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Eine bipolare Angelegenheit.
Es ist schon faszinierend, Bands von den ersten Schritten an zu begleiten und zu sehen, wie sie sich entwickelt haben. Bereits 2013 haben wir die Formation Indignu aus Barcelos in Portugal mit ihrem Werk „Odyssea“ vorgestellt. „Paradebeispiel für einen konsistenten Klang in einer perfekten, aufeinander abgestimmten Atmosphäre“ waren unsere Worte damals. Nach drei Jahren melden sich die Portugiesen mit ihrem aktuellen Album „Ophelia“ diese Tage zurück. Traditionell mit einem Konzept, der auf dem neuen Werk ebenfalls zur Geltung kommt.
War das letzte Album eine audiovisuelle Reise der Geschichte, so haben sich Indignu auf Ophelia etwas Besonderes einfallen lassen. Das Album besteht aus zwei Seiten. Inklusive zwei Covergestaltungen. Zwei Seelen in der Brust hat daher auch der musikalische Aspekt, denn die Portugiesen verfolgen. Die Band zelebriert einen experimentellen Post-Rock mit leichten Bezug aus dem Shoegaze. Darüber hinaus halten wie gewohnt moderne klassische Elemente Einzug in die Klanglandschaften. Streicherarrangements sind ebenso vertreten wie das Klavier. Das Gesamtbild ist ein sphärischer und verträumter Klangteppich der vielschichtig und teils auch komplex agiert.
Nun aber zur Besonderheit auf Ophelia. Das Konzept dieses Albums ist ein weiblicher Charakter, den man sich vorstellen kann. Es geht um Freiheit und Etiketten, eine besondere Art von Bipolarität, die Hörer bei gewisser Musik auch suchen. Parallelen zu Hamlets Ophelia, die junge Frau, die mit unterdrückter Liebe kämpfen musste und später wahnsinnig wurde, können da auch eine Rolle spielen. Akustisch ausgedrückt auf insgesamt sechs Songs, gekennzeichnet mit A und B. Die zwei Seelen fest definiert
Die ersten drei Songs sind eine Ode an den modernen Post-Rock, gefühlsbetont und mit neoklassischen Nuancen. Besonders beeindruckt hat der Song „Adeus, clarabóia“ mit Klangteppichen, die unter der Haut gehen. Das Zusammenspiel von Viola als auch Cello mit den Klangtiraden der Gitarre ist expressionistisch schwer zu überbieten. Indignu verstehen es nahezu perfekt, die Balance zwischen Post-Rock und Klassik zu finden, um ein Bild voller Farben der Akustik beim Zuhörer explodieren zu lassen. Dass man dann es noch schafft, den typischen, südeuropäischen Klang mit einfließen zu lassen ist definitiv ein kinoreifer Hörgenuss. Die andere Seite, die letzten drei Songs sind im Gegenzug zu den anderen, schwermütiger und teils mit progressiven Anleihen ausgestattet. Hier merkt man die große Experimentierfreude der Sechs aus Portugal am deutlichsten. „Tâmaras ao Vento“ verschmilzt auf vielerlei Art Genres und Subgenres zu einem homogenen Gefüge der Akustik, der neugierig macht. Selbst die klassischen Instrumente spielen nur eine Nebenrolle, wenn überhaupt. Ja, Ophelia hat zwei Seiten, eine emotionale und eine aufwühlende. Das ist schon wirklich ganz große „Musikkunst“ was Indignu da abgeliefert haben. Man weiß bis heute nicht, warum man ausgerechnet das lateinische Wort für „unwürdig“ als Bandnamen gewählt hat. Die Musik ist es in keinem Falle – im Gegenteil die Portugiesen überzeugen mit Kreativität, Mut und Fantasie, natürlich auch mit dem stimmigen Post-Rock in der Moderne. Ophelia gibt es als Download-Version sowie auf der limitierten Black 12 Vinyl. Fans von experimentellen Post-Rock dürfen Indignu weiterempfehlen. Relevante Links + Media
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