Der Klang der Gezeiten.
Für den Fall, dass man es nicht mitbekommen haben sollte, es gibt vom Klangmeister Ian Hawgood seit September ein neues Album zu bestaunen. Betitelt mit „Peace Fragments“ erhält man ungefähr eine Stunde lang faszinierende Klanglandschaften der ruhigen und sensiblen Art. Das Album passt auf seiner Weise ideal auch dazu, dass man darüber berichten muss. Zum einen erzählt es vom Leben des Komponisten und sein Verhältnis zum Meer. Flut und Ebbe – Gezeitenstrom. Zum anderen formen Klang und die daraus resultierende Ästhetik akustische Bilder von den Wellen, die auf das Ufer treffen. Sanft und bedächtig.
Nach Jahren in verschiedenen städtischen Gebieten fühlte sich Ian unwiderstehlich von den Fluten und Ebben rund um sein neues Zuhause an der Küste von East Sussex angezogen. Vorstellen muss man den Komponisten eigentlich nicht mehr, eine Kurzbiografie gibt es in der Rezension von „Impermanence“ aus dem letzten Jahr. Ein Album, welches eine echte Bereicherung ist im Genre des Ambient. Zitat: „Ian Hawgood bietet mit dem Album viele interessante Gesichtspunkte und Ansätze, seine Stücke zu deuten und für sich zu kommentieren. Eine typische Form der Musik, die kostbar und zeitlos scheint.“ Mit dem neuen Werk erhält man auch exakt das, was der Titel einem verspricht. Akustische Fragmente der Stille und des Friedens vereint unter dem Rahmen der Klangästhetik.
Die Klangtexturen sind verträumt und anmutig
Man mag zuerst etwas verwundert sein, das Album beinhaltet insgesamt 3 Fragmente beziehungsweise Stücke. Doch die Spieldauer dieser Stücke ist eine sehr ausgedehnte und meditative Reise in die eigene Seele. Oder wohin man auch immer bei diesen Klanglandschaften seine Gedanken auf die Reise schicken möchte. Das Album ist prädestiniert dazu, seinen inneren Frieden für eine Stunde lang zu finden, mit seinen sehr ruhigen und fragilen Klangfarben. Akustisch schöpft der Komponist die genretypische Instrumentalisierung in seiner fragilen Form auch aus: Gitarreneffekte, gekoppelt mit Loops und Layers, dazu elektronische Finessen mit dem Keyboard, alles zusammen ergibt melancholische Klanglandschaften mit nachdenklichen Nuancen. Die Klangtexturen sind verträumt und anmutig, dazu sehr ausgewogen in ihren Arrangements. Das Album verwebt Gefühle von Sehnsucht, Melancholie und fragile Schönheit der Romantik zu einem malerischen Augenblick im Genre des Ambient. Dazu kommt das Gefühl, man lausche den Herzschlag des Albums von einer Vinylplatte, denn diese Tangente breitet eine marginale Aura aus Nostalgie auf dem Hörer aus. Das Klangbild ist zwar nicht einzigartig im Genre, es verzaubert einen sofort, nimmt einen an die Hand und wird Dein bester Freund, auch wenn es mal nicht so rund läuft im Leben. Sehr bedächtig werden in allen drei Stücken eine immersive Atmosphäre aufgebaut, bei der man förmlich den Salzgehalt der Meeresluft auf seiner Haut spüren kann. Wie der Leuchtturm in der Ferne, der einsam auf dem Felsen steht, so hat das Album einen Flair aus tiefster Romantik als tragende Säule. Selbst etwas Lyrisches kann man dem Album abgewinnen. Verträumte Klangpoesie mit einem ruhigen und gemäßigten Puls erschafft Ian Hawgood auf seinem neuen Album Momente der Zeitlosigkeit. Hermann Hesse schrieb einst: „Wie eine Welle, aus blauer Flut sich voll Verlangen reckt und müde und schön im großen Meer verglänzt.“ so in etwa agiert „Peace Fragments“ im endlosen Ozean des Ambient. Es ist aus Wellen von Erinnerungen durchzogen, an die man gerne zurückblickt. Das Musikverständnis von Ian Hawgood kann man als exorbitant ansehen, der es versteht, eine Sprache der Leidenschaft mit seinen Kompositionen auszudrücken. Release war der 04. September 2020 über das kleine und charmante Label Slowcraft Records. Links zu Ian Hawgood:
Peace Fragments - Songliste / Dauer:
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Februar 2024
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