Prestigeprojekte war das Album „Bach Live!“ aus dem Jahr 2018, wo er Musikstücke vom Virtuosen Johann Sebastian Bach auf dem Schlagzeug neu interpretierte. Sein Solo-Debütalbum „Wallflower“ erschient im September 2019 und erhielt durchweg sehr positive Kritiken.
Zwischen sanfter Romantik und leichter Euphorie
Es sollte daher kein Wunder sein, das Album ist eine Ode an die moderne, klassische Musik, das mit einem exorbitanten Musikverständnis komponiert wurde. Die tragende Säule in den meisten Stücken bilden die neoklassischen Klanglandschaften, mit dynamischen Akzenten und eingängiger Konsonanz von instrumentalen, latenten Größen der Instrumente Klavier, Schlagzeug, Streicher-Arrangements oder Vibrafon, die einen passenden Klangrahmen formen. Dabei bewegt sich das Thema oft zwischen sanfter Romantik und leichter Euphorie, selbst einen traditionellen Unterton kann man in einigen Stücken heraushören. Den zeitgenössischen Part erfüllen leichte Klangstrukturen aus übergreifenden Musikgenres, Akzente aus dem Jazz und alternative Gegebenheiten sind Puzzleteile, die im Gesamtkonzept ein homogenes Gefüge der Klangästhetik formen. Die elektronischen Klangfarben in einigen Titeln beinhalten eine leichte Dynamik mit vielschichtigen Texturen. Der cineastische Anstrich in den einigen Stücken löst immer wieder Wellen an Kaskaden aus, ein gutes Beispiel dafür ist „Collide“, wo Klavier und leichte Beats den perfekten Spagat aus Klassik und Modern formen. Insgesamt hat das Album 11 verschiedene Stücke zu bieten, die Diversität aus melancholischer Träumerei oder Titeln mit feinfühligem Gesang ist sehr ausgewogen. Dass auf dem aktuellen Album eine Menge an Erfahrung, Musikverständnis und Eigenständigkeit auf der Waagschale liegen, erschließen sich dem Hörer bereits nach den ersten Klangpassagen und Melodiebögen vom Titeltrack „Giverny“. Stücke wie „December Dreams“ beinhalten eine Komponente aus Klang und Gefühl, welche sehr stark sich in die Herzen manifestieren können, dank eingängigen Ebenen aus Stimme, Klavier und sphärischen Klanglandschaften. Ein sehr emotionales Stück mit eigenständiger Ambiente und Tangenten aus dem Jazz ist beispielsweise das Stück „Waves“. Beim durchlauf des Albums stellt man daher fest, Julian Loida geht keine musikalischen Experimente ein, sondern pure und reine Klangästhetik stehen immer an erster Stelle, gepaart mit einem emotionalen Unterton, was dem Ganzen sehr positiv zu Gesicht steht. Nun bleibt noch die Antwort auf die Frage, ob das neue Album „Giverny“ eine Ganzkörpererfahrung beim Hörer auslösen wird. Das muss jeder für sich entscheiden, jedenfalls bringt es alle Werkzeuge in seinen akustischen Koffer mit, um einzutauchen in ein sphärisches Klangerlebnis. Es inspiriert mit modernen Facetten und den typischen, klassischen Wurzeln am Klavier und wird sicherlich in einigen Playlisten sich wiederfinden. Release ist der Freitag, am 16. Mai 2023 über das Label Gratitude Sound in Boston. Als Klang-Impression ist die Single "You Will Be Missed" verlinkt. Links zu Julian Loida:
Giverny - Songliste/Dauer:
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