Die Nostalgie im Herzen.
Das Musikgenre des neoklassischen Ambient erlebt in diesem Herbst eine wahre Sternstunde. Nach Highlights wie „Nummern“ von Jan Wagner darf man sich Anfang November auf ein weiteres Meisterwerk freuen. Die Welt wäre wahrscheinlich grauer und ärmer an Farben ohne das kleine, charismatischen Label Moderna Records – in dessen Roster wahre Genreperlen sich tummeln. Neu hinzu kommt der Komponist Josh Alexander, der am 02. November sein Debüt „Hiraeth“ veröffentlicht. Und eine wundervolle Ergänzung zu seinen Label-Kollegen darstellt. Dank romantischen Klangfarben, die wundervoll die hinterste Ecke in der Seele berühren.
Um sich voll und ganz auf das Album zu konzentrieren und gewaltige Schübe an Inspiration zu bekommen, ziehen sich Komponisten gerne an ruhige und Menschenleere Orte zurück. Im Falle von Josh Alexander war es ein Häuschen in ländlichem Wales. Eine Woche verbrachte der Engländer hier, um sich voll und ganz auf sein Debütalbum einzulassen. Heraus kam ein fester Grundstein nicht nur für die Karriere vom Komponisten. Sondern auch ein weiterer Grund, warum die Neoklassik so ungebrochen fasziniert. Weil jeder Komponist seine eigene Interpretation vom Genre vertritt und diese mit Herz und Seele auch auslebt. Keine Ausnahme bildet hier der Engländer Josh Alexander.
Zwei tragende Säulen stützen das Debüt
Nun ist Hiraeth ein Album geworden, welches sich durch zwei tragenden Säulen auszeichnet. Die eine sind experimentelle und expressionistische Ansätze mit progressiven Spitzen. Im akustischen Sinne werden diese Aspekte mit viel elektronischen Klangkaskaden und vielschichtigen Texturen zu beeindruckenden Klanglandschaften vermischt. Inklusive leichtem Retro-Gespür, die in Nostalgie abdriftet, was auch der Albumtitel suggeriert. Die andere Säule sind die wirklich, herzergreifenden Klavierstücke, die mit einer hoch-melancholischen Aura sich tief in die Gefühlswelt des Hörers bohren. Diese zwei Seiten sind auf Hiraeth unterschiedlich stark ausgeprägt, mal dominieren die Klänge vom analogen Synthesizer, dann die fragilen und emotionalen Pianoparts. In einigen Stücken bilden beide auch ein homogenes Klanggefüge, ästhetisch durch ein breites Musikverständnis von Josh Alexander abgerundet. Auf Hiraeth wird man mit Songs konfrontiert, die einem sanft auffangen mit gefühlsbetonten Klangstrukturen. Wenn man an einem verregneten Sonntag im Herbst aus dem Fenster schaut und die Blätter sanft zu Boden gleiten zuschaut, Hiraeth ist dafür die perfekte, akustische Untermalung dafür. Bei mehrmaligen Durchläufen wird dann auch ein Wort immer mehr aus dem Nebel treten, welches man beim ersten Hören im Kopf sucht. Das Wort „Harmonie“. Das harmonische Zusammenspiel mit den Instrumenten und der Gefühlswelt bei dem Hörer ist der passende Ausdruck, auf den man sich einigen kann. Für diesen Aspekt gibt es gleich mehrere Beispiele, die auf dem Debütalbum zu finden sind: Spricht sehr tiefgründig aus der Seele von Josh Alexander
Da hätten wir das grandiose Stück „Elan“, welches am Ende in einer Reprise-Version nochmal kurz aufpoliert wurde. „Elan“ erreicht mit minimalen Mitteln und einem eingängigen Refrain am Klavier die höchste, emotionelle Stufe, die ein Komponist erreichen kann. Es mag zwar nur eine einfache Melodie sein, doch gerade darin liegt auch die Genialität. Deutlich komplexer stechen da die Stücke „Cirrus“ oder „On Arrival“ auf dem Album heraus, mit ihren dynamischen Layern an elektronischer Finesse. Moderne Klassik, die auch den Wörtern „Modern“ und „Klassik“ gerecht werden, zum Erblühen bringt Josh Alexander diese mit Stücken „An Apology“ oder „Suspended“. Auf „Magna Briar“ werden schlussendlich alle Register vom Können des Engländers gezogen. Aufwühlend und zugleich auf einer sensiblen Frequenz an Melancholie ist dieser Titel ein Stück zeitlose Kunst. Abschließend kann man zu Hiraeth auch ein Fazit ziehen: Es ist ein Album, welches viel mit der Gefühlswelt des Hörers spielt. Sehr bodenständiges, klassisches Ambient in der modernen Zeit und strahlt beträchtlichen Charme aus. Das Album ist facettenreich komponiert und spricht sehr tiefgründig aus der Seele von Josh Alexander. 'Hiraeth' ist daher durchaus ernst zu nehmen, wenn man am Ende des Jahres ein Highlight im Genre sucht. Irgendwie auch immer ein gleiches Schlusswort für Künstler unter dem Dach von Moderna Records und das ist nicht wirklich eine Überraschung für das kleine Vorzeigelabel aus Kanada, dessen Musiker einen mit ihrer Musik prägen können. Links zu Josh Alexander:
Hiraeth Songliste / Dauer:
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