Nachts, wenn das Meer mich wiegt.
Ein Zitat von Hermann Hesse beschreibt wunderschön das neue Album von Himmelsrandt. „Nachts, wenn das Meer mich wiegt und bleicher Sternenglanz auf seinen weiten Wellen liegt. Dann löse ich mich ganz von allem Tun und aller Liebe los. Und stehe still und atme bloß.“ Mit großer Wahrscheinlichkeit würde der Dichter die gleichen Sätze finden, wenn er die Melodien auf „Meerland“ von Peter Honsalek hören würde. Das Meer und seine endlose Faszination waren schon immer treibende Inspirationsquellen für Künstler. Werte Leser, bitte lehnen Sie sich zurück, denn die Reise über das große Meer in Richtung verträumte Klanglandschaften beginnt.
Bevor wir ablegen, ein paar Worte zu Himmelsrandt, das Projekt von Peter aus Koblenz. Während seines Studiums in Bratsche und Klavier an der Universität für Musik und darstellende Kunst in München und nach verschiedenen anderen Musikprojekten hat der Musiker mit „Himmelsrandt“ begonnen, einem klassischen Musikprojekt mit verschiedenen musikalischen Einflüssen. Mit dem Album „4 Moments & Rain“ aus dem Jahre 2017 taucht dann der Komponist zum ersten Mal auf dieser Magazin-Seite auf, und lies einen permanenten Eindruck zurück. Zitat aus der Review: „Sehr gefühlvoll und sanft sind die emotionalen Bögen aufgebaut, beinahe eine perfekte Synergie aus Romantik und Klassik zeigt das Potenzial des Komponisten auf.“ Letzte Klangimpressionen gab es 2019 mit der EP „VALE“, diesen Oktober steht nun das neue Album „Meerland“ an, eine sehr gefühlvolle Welt von cineastischer Bandbreite.
Ästhetisch und mit einem Hauch an Nostalgie angesiedelt
Was sehr ins Gewicht fällt ist die Inszenierung vom Album, die wie das Meer und seine Gegebenheiten auf dem Punkt gebracht wurde. Die endlosen Weiten ruhiger See, majestätisch und erhaben, aber auch die stürmische und wuchtige Seite. Instrumentalisiert durch eine wahrlich gefühlvolle Weise durch Klavier, Streicher-Arrangements und subtiler Elektronik. Hinzu kommen marginale Naturaufnahmen, um die Atmosphäre beim Hören auf eine exorbitante Ebene zu heben. Vor allem das Klavier symbolisiert das Wasser auf eine originelle Weise. Die Wellen, der Gezeitenstrom oder das Gefühl, endlich auf eine lange Reise zu gehen, das Reisefieber und auch die Entbehrungen während dieser Fahrt. Die Einsamkeit inmitten der Nacht, jeden einzelnen Stern am Firmament, der zum Greifen nahe rückt. Doch auch der Sturm, der unbarmherzig gegen die Planken schlägt, wie im 6. Titel auf dem Album, hat Himmelsrandt akustisch eingefangen. Melodische Facetten, die zur Klangästhetik mutieren können sind bei vielen Titeln die tragenden Säulen. Eingebunden sind die neoklassische Ebenen in Form anmutiger und gefühlvoller Tastaturanschläge am Klavier und vor allem im Kombination mit den Streich-Instrumenten erblühen gefühlsbetonte Landschaften im Kontext der sieben Weltmeere. Musikalisch orientiert sich der Komponist an klassischen Klangteppichen, die mit elektronischen Nuancen verschmolzen werden. Der hohe experimentelle Grad ist auf Meerland deutlich herauszuhören, ebenso ist die Klangvielfalt der 7 Stücke auf einem recht hohen Niveau angesiedelt, jeder Song behandelt das Thema auf seine eigene Weise, allerdings variiert die Tonfrequenz, das Tempo und die Resonanz sehr deutlich und gibt jeden Song einen anderen, mal melancholischen und romantisierenden Anstrich. Der Balanceakt zwischen emotionalen Strukturen und empfindsamen Facetten aus Tagträumen gelingt immer wieder, auch beim mehrmaligen Durchhören des Albums. Die Augen zu schließen und sich gefangen nehmen zu lassen von dieser akustischen Kulisse ist eine große Stärke. Auch wenn man keinen Titel explizit hervorheben muss, so hat mich persönlich auf Meerland der letzte Titel (VII) extrem in einem magischen Bann gezogen. Als würde man selbst auf den Wellen treiben, um einen nur die endlose Freiheit und der salzige Geruch des Wassers. Akustisch wundervoll verpackt mit diesem graziösen Klavierspiel. Meerland ist so ein Album geworden, das ästhetisch und mit einem Hauch an Nostalgie angesiedelt ist - zwischen Neoklassik und dem Ambient. Ideal für ruhige Stunden der Entspannung und des Vergessens, ein träumerischer Begleiter sozusagen. Peter Honsalek hat vieles vereint auf diesem Album und diese Mischung weckt viele Gefühle beim Zuhören. Wer auf Klavier, Strings und marginale Elektronik steht, für dem ist das Album ein reines Vergnügen. Dazu kommt die Komponente vom Meer, dem sicher jeder Hörer eine vertraute Facette abgewinnen kann. Los geht die Reise am 16. Oktober 2020 über Unperceived Records, als Klangimpression verlinke ich die Single zum 6. Titel. Links zu Himmelsrandt:
Meerland - Songliste /Dauer:
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